In dieser Untersuchung fand eine Gegenüberstellung ethischer Argumente mit forstlichen Modellen der Nachhaltigkeit statt. Dabei wurde der ethisch-systematische Überblick nach Nida-Rümelin (1996) zugrunde gelegt. Die eingangs aufgestellten Thesen konnten im Hinblick auf die Nutzfunktion und die Risikobeachtung als Indikator für die Nachhaltigkeit jedoch nicht bestätigt werden. Individualethik ist für den Bereich Privatwaldwirtschaft erfolgreich, die Fachsprachlichkeit in der Forstwirtschaft sollte gefördert werden. Das forstliche Nachhaltigkeitsmodell hält in vielen Teilen einer Konfrontation mit ethischen Modellen nicht stand. Risikobewusstsein ist den Forstleuten vertraut, da nachhaltiges Handeln bei Forstleuten seit langem als berufliche Moral verstanden wird. Die Erfahrungen aus der Betrachtung über längere Zeiträume kann deshalb eine Motivation für den richtigen Gebrauch der Ethik sein. Die eigene forstliche Moral dient der Gewährleistung der Nachhaltigkeit auf dem Gebiet des Waldbaus durch Managementregeln (Kahlschlagverbot, naturnahe Bewirtschaftung und Vernetzung von Trittsteinbiotopen). Im Bereich Waldbau ist strenge Nachhaltigkeit ohne Beachtung des Naturschutzes nicht denkbar, u.a. aus Gründen des Artenschutzes und der Biodiversität.
Die Aufgabenstellung der Untersuchung war weiterhin, Bereiche der Forstwirtschaft zu erarbeiten, die für Ethik offen sind. Wenig moralisch war in dieser Hinsicht häufig das forstliche Handeln im Bereich Waldbau. Zunehmend konnten Berührungspunkte über die Forsteinrichtung, den Forstschutz und Zinssätze festgestellt werden. Die Krise der Forstwirtschaft, die in einer mangelnden Wertschätzung zu Beginn der Arbeit erkannt wurde, sollte untersucht werden. Monetäre Zusammenhänge konnten jedoch nicht festgestellt werden. Moralisches Handeln ist demnach nicht marktimmanent, sondern muss durch eigene forstliche Moral angestrebt werden.
Für eine künftige Waldnutzung sieht der Umweltrat (2000) offene Planungsprozesse als Lösung, die von Leitbildern bestimmt werden und einer prozeduralen Rationalität folgen. Die veränderte Bedeutung des Nachhaltigkeitsbegriffes, wie er heute allgemein in der Politik Verwendung findet, bedeutet nicht nur eine deutliche Erweiterung der ökologischen Inhalte, sondern erfordert auch die Einbeziehung sozialer Nachhaltigkeit. Dies wiederum stellt die Forstwirtschaft und die Waldnutzung auf Grund ihrer Langfristigkeit vor nicht unerhebliche Probleme. Grundsätzlich muss ein Mindeststandard bei der Waldbewirtschaftung auf der gesamten Fläche eingehalten werden. Dieser Mindeststandard muss nach Ansicht des Umweltrates im Rahmen der Diskussion um das Leitbild Nachhaltigkeit konkret formuliert und entsprechend umgesetzt werden. Der Entwurf des Landeswaldgesetzes für das Land Brandenburg (2003) hat bereits wertvolle Hilfe geleistet.
Auf Bundes- und Landesebene finden sich zahlreiche Beispiele dafür, dass der Umbau von Wäldern Thema von Koalitionsvereinbarungen, parlamentarischen Debatten und Regierungserklärungen wurde. Die Absicht, die bestehenden Wälder umzubauen, wird dabei von einem breiten Konsens getragen. Von allen Landnutzungsformen ist die Wald- und Forstwirtschaft die am stärksten auf Langfristigkeit orientierte Bewirtschaftungsform. Die von Daly (1999) empfohlene Investition in nicht erneuerbare Naturkapitalien (Boden, Wasser, Luft) unterstreicht dieses sehr deutlich.
Der Begriff Nachhaltigkeit, d.h. dauerhafte, umweltgerechte Entwicklung hat darin teilweise seine Wurzeln. Um die politische Forderung der Nachhaltigkeit besser zu verwirklichen, hat die deutsche Forstwirtschaft das Leitbild einer multifunktionalen Waldnutzung etabliert. Auch wenn Einigkeit darüber besteht, dass das theoretische Gleichrangigkeitsmodell in der Praxis nur bedingt operational ist, so unterstützt der Umweltrat den Ansatz der Multifunktionalität. Die Untersuchung dieser Arbeit kam zum gleichen Ergebnis.
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30
4 s/w Abbildungen, 30 s/w Tabellen
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ISBN-13
978-3-86624-317-0 (9783866243170)
Schweitzer Klassifikation