Auf dem freien Feld am Fuße des Pog haben die sogenannten Gotteskämpfer, umgeben von einem Palisadenzaun, einen Berg von Reisig aufgeschichtet. Ein paar Soldaten halten ihre Fackeln daran, bis das von Frühlingsfeuchte getränkte Geäst unter beißendem Qualm Feuer fängt und zu knistern beginnt. Hinter den dicken Rauchschwaden erahnt Olivier auf der gegenüberliegenden Seite die Silhouetten der zum Tode Verurteilten. Ihre Beichte beim Erzbischof von Narbonne war kurz. Keiner der initiierten Katharer war bereit, dessen Aufforderungen nachzukommen und seinem Glauben abzuschwören.
"Ihre Namen stehen nicht geschrieben im Buche des Lebens, ihre Leiber aber werden hier verbrannt und ihre Seelen werden in der Hölle gepeinigt", verkündet Peire Amiel in rächendem Zorn über die vehemente Ablehnung seines, wie er kundtut, großmütigen Friedensangebotes.
Die Katharer, zusammengetrieben und eingesperrt in einem Viehpferch, bleiben ungebrochen und lassen sich weder zu Angstgeschrei noch zu wimmerndem Klagen erniedrigen. Hocherhobenen Hauptes und mit verzücktem Blick singen sie Freudengesänge auf das kommende Paradies und beten ihre Paternoster. Dann, als die Flammen hoch lodern, greifen die Ritter des französischen Königs grob nach den Ersten, zerren sie auf einen Steg, der über den Palisadenzaun zum dahinterliegenden Flammenmeer führt, und stoßen einen nach dem anderen hinein. Der verebbende Rauch von nassem Reisig wird vom Qualm der verdampfenden Körpersäfte neu entfacht und dem Gestank von versengendem Haar und menschlicher Haut und Fleisch und schließlich auch Knochen überdeckt.
Olivier würgt und will sich von dem grausamen Schauspiel abwenden. Aber die französischen Adligen hinter ihnen zwingen die Edlen Okzitaniens mit gezückten Schwertern und entwürdigenden Ohrfeigen zum Hinschauen.