Die islamische Rechtstheorie (usul al-fiqh) ist ein zentrales Instrument zur Beurteilung menschlicher Handlungen in der islamischen Rechtswissenschaft. Obwohl sich die vier sunnitischen Rechtsschulen auf dieselben Quellen -- Koran und Sunna -- stützen, führen unterschiedliche Interpretationen zu abweichenden Rechtsurteilen. Dabei spielt die arabische Sprachwissenschaft eine wesentliche Rolle, da ihre semantische Mehrdeutigkeit verschiedene Interpretationen ermöglicht.
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung der arabischen Sprachwissenschaft für die usul al-fiqh anhand des Werkes Mirat al-usul fi sarh mirqat al-wusul von Mulla Husraw, das über 400 Jahre in osmanischen Medresen gelehrt wurde. Dieses hanafitische Rechtswerk analysiert den Zusammenhang zwischen Rechtstheorie und Sprachwissenschaft. Ziel der Untersuchung ist nicht die Übersetzung des Textes, sondern die Analyse relevanter sprachwissenschaftlicher Regeln. Dabei werden Beispiele aus anderen usul-Werken und Rechtsschulen herangezogen, um unterschiedliche Auffassungen zu vergleichen.
Die Untersuchung zeigt, dass die arabische Sprachwissenschaft nicht nur ein zentrales Hilfsmittel zur Auslegung der usul al-fiqh darstellt, sondern auch maßgeblich zur Vielfalt rechtlicher Interpretationen beiträgt. Dies unterstreicht die untrennbare Verbindung zwischen Sprache und Recht im islamischen Diskurs und verdeutlicht, dass die methodologische Reflexion über sprachliche Prinzipien essenziell für ein tieferes Verständnis der islamischen Rechtswissenschaft ist.
Thesis
Dissertationsschrift
2020
Universität Wien
Sprache
Maße
Höhe: 240 mm
Breite: 170 mm
ISBN-13
978-3-8325-5925-0 (9783832559250)
Schweitzer Klassifikation
Murat Doymaz, geboren 1985 in Izmir und seit 1989 in Österreich lebend, ist Architekt, Islamwissenschaftler und islamischer Theologe. Er studierte Architektur an der Technischen Universität Wien, Islamische Theologie in Istanbul und Eskisehir sowie Islamwissenschaft an der Universität Wien. Er promovierte in Architektur an der TU Wien und in Islamwissenschaft an der Uni Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Architektur, Baukunst, islamischer Rechtstheorie und Koranexegese.