TQM und organisationales Lernen im Krankenhaus

Jede Epoche stellt neue Anforderungen an Organisationen, woraus ein Wandel an theoretischen Annahmen, Gestaltungskonzepten, -modellen und Instrumenten resultiert. Auch Krankenhäuser sind heutzutage mit gravierenden Veränderungen der Rahmenbedingungen ihres Handelns konfrontiert, wodurch sie gezwungen werden, den neuen Herausforderungen adäquat zu begegnen. Als vielversprechende Problemlösungsansätze kommt den Konzepten TQM und organisationales Lernen eine herausragende Stellung zu.
Die Autorin vertritt die These, dass organisationales Lernen als eigenständiges Thema in der Praxis nur schwer verankerbar ist und untersucht die Möglichkeit, gekoppelt an die Implementierung von umfassendem Qualitätsmanagement im Sinn des TQM-Konzepts - organisationales Lernen gezielt zu initiieren und zu fördern. Damit wird eine in der Literatur bisher kaum diskutierte Fragestellung aufgegriffen.
Die Umsetzung eines grundsätzlich gehaltenen Konzepts auf der Systemebene wird durch die Anwendung eines konkreten Modells wesentlich erleichtert, so dass sich gegenwärtig in vielen Krankenhäusern die Frage stellt, welches Modell für die Implementierung von TQM und möglicherweise auch organisationalem Lernen geeignet ist. Im Zentrum der Untersuchungen dieses Buches steht das europäische Qualitätsmodell der EFQM, bezogen auf den spezifischen Untersuchungsgegenstand Krankenhaus. Im Rahmen der illustrativen fachspezifischen Ausführungen wird sich auf die Psychiatrie bezogen, wenngleich die Mehrheit der Aussagen für somatische und psychiatrische Krankenhäuser gleichermassen zutreffen. Folgende Fragestellungen stehen im Zentrum des Interesses:

=> Woraus resultiert die Notwendigkeit von TQM und organisationalem Lernen im Krankenhaus? [In die Analyse werden Aspekte des Strategischen Managements, sowie die Interessen massgeblicher Akteure des Gesundheitswesens (am Beispiel Deutschlands und der Schweiz) einbezogen.]
=> Welches sind die jeweiligen Vor- und Nachteile der Modelle der EFQM und KTQ hinsichtlich der Implementierung von TQM im Krankenhaus?
=> Kann organisationales Lernen im Krankenhaus durch die Anwendung des EFQM-Modells unterstützt werden?
=> Wie kann organisationales Lernen im Krankenhaus durch Anwendung des Benchmarking-Instruments, basierend auf dem EFQM-Modell, gefördert und konkret ausgestaltet werden?
Aufgrund der schrittweisen Konkretisierung der zunächst allgemein gehaltenen Hinführung zu den Fragestellungen im engeren Sinne, zeichnet sich dieses Buch durch eine gute Verständlichkeit aus. Die integrative Diskussion der Konzepte TQM und organisationales Lernen könnte für Krankenhäuser von strategischem Interesse sein.

Vorwort des Herausgebers
Verglichen mit anderen Dienstleistungsbetrieben sind Krankenhäuser recht traditionsgebunden und stehen innovativen Entwicklungen häufig skeptisch gegenüber. Deshalb sind Überlegungen von besonderer Bedeutung, wie dynamische Entwicklungen von Krankenhäusern intensiviert werden können.
Während es zum umfassenden Qualitätsmanagement in Krankenhäusern umfangreiche Literatur gibt, und die Einführung des Qualitätsmanagements in die Krankenhauspraxis einige Fortschritte gemacht hat, sind die Krankenhäuser bisher zu wenig als lernende Organisationen betrachtet worden. Insofern verfolgt diese Veröffentlichung von Frau Brunner einen innovativen Ansatz, indem umfassendes Qualitätsmanagement und organisationales Lernen, zwei Ansätze, die bisher getrennt betrachtet wurden, integriert und auf die Krankenhausorganisation - speziell in der Psychiatrie - übertragen werden.
Mit diesem neuen Ansatz schließt die Autorin eine bisher vorhandene Lücke in der Krankenhauswissenschaft. Dabei berücksichtigt die Verfasserin insbesondere das europäische Modell der EFQM für umfassendes Qualitätsmanagement, das sich für die Einführung von TQM in vielen hundert europäischen Krankenhäusern bewährt hat.
Für Krankenhausfachleute sind ferner die Untersuchungen von Frau Brunner über Benchmarking im direkten Zusammenhang mit TQM und organisationalem Lernen von besonderem Interesse, wobei über ein neueres, bisher wenig bekanntes Forschungsprojekt in deutschen Krankenhäusern berichtet wird.
Erfreulich wäre es, wenn diese Broschüre - im Interesse der Patienten - für die konsequente Weiterentwicklung der Krankenhausorganisation einen Beitrag leisten könnte.
Diese Publikation wurde dem Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaft der Universität Konstanz als Diplomarbeit eingereicht und von Herrn Prof. Dr. Keller mit begutachtet.
Konstanz/Immenstaad, im Februar 2002
Prof. Dr. Swertz