Trotz der gebotenen Vorkehrungen und sorgsamer Planung wurde unsere Hochzeitsreise zu einem Desaster. Geheiratet haben wir im Mai, und sind gleich nach der Trauung aufgebrochen. Es war Mittagszeit, ein frisches Lüftchen voller Blumenduft wehte, und Rosen, Rosen säumten unseren Weg. Junge Mädchen warfen sie aus den Fenstern ihrer Häuser und händeweise Korn und Blicke der Liebe und des Neids hinterher. Der ganze Bahnhof war mit Rosengirlanden geschmückt, und rötlich schimmerten auch die Hecken im Tal. Rosen und Korn. Liebe und Glück. Alles war uns hold.
Das Ziel unserer Reise, passend zum Anlass, stand fest: Ein kleines Haus zwischen grünen Auen und dem Meer, wo mein Bräutigam einige Male seine Ferien verbracht hatte. Eine ältere Frau, verschwiegen und tüchtig in häuslichen Angelegenheiten, die er bereits kannte, sollte sich unserer materiellen Bedürfnisse annehmen. Wir würden dann am Meeressaum entlangspazieren oder uns inmitten der Wiesen übersät mit Liguster oder weiter entfernt zwischen den moossamtigen Mäandern des rauschenden Pinienhains ergehen.
Ich hatte mir eigens einen Strohhut aus Florenz besorgt, biegsam und mit breiter Krempe wie die Flügel eines großen Schmetterlings, mit flatterndem, karmesinrotem Band, ähnlich denen, wie sie die Heroinen bei Alexandre Dumas, dem Jüngeren tragen.
Und bis zum ersten Halt des gemächlichen Zugs verlief unsere Reise nach herkömmlicher Manier: Zuerst einige Tränen vergossen, wegen der zurückgelassenen Menschen und Dinge; dann einander zulächelnd, unsere Hände ineinander verflochten, Augen, in denen sich die geliebten Augen des anderen ins Unendliche widerspiegeln. Herzen voll der Gewissheit, dass die ganze Welt ein irdisches Paradies ist und ausschließlich uns und nur uns gehört. Rosenblätter und Weizenkörner verbargen sich noch immer in den Falten meines Gewands. Diesem anmaßenden Traum fügte die Wirklichkeit beim ersten Halt des kleinen Zugs einen Riss zu.
Nein, die Welt ist nicht gänzlich unser. Viele Leute erheben Anspruch auf sie! Der kleine Bahnhof mitten in der Landschaft wird überfallen von einer Menschenherde wie die, die im Sommer von den Städten aus in Richtung der Badeorte losfahren; aber die Menge hier ist noch auftrumpfender und unangenehmer.
Es sind alles junge Männer, fast noch Burschen: Leute vom Dorf, Bauern, Viehhüter, in grotesker Aufmachung, mit Bergstiefeln, geschnürten Bündeln, Wanderstöcken, Geruch nach Herdentier und Menschheit im Kontakt mit der Erde.
Im ersten Moment erschienen sie mir wie Auswanderer, doch um freiwillige Exilanten zu sein, waren sie alle viel zu jung, zu heiter, auch wenn ihre Heiterkeit etwas Erzwungenes und Unbändiges hatte. »Das sind Rekruten«, erklärt mir mein Ehemann, »siehst du nicht den Sergeanten, der sie anführt?«