Eine Art Absichtserklärung, an der die Kasseler Documenta gemessen werden kann - das ist die Berliner Thyssen-Vorlesung von Okwui Enwezor, zugleich der erste Beitrag der von Horst Bredekamp und Gottfried Boehm heraus- gegebenen Reihe "Ikonologie der Gegenwart". Der Band ist im Juli 2002 im Wilhelm Fink Verlag München erschienen. "Wo wird heutzutage über den Status eines Kunstwerkes in letzter Instanz entschieden? Einige der hier zugrundeliegenden Probleme, die an der Schnittstelle von globalisiertem Kapital- und Kunsttransfer greifbar werden, will ich erkunden. Dabei sollen mich vornehmlich Art und Aufgabe von Museen und Groß- ausstellungen beschäftigen. Dazu will ich drei umfangreiche Felder in den Blick nehmen - den Markt, die Institutionen und die Medien-, um deren Einfluß zu untersuchen. Im Zuge solcher Diskussionen läßt sich ohne weiteres feststellen, daß den entscheidenden Kennzeichen der Globalisierung mit ihren glücksbringenden Verheißungen eine Reihe von Antinomien eingeschreiben sind. Großausstellungen bieten nicht nur einen beispielhaften Ort kultureller Überraschung und transnationaler Begegnung zwischen Künstlern, Kunstmärkten und Institutionen, sondern auch dessen Kehrseite: Sie sind eine Markt- und Schauplatz des Spektakels, was Horkheimer und Adorno den Kulturbetrieb genannt haben.Warum also Großausstellungen? Dieser Kritik will ich auf zweifache Weise begegnen: einmal mit einem Konzept, das ich "strategische Globalität" nennen möchte, und zum andern mit einem Konzept von Zuschauer-schaft. Es geht um anti-hegemoniale Konzeptionen des Blicks, um ganz neue Zuschauer-verhältnisse, deren programmatische gesellschaftliche Differenzierung politische Artikulation und kulturelle Spezifität das Konzept des Spektakels rekonfigurieren und es zum Ort neuer Machtbeziehungen sowie kultureller Übersetzungsarbeit machen." Okwui Enwezor
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ISBN-13
978-3-7705-3741-9 (9783770537419)
Schweitzer Klassifikation