Nach dem Besuch in einem Harem malt Delacroix 1832 sein Meisterwerk Frauen von Algier in ihrem Gemach, das einen Blick in eine verbotene Welt wirft. 1955, zu Beginn des Algerienkriegs, malt Picasso die Frauen von Algier auf seine Weise: als »Feuerträgerinnen« des Widerstands. Assia Djebar greift das Thema wieder auf und fixiert Bilder im Alltag von Frauen, die in einer Ära des Umbruchs an den starren Traditionen zu zweifeln beginnen. »Sie bricht alle Tabus und überschreitet die Grenzen, wenn sie die Erinnerung und den verborgenen Körper der Frau ans Licht bringt«, schrieb die algerische Presse nach dem Erscheinen dieses Buches.
Rezensionen / Stimmen
»Die Erzählungen hauchen Delacroix' entrückten, rätselhaften und vor allem stummen Frauengestalten Leben ein, sie setzen dem exotischen Blick des Fremden auf den femininen Teil des Orients eine weibliche und algerische Perspektive entgegen.«
»Ein äußerst interessantes Buch, das einen konzentrierten Blick auf Geschichte und Lebensrealität algerischer Frauen wirft und zu kritischem Nachdenken über die romantische Verfärbung von Bauchtanz- und Haremsphantasien anregt.«
»Man liest diese Erzählungen mit zwiespältigen Gefühlen. Sie fesseln durch die genauen Beobachtungen und die sprachliche Eleganz, durchsetzt mit arabischen Bildkaskaden; sie irritieren aber auch durch die brutale Offenheit, mit der die algerische Schriftstellerin eine fast aussichtlose Vergangenheit und Gegenwart beschreibt. Sie fordert nicht zum Mitleiden heraus, sondern zum Handeln, auch wenn die Ohnmacht grenzenlos scheint.«
»Geschichten des Leides und der Befreiung, rund um den Körper.«
»Sind es Impressionen? Fieberträume? Flüchtige Bilder, wie sie nur scharfe Augen sehen können, wenn der Schleier für einen Augenblick vom Wind angehoben wird? Assia Djebars Sammlung poetischer Protokolle aus dem Frauenleben im Harem, hinter dem Schleier und - befreit, entblößt - unter der Sonne ist eine Antwort auf Eugène Delacroix' Gemälde. Djebars Kunst ist gerade die Verweigerung des fremden, des voyeuristischen Blicks. Nicht für die arabischen Frauen spricht sie, nicht über sie - sondern dicht neben ihnen.«
»Wiederholungen, Zwischenüberschriften, kursiv gesetzte innere Monologe strukturieren und rhythmisieren den Text. Dessen Polyphonie ist Programm. Er will nicht für oder über Frauen sprechen, sondern Sprachrohr sein für die eingesperrten Stimmen der Frauen von Algier.«
Reihe
Sprache
Verlagsort
Maße
Höhe: 19 cm
Breite: 11.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-293-20147-7 (9783293201477)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Assia Djebar, geboren 1936 in Algerien, Schriftstellerin, Historikerin, Filmemacherin, ist die bedeutendste und international erfolgreichste Autorin des Maghreb; ihre Bücher sind in über fünfzehn Sprachen übersetzt. 2000 wurde sie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt. Seit 2005 ist sie Mitglied der Académie française. Assia Djebar lebte in Paris und New York. Sie starb am 7.2.2015 in Paris.