Vorwort: Change Management mit den Menschen
Teil I: Das Umfeld, in dem wir uns bewegen - Gruppendynamik im Kontext unterschiedlicher Organisationsarchitekturen
1. Organisationsstrukturen: Nichts bleibt, wie es einmal war
Alle müssen besser werden...
Drei Kerngedanken der neuen Architektur einer Organisation
Der Prozess des Übergangs zur neuen Form
Ungeplante Nebeneffekte
Pflegebedürftige Gruppenstruktur
2.Change Management im Rahmen der neuen Organisationsarchitekturen und die Renaissance der Gruppendynamik
Die Geister, die ich rief...
Warum auch wechselnde Ungleichheiten stabilisierende Wirkung haben können
Organisationen sind Kinder ihrer Zeit
Eine Erbsünde der Organisation - und wie wir Buße tun
Exkurs 1: Was nicht im Organigramm steht
Exkurs 2: Mikropolitik
3.Die modernen Konzepte im Großversuch und ihre gruppendynamische Dimension
Die klassische Projektorganisation
Die organisatorische Matrix
Netzwerke
4.Warum so viele Vorhaben scheitern
Der Manager als Macher
Versachlichung - ein typisches Merkmal der Geschäftssprache
Vorwand: Zeitdruck
Mentales Modell: Der Mensch als Maschine
Angst und fehlendes Vertrauen
5.Merger und Akquisition: Von allein wächst nichts zusammen
Verräterische Symptome
Die übliche Methodik des Vorgehens
Aktion: Geheime Kommandosache
Im Zentrum des Interesses: Betriebswirtschaftliche Analysen
Anfänge sind durch Abgrenzung, Vorsicht und Sorge um sich selbst gekennzeichnet
Geschwisterneid und Geschwisterrivalität
Bedürfnis nach Sicherheit - und der Ruf nach klarer Führung
Empfehlungen
6.Familiendynamik im Unternehmen
Aus dem Leben gegriffen...
Die besonderen "familienbedingten" Herausforderungen im Allgemeinen...
... und im Besonderen
Gruppendynamische Spezialitäten
Erfolg versprechende Steuerungssysteme
7. Antriebsenergie für Veränderung - Treibstoff Gruppendynamik
Weg von... dem derzeitigen veränderungsbedürftigen Zustand
Hin zu... einer gemeinsamen Vorstellung von einer attraktiven Zukunft
Das Sowohl-als-auch: Balance zwischen Struktur und Verhalten, zwischen Sach-Logik und Emotionen
Top-down und bottom-up
Teil II: Ein Blick hinter die Kulissen - Veränderungen und der Faktor Gruppe
1.Individuum, Flexibilität, Veränderung - und die Rolle der Gruppendynamik
Gruppendynamische Basiserfahrungen: Bedeutung von Bezugsgruppen und Bezugspersonen
Schritte im Veränderungsprozess - und die Rolle der Gruppen(dynamik)
Unsicherheit als Ursache für Stress und Krankheit
Und die Moral von der Geschicht´...
2.Die Funktion der Gruppe und ihr Innenleben
Wozu dient die Gruppe?
Anfangssituationen und die Psycho-Logik von Widerstand
Durchgängige Muster in Gruppen
Die Gruppe als Energiesystem
Dreh- und Angelpunkt: Kommunikation
3.Mythos Führung
Das konventionelle Bild von Führung
Ableitungen
Ein gruppendynamisches Führungskonzept
Der Projektleiter - das Herz aller Dinge
Primus inter Pares
Die Delegierten-Runde
Herrenreiter und Indianer
Profis und Lehrlinge
Modell Handwerkskammer
Wir sind alle gleich oder: Keiner darf sich profilieren
Zeitgemäße Führung?
Verlockungen zur Inkonsequenz
Mittel und Wege
4.Die Neurosen der Chefs
Einflussfaktoren des Verhaltens
Musterbeispiele
5. Teams als Schlüssel zur Hochleistungsorganisation?
Welche Voraussetzungen braucht ein Team?
Aufgabenfelder integrierter Teams und Kennzeichen von Entwicklungsstörungen
6.Die Sache mit den Gefühlen
Die Spitze des Eisbergs - und was darunter liegt
Die Flucht in die Versachlichung und ihr Preis
Das Zusammenspiel zwischen Sachebene und Beziehungsebene
Nicht psychologisieren um jeden Preis
Spezielle Formen der Notlüge
7.Die Kunst der sozialen Wahrnehmung
Von der Sinnesreizung zur Wahrnehmung
Voraussetzungen und Einflussfaktoren bei der Wahrnehmung
Die Wahrnehmung von Mensch zu Mensch
Wahrnehmung als Konstruktion von Wirklichkeit
Wahrnehmung steuert Verhalten
8.Die Kunst des Feedback
Begriffsklärung und Geschichtliches
Die Bedeutung von Feedback
Probleme beim Feedback-Geben
Probleme beim Feedback-Annehmen
Feedback einfordern
Feedback: Ziele, Chancen und Voraussetzungen
Spielregeln
Management der Veränderungen - und die Rolle von Feedback
Feedback und Kommunikation
Vier hilfreiche Regeln für persönliches Feedback
Anleitung zum Schutz vor Feedback - ein Paradox
9.Virtuelle Teams
Das Neue an den neuen Kommunikationstechnologien
Neues Spiel, neue Chancen?
Teil III: Der Werkzeugkasten: Konzepte, Instrumente und Verfahren
1.Die Unterwelt von Gruppen - und wie man sie erkundet
Bilder und Collagen
Stellübungen und Skulpturen
Psychodramatische Aufstellungen
2. Selbsteinschätzung und Feedback
Übung zur Selbst- und Fremdeinschätzung in einer gruppendynamischen Veranstaltung
Gruppendynamisches Kompetenzportfolio
Gruppendynamisches Resümee - "Gepäckkontrolle" als Zeitreise
[...]
Kapitel 8
Die Kunst des Feedback
NORBERT WIENER, ein tatsächlich aus Wien stammender Kybernetiker, hat es einmal so formuliert: "Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, bevor ich nicht die Antwort darauf gehört habe." Das Prinzip der Rückkoppelung wurde schon früh als wesentliches Element zur Steuerung technischer Systeme erkannt. Später hat man entdeckt, dass dieses Prinzip de facto eine ebenso wichtige Rolle im zwischenmenschlichen Umgang spielt. Mittlerweile ist das Prinzip unter dem Fachbegriff Feedback in unterschiedlichsten Wissenschafts- und Alltagsbereichen zum gängigen Hilfsmittel geworden, wenn auch nicht immer einheitlich verstanden und schon gar nicht professionell genutzt.
Begriffsklärung und Geschichtliches
Feedback bedeutet ganz allgemein Rückkopplung, Rückmeldung - wörtlich genommen eigentlich Rückfütterung - von Informationen innerhalb bestimmter Regelungsprozesse.
Für uns hier ist der zwischenmenschliche Bereich und damit das personbezogene Feedback von Bedeutung. In diesem Zusammenhang verstehen wir unter Feedback die Rückmeldung darüber,
* wie ich eine Person wahrnehme,
* welche Wirkung dies in mir auslöst und
* welche Konsequenzen dies auf mein Handeln ihr gegenüber auslöst.
Die Gruppendynamik entdeckte die Bedeutung von Feedback eher zufällig:
Während eines Seminars zur Fortbildung von Erwachsenenbildnern traf sich das Leitungsteam regelmäßig am Abend mit den Beobachtern, um sich mit ihnen über ihre Beobachtungen auszutauschen, die sie tagsüber über die Prozesse in den einzelnen Gruppen und das Verhalten der Leiter sowie der Gruppenmitglieder zueinander gemacht hatten, diese Beobachtungen zu analysieren und zu interpretierten. Die Teilnehmer wussten um diese Zusammenkünfte und begannen zunächst vereinzelt als Gäste daran teilzunehmen. Mit zunehmender Erfahrung stellten alle fest, dass sie in diesen Auswertungssitzungen viel mehr und eindrücklicher über ihr eigenes Verhalten und das ihrer Gruppe lernen konnten als während der offiziellen Lern- und Trainingseinheiten. Man war damit auf ein wirkungsvolles Verfahren gestoßen, wie Menschen über sich selbst und über die Reaktionen, die sie bei anderen hervorrufen, über das Verhalten und die Entwicklung von Gruppen bedeutsame Lernerfahrungen machen können, die es ihnen nicht nur möglich machen, das eigene Verhalten im Kontext zwischenmenschlichen Beziehungen zu reflektieren, sondern auch Änderungen des eigenen Verhaltens einzuleiten.
Die Betroffenen gehen gemeinsam und mit Hilfe von "neutralen" Beobachtern auf die so genannte Meta-Ebene, also eine Ebene über dem operativen Geschehen, und lassen aus dieser Helikopter-Perspektive nochmals das ganze Geschehen Revue passieren, zum Beispiel: Was ist abgelaufen? Wer hat was auf welche Weise wahrgenommen? Wie haben die Betroffenen darauf reagiert - innerlich und im Verhalten? Welche Unterschiede gab beziehungsweise gibt es im subjektiven Erleben der Einzelnen und in der Interpretation? Der operative Prozess wird gewissermaßen angehalten, seziert, reflektiert und analysiert - und dies mit einer relativ großen Chance, dass es im Moment der Reflektion keine zu starken emotionalen Überlagerungen gibt, die mit entsprechender Abwehr verbunden wären. In dieser gemeinsamen Reflektion schafft man sich eine gemeinsame Wirklichkeit als neue Basis und neuer Ausgangspunkt für das weitere Geschehen auf der operativen Ebene, zu der man ja wieder zurückkehren muss, wenn man handeln will. Und das war einhellige Erkenntnis: Die dazwischengeschobene Reflexionsschleife führte fast immer dazu, dass man das Geschehen in einem neuen Licht beurteilte - und somit der nächste operative Schritt von einer neuen Ausgangsposition her startete. Die Schrittfolge war: Handeln => Reflektieren => Lernen => Handeln fortsetzen => Reflektieren ... da capo sin al fine. In der Weiterentwicklung der Gruppendynamik wurde Feedback in modifizierter und differenzierter Form zu einem zentralen Kernelement, das aus der gruppendynamischen Arbeit nicht mehr wegzudenken ist.
Die Bedeutung von Feedback
Wenn Menschen miteinander zu tun haben, sind es die folgenden Fragen, die sie immer (auch) beschäftigen:
* Wer (wie) bin ich?
* Wer (wie) ist der andere?
* Wie will ich von den anderen gesehen werden?
* Wie sehen mich die anderen?
Wer Antworten auf diese Fragen will, ist auf Informationen von Seiten der anderen angewiesen. Denn: Uns ist nur zum Teil klar, wie wir uns verhalten und zu einem noch viel geringeren Teil, welche Wirkung unser Verhalten auf andere ausübt. Auch wenn wir unsere Worte noch so bewusst wählen und kontrollieren, über die Körpersprache drücken wir immer auch das aus, was wir wirklich denken - und wie es uns wirklich geht - , was wir aber manchmal aus guten Gründen lieber nicht mitteilen wollen. Parallel zur Sprache senden wir vielfältige Botschaften, zum großen Teil uns nicht bewusst oder zumindest nicht beabsichtigt. Diese Botschaften liegen in den Untertönen - der Ton macht die Musik![...]