Die großen NS-Prozesse der 1960er Jahre, besonders der Eichmann-Prozess von 1961, werden immer wieder als Schlüsselereignisse bezeichnet, die dazu geführt hätten, den Holocaust als eigenständiges Phänomen stärker ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit zu rücken. Bislang wurde jedoch kaum untersucht, wie diese Prozesse in den einzelnen Ländern tatsächlich von den Medien repräsentiert wurden und welche Folgen dies für die Holocaust-Erinnerung hatte.
Diese Studie analysiert niederländische und belgische Presse-, Radio- und Fernsehberichte über spektakuläre NS-Verfahren. Der Eichmann- und der Auschwitz-Prozess stehen im Zentrum des Interesses; der Nürnberger Hauptprozess wird als frühes Beispiel vergleichend herangezogen. Während sich der Umfang der Beiträge und die vermittelten Informationen in den Massenmedien gleichen, ergeben sich bei der Frage nach den langfristigen gesellschaftlichen Auswirkungen eklatante Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Besonders aufschlussreich ist dabei der Umgang mit der eigenen Besatzungsvergangenheit.
Rezensionen / Stimmen
Mit "Rückblende" hat Nina Burkhardt eine Grundlagenstudie verfasst, die einen entscheidenden Beitrag zur mediengeschichtlichen Historisierung des Holocaust in den Niederlanden und Belgien leistet. - Christine Gundermann in: Neue Politische Literatur, H. 1. 2010.
Wer von "Universalisierung des Holocaust" und "Globalisierung der Erinnerung" sprechen will, muss vergleichen oder tut dies zumindest implizit. Empirische Studien, die entsprechende Hypothesen überprüfen, sind jedoch bisher noch Mangelware. Mit ihrer Studie zur Repräsentation der Vergangenheit, hier der Besatzungszeit, in Belgien und den Niederlanden stellt sich Nina Burkhardt diesem Anspruch. [...] Burkhardt analysiert die Repräsentation der Vergangenheit anhand zweier Ereignisse, die von der Forschung als Wendepunkte in der Erinnnerung an den Holocaust bezeichnet werden: der Eichmann-Prozess 1961 und der Auschwitz-Prozess 1964/1965. Ihre Studie beruht auf der minutiösen Auswertung der Presse-, Radio- und Fernsehberichterstattung auf nierderländischer und belgischer Seite. [...] Die Argumentation für den niederländischen Fall überzeugt durchgehend [...]. Und vor allem: die Fragestellung Burkhardts ist spannend, stringent durchgehalten und deshalb erfolgreich. - Christoph Brüll auf: wlla-online
Reihe
Thesis
Dissertationsschrift
2008
Gießen
Sprache
Verlagsort
Editions-Typ
Illustrationen
mit zahlreichen Abbildungen
Maße
Höhe: 22.5 cm
Breite: 15 cm
ISBN-13
978-3-8309-2132-5 (9783830921325)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Nina Burkhardt wurde in Frankfurt am Main geboren. Sie nahm ein Studium der Psychologie in Amsterdam auf, bevor sie in Leipzig Geschichte und Kulturwissenschaften studierte. Anschließend promovierte sie im Rahmen des Gießener Graduiertenkollegs "Transnationale Medienereignisse von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart". Zurzeit ist sie im Museumsbereich tätig.