VORWORT . 6
ALASKA . 9
NINILCHIK - Geheimtipp für Fischer und Muschelsammler . 16
HOPE - Buckellachse locken Fleischfischer . 24
CHINOOKS - Kampfstarke Riesen . 32
PRALLHANG - Gefährlicher Übermut . 41
BÄRENSPUREN - Pelzige Botschaften . 48
MATERIALSCHWUND - Die Rache der Rotlachse . 56
VALDEZ - Wehrhafte Knutschnasen . 63
HUNDSLACHSE - Restwasser und Öl . 69
BELUGA LAKE - Silbrige Sternstunden . 76
LACHSFARM - Schweinerei mit dem Fisch . 85
JAGDFIEBER - Gefinkelte Methoden . 89
BUSCHFLUG - Verrückte Mutprobe . 96
ÖSTERREICH . 105
ÄSCHENPROJEKT - Fahnenträger im Aufmarsch . 110
RAUBBAU - Gier nach Fisch . 119
CATFISH - Eine schuppige Stinkbombe . 124
"GEBIRGSBARSCHE" - Tödliches Spülkonzept . 132
LEBENSELEMENT - Sorgloser Umgang . 140
URFORELLE - Ein genetischer Schatz . 145
SCHNEEFORELLE - Arktische Verhältnisse . 152
EISFISCHEN - Harte Typen . 159
ASIEN . 169
FLUGVERKEHR - Wahnsinn am Polarkreis . 176
TAIMENPIRSCH - Frühsport im Nordlicht . 185
JAKUTISCHE REISE - Verkorkste Flussfahrt . 193
FRAUENLEID - Schlechte Nachrichten . 208
SAISSANSEE - Seeraben . 212
TRAUMSCHIFF - Nötigung . 218
PFERDETRECKING - Schmerzhafte Erfahrung . 223
MONGOLISCHES WASSER - Ein gefährlicher Spaß . 230
GELBSCHWANZÄSCHEN - Fliegenfischers Traum . 236
IMODIUM - Pfiffige Idee . 243
LITERATURLISTE . 251
"Kein Rentier ist so blöde, in dieser gottlosen Weite und Öde als vierbeiniger Blutspender umherzulaufen. Nur wir abenteuersüchtigen Taimenfischer, samt russischer Begleitagentur, schlagen uns durch die Insektenschwärme." (Gottlieb Eders Erkenntnis am Polarkreis)
"Ich habe einen! Das Vieh reißt mir das Leihzeug kaputt. Hilfe, so helft mir doch!"
Tom ist kein Fischer. Er ist ein leidenschaftlicher Niederwildjäger und Heger seines bayrischen Reviers. Mehr Wert ist ihm die Pirsch als der geile Schuss. Als Anfänger des nassen Weidwerkes braucht er unsere Hilfsbereitschaft und Ratschläge. Immer wieder kämpft er mit der Technik der Rollenfunktion. Statt den schweren Blinker in das Zielgebiet des Schwarmes zu werfen, fliegt uns das scharfe Eisen förmlich um die Ohren. Abgelenkt von den springenden Silberpfeilen, vergisst er immer wieder auf das Öffnen des Schnurfangbügels oder verstrickt sich heillos im Gewirr der geschlagenen Perücken.
Mit schwindender Geduld ertragen wir die vielfältigen Pannen seiner Lernphase. Knoten entwirren, Leine kappen, Wirbel und Blinker anbinden sowie Lachse bändigen, das stiehlt in gewisser Hinsicht eigene Fischerzeit. Geradezu mit der Präzision eines Scharfschützen trifft er in unregelmäßigen Abständen die einzige abgesoffene Baumleiche und hängt bombenfest. Einem Eisberg gleich ragt ein dicker Ast als Warnung aus dem Wasser und die Ausdehnung unter der Oberfläche lässt sich nur auf Grund der zahlreichen Treffer vermuten.
Von dem Hochgefühl seines Fangrausches getrieben, versenkt Tom ungeniert beinahe den halben Bestand seiner Spinnködersammlung. Es versteht sich von selbst, dass die Nachbarschaftshilfe jenen trifft, der am nächsten in Toms Arbeitsfeld verweilt.
Im Laufe der unterhaltsamen Fischerei vergrößern sich die Abstände zum blutigen Anfänger. Zunehmend muss er sich selbst mit den hausgemachten Problemen auseinandersetzen. Und nun hat der Glückspilz tatsächlich den ersten Silberlachs am Haken! Rücksichtslos schleift er den Fisch über den Kieselstreifen des flachen Ufers. Unbekümmert, wie halt so Neueinsteiger sind, macht er sich nicht die geringsten Sorgen.
Walter eilt im Sturmschritt zur abgelegten Filmkamera, um die Heldentat des glücklichen Mannes für die Nachwelt festzuhalten. In der Zwischenzeit suche ich mir aus dem vorbereiteten Feuerholzhaufen einen handlichen Schwemmholzknüppel, um den Leidenskampf des Silvers noch vor dem Ausdrehen des Hakens zu beenden. An Ort und Stelle bleibt der Totschläger später liegen, denn auch wir wollen das Fanglimit von drei Stück pro Lizenznehmer nützen.
"Hi, hi, hiiii!", schreit Tom vor Vergnügen wie ein Verrückter. "Ist das ein Königslachs?", meint er, von der Größe völlig überrascht, im urigen Dialekt.
"Fahre mit den Fingern hinter den Kiemendeckel und halte ihn hoch!", gibt Walter die Regieanweisung, um beide in das rechte Licht der Schmalfilmkamera zu rücken. Kläglich scheitert der erste Versuch durch die lebhafte Gegenwehr des Fisches.
Um uns sein Petri Heil eindrücklich zu beweisen, reißt er das Schuppenwild - immer noch steckt der Bogen eines Drillings im Zahnfleisch des Tieres - mit einem Urschrei auf Augenhöhe. Nicht gefallen lässt sich der lebendige Fisch die Misshandlung. Er krümmt seinen kräftigen Schwanz in Notwehr. Im Reflex lässt der Bändiger das Tier respektlos fallen und schimpft das Opfer:
"Kruzifix, der beißt!", schreit Tom vor Schreck und resigniert nach dem dritten Versuch mit folgenden Worten: "Leck mich am Arsch!"
[.]
Mit großer Mühe schleife ich das Boot über die grobe Schotterbank am Fluss, um eine bequeme Unterlage für mein Kreuz zu finden. Bedacht auf geringste Lärmentwicklung, wechsle ich meine Habseligkeiten vom ersten Schlauchbootstock zur ebenen Erde und liege nun unter dem ungewöhnlichen Regenschutz. Die Umsiedlungsaktion hat meine Lebensgeister wieder wachgerüttelt und die Arbeit der Ausscheidungsorgane angekurbelt. Neuerlich stemme ich einen Bootswulst hoch, um mich unedel unter dem Hindernis ins Freie zu wälzen. Kaum habe ich meine Notdurft außerhalb der Trampelpfade verrichtet, tappe ich in der Finsternis zurück zu meinem Hausboot. Plötzlich fährt mir der Schrecken tief ins Knochenmark.
"Ein Bär!", schreit Tom aufgeregt und steht mit der Pumpgun im Anschlag vor seinem Zelt. Direkt auf mich gerichtet ist der Lauf. Schemenhaft ist die Bewegung des Scharfschützen. In meiner Angst überschlägt sich schier meine Stimme:
"Spinnst du, ich bin kein Schwarzer!"
Heftig fuchtle ich mit beiden Armen in der Luft und beende schließlich den Fehlalarm. Genug Treiber hat anstelle von Wildsauen ein unüberlegter Schuss verletzt oder gar getötet. Beim Silberlachsfischen in Alaska möchte ich nicht durch die Kugel eines Greenhorns sterben.