Vorwort
Prolog
Meine Kindheit
Die Kindheit aus Sicht meiner Schwester Andrea
Schulzeit
Der Beginn der weichen Drogen
Kurze Karriere beim Sicherheitsdienst inkl. Schusswaffen-Gebrauch
Einstieg in die harten Drogen
Geldbeschaffung
Kurzer Zeitsprung zu Stern-TV 2017
Verurteilung zur ersten Gefängnisstrafe
Der Knast
EXKURS : Medikamente für den Entzug
Mein erster Entzug
Der Alltag im Gefängnis
Sonstige Dienste und Abwechslungen in der JVA
Zurück in Freiheit
Liebe abseits des Viertels
Nicht mehr alleine - für kurze Zeit
EXKURS: Was mit meinem Sohn passierte
Der komplette Absturz
Zweite Entlassung
Ein neuer Lebensabschnitt beginnt
Mein erster Job nach vielen Jahren
Exkurs: Statement meiner Freundin über mein Verhalten und die plötzliche Flucht aus Detmold
Zurück auf den Straßen Frankfurts
Eine kurze Karriere als Fotomodel
Meine dritte und letzte Haftstrafe
Das Schlimmste, was Dir als Frau passieren kann
Exkurs: Borderline-Syndrom
Zurück auf die Straße
Abschließen mit der Vergangenheit
Zurück nach Detmold
Exkurs: Das Wiedersehen aus Sicht meiner Lebensgefährtin
Gemeinnützige Tätigkeit
Drehtermine für Stern-TV
Lipper für Lipper @Asphaltexistenzler e.V.
Frankfurt Bahnhofsviertel
Hilfsorganisationen
Epilog
Danksagung
Einstieg in die harten Drogen!
Irgendwann, nach ein paar Monaten, kam ich zum ersten Mal mit Crack und Kokain in Berührung. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie das Zeug die Runde machte. Irgendwer hat eines Abends eine Crack-Pfeife dabeigehabt. Und wenn man sowieso angekifft und angetrunken ist, ist der Weg, auch Crack mal auszuprobieren, nicht weit. Das Gleiche auch mit Koks. Wenn wir feiern waren, war es normal, Koks mitzuschniefen. Man wird cool, hält die Nacht durch und hat ein tolles Gefühl - meint man.
Anfangs konsumierte ich die harten Drogen wie Crack und Kokain nur einmal im Monat. Ich dachte, ich hätte es unter Kontrolle. Aber nach einiger Zeit nahm ich sie zwei- bis dreimal im Monat und bald sogar zwischendurch. Die Sucht hatte mich ergriffen, und ich konnte nicht genug bekommen.
[QR-Code mit Videointerview: Einstieg in die harten Drogen]
Sobald man einmal Crack genommen hat, wird das Verlangen danach immer stärker. Man kann sich kaum vorstellen, wie schnell man abhängig wird. Aber ich wollte immer mehr. Ich fand einfach kein Ende.
Wie schon erwähnt, ich will nicht bestimmte Anlässe für meine Drogen verantwortlich machen. Andere Personen gehen mit solchen Situationen ganz anders um. Ich allerdings, in meiner psychisch labilen Verfassung mit Hang zu Borderline (hierzu komme ich noch später) und Depressionen bin diesen Weg gegangen.
Mit 21 Jahren nahm ich zum ersten Mal Heroin, das ich die erste Zeit allerdings nur schniefte. Dabei blieb es aber nicht. Um den endgültigen Kick zu bekommen, musst Du Dir das Zeug auch spritzen.
Das war dann die nächste Stufe auf dem Weg nach unten. Wenn Du erst mal Crack und Heroin genommen hast, bleibt Dir nicht mehr viel.
Das Gefühl, wenn Du das erste Mal Heroin nimmst, ist ziemlich seltsam: Man denkt, man schwebt, aber gleichzeitig fühlt man sich so niedergeschlagen. Es ist schwer zu beschreiben.
Die Kombination aus Crack, Kokain und Heroin ist brutal. Vor allem, wenn man nicht weiß, wie viel man nehmen kann, ohne sich ernsthaft zu gefährden. Ich wusste das anfangs nicht. Wir kauften das Zeug mit Freunden und teilten es. Auch sie kannten die richtige Dosierung nicht. Beim ersten Mal holten wir einen "10er" Beutel, also ein halbes Gramm für 10 Euro. Heute liegt der Preis sicherlich bei 25-30 Euro oder sogar noch mehr und die Qualität der Drogen war früher wahrscheinlich besser. Heute wird Heroin und Crack oft gestreckt, um mehr zu verdienen.
Crack raucht man als "Stein". Je nachdem, wie die Qualität des Steins ist, hält der Rausch für 5 - 10 Minuten vor, maximal 15 Minuten. Das ist auch der Grund, weswegen man immer wieder Nachschub benötigt: ein sehr kurzer Rausch, den man oft haben will.
[QR-Code Video-Interview: Preis für Crack und Bedarf pro Tag]
Nachdem ich meinen Job beim Sicherheitsdienst verloren hatte (mittlerweile habe ich auch jegliches Interesse an dieser oder einer anderen Arbeit verloren), mir aber Geld für Drogen beschaffen musste, blieb nichts mehr für andere Dinge des Lebens übrig, wie z. B. die Miete. Irgendwie verliert man das Gefühl für bestimmte Notwendigkeiten, wie z. B. der regelmäßigen Zahlung von Mietverbindlichkeiten.
Das Ergebnis war, dass ich neben meinem Job nun auch meine Wohnung verlor. So richtig interessiert hat mich das allerdings nicht. Wenn Du auf Drogen bist, sind Dir viele Dinge einfach egal. Du lebst in den Tag hinein, bist für Drogenbeschaffung verantwortlich und der Rest interessiert nicht. Das Verantwortungsgefühl für viele Dinge kommt Dir einfach abhanden.
Zunächst kam ich bei Kumpels, also ehemaligen Arbeitskollegen, unter. Aber nach sechs oder acht Wochen suchte ich nicht einmal mehr deren Gesellschaft. Ich wollte das Bahnhofsviertel nicht mehr verlassen. Mein einziges Ziel war der Konsum. Dazwischen musste ich Geld beschaffen und Drogen kaufen.
Also fing ich an, im und um das Bahnhofsviertel zu übernachten. In Hof- und Türeingängen, unter Brücken, in Abrisshäusern oder auch in den U-Bahn-Stationen haben wir Zuflucht gesucht, um ein paar Stunden zu schlafen. So richtig häuslich eingerichtet haben wir uns nirgends. Das ging auch gar nicht, weil die Sachen, die man dort liegen lässt, entweder geklaut oder weggeräumt werden. Also hat man die wenigen Utensilien in Taschen dabei oder versteckt sie irgendwo. Bei mir war es ein alter Schlafsack und eine kaputte Isomatte als Unterlage.
[QR-Code Video-Interview: Die Nächte als Frau im Bahnhofsviertel]