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Dritte Folge der titellosen Geschichte am Schluss
"Du glaubst also, diese Puppe . ja was macht sie? Spukt sie?", fragte Harper. Sie trank ihren Espresso in kleinen Schlucken und ließ ihren Pferdeschwanz wippen, der gut zu dem geblümten Kleid im Stil der Fünfzigerjahre passte, das sie heute trug.
"Nein. Sie spukt nicht", entgegnete Delilah. "Sie ist kein Geist. Sie ist nicht besessen. Sie ist ein Roboter. Ich denke, es sind einfach Fehlfunktionen."
"Und sie ist unsichtbar? Hat Schlüssel zu deiner Wohnung? Kann durch Wände gehen?" Harper warf die Hände in die Luft, dass die vielen Armbänder an ihren zarten Handgelenken klimperten.
"Ich meine, es gibt Technologie und es gibt Magie. Wovon du da redest, geht ein bisschen über Technologie hinaus, findest du nicht? Besonders bei so einer alten Puppe."
Delilah runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Es machte sie wütend, dass Harper genau die Punkte ansprach, mit denen sie sich selbst herumschlug. Ihre Theorie ergab absolut keinen Sinn. Aber was für eine andere Theorie konnte es sonst noch geben?
"Hast du dich mal mit der Bedeutung der Zahl selbst beschäftigt?", fragte Harper. Sie blickte hinüber zum Tresen und zwinkerte einem hübschen Kerl zu, der gerade einen Latte bestellte. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Delilah zu und fügte hinzu: "Vielleicht will dein Unterbewusstsein dir irgendetwas sagen."
"Du meinst wie bei der 333?"
Harper zuckte die Schultern. "Jede Zahl hat eine Bedeutung und geht zu irgendetwas in Resonanz."
"Mhm."
Seit Delilah Harper kannte, hatte sie immer ein wenig über den Dingen geschwebt. "Ich bin ein Freigeist", meinte Harper, als Delilah das erste Mal über einen von Harpers spirituellen Höhenflügen gelacht hatte. "Gewöhn dich einfach daran."
"Das soll kein Witz sein. Schauen wir mal." Harper zog ihr Handy aus der Tasche und tippte ein paar Mal darauf herum.
"Okay. Hier ist es. Hey, das ist interessant." Sie blickte auf.
"Es ist mir egal", erwiderte Delilah. "Ich will es gar nicht wissen. Ich glaube sowieso nicht an das Zeug."
Wieder zuckte Harper die Schultern. "Wie du willst. Es ist ja deine Beerdigung."