Zur Lösung von sozialen Konflikten müssen Lehre, Justizpraxis und Rechtspolitik fortwährend für die Bereitstellung von funktionsfähigen strafprozessualen Mechanismen sorgen. In diesem Kontext und im Hinblick auf die Entwicklung von Grundlagen für neue (alternative) Prozessformen hat die rechtsvergleichende Forschung einen besonderen analytischen Wert. Die sinnvolle Implementierung von Elementen fremder Rechtssysteme auf nationaler Ebene und die reibungslose Verwirklichung der Ziele der internationalen Strafjustiz setzen ein wechselseitiges normatives Grundverständnis zwischen den Rechtsordnungen unterschiedlicher Rechtstraditionen voraus.Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Strukturen, die in nationalen und internationalen Strafrechtssystemen westlicher Prägung zur Aufklärung eines streitigen Sachverhalts geschaffen werden. Sachlicher Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Unterscheidung zwischen angloamerikanischen und kontinentaleuropäischen Verfahrenstraditionen sowie die in Praxis und Lehre weitverbreitete Gegenüberstellung der Begriffe »adversatorisches« und »inquisitorisches« Straf- bzw. Beweisverfahren, deren einzelne Bestandteile allerdings bisher nicht in klarer und allgemein anerkannter Weise bestimmt worden sind.Der Autor arbeitet die generellen Ideen hinter derartigen schematischen Gegenüberstellungen in logisch-systematischer Weise auf. Er identifiziert und beschreibt die determinierenden Elemente der Unterscheidung zwischen Idealtypen des Strafverfahrens. Diese Vorgehensweise dient zugleich der funktionalen Rechtsvergleichung als Forschungsmethode. Den Kern der Forschungsarbeit bilden die heuristische Zusammenstellung von extremen Prozesstypen und die rechtsvergleichende Modellanwendung mit Blick auf das nationale (englische und deutsche) sowie das internationale (EGMR, IStGH) Straf- und Beweisverfahrensrecht.
Rezensionen / Stimmen
»Angesichts der Bestrebungen (vielleicht auch Notwendigkeiten) zumindest im (trotz seiner gegenwärtigen Krise) zusammenwachsenden Europa die gemeinsamen Überzeugungen über die Prinzipien des Strafprozesses in eine (möglicherweise differenzierte) gemeinsame Prozessordnung zu überführen, hält die vorliegende Arbeit auch für den Nicht-Juristen einen großen Fundus an Informationen und Erkenntnissen bereit.« In: Richter ohne Robe, 1/2016
Reihe
Thesis
Dissertationsschrift
2015
Universität Freiburg/Br.
Sprache
Verlagsort
Produkt-Hinweis
Broschur/Paperback
Klebebindung
Illustrationen
Maße
Höhe: 22.4 cm
Breite: 14.8 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-428-14757-1 (9783428147571)
Schweitzer Klassifikation
Emmanouil Billis, in Athen geboren, studierte Rechtswissenschaft an der Universität Thrazien, anschließend nahm er am Master-Programm im Strafrecht der Universität Athen teil. 2010 absolvierte er das LL.M.-Programm der Universität Bonn. 2013 wurde er in die International Max Planck Research School for Comparative Criminal Law aufgenommen. 2014 schloss er seine Promotion bei Professor Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich Sieber an der Universität Freiburg ab. Emmanouil Billis ist als Rechtsanwalt in Athen zugelassen. 2010 wurde er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Strafrecht eingestellt.
EinleitungForschungsgegenstand - Forschungsziele - Forschungsmethoden - Gang der UntersuchungTeil 1: Strafprozesssysteme und Modelle des BeweisverfahrensDie westlichen Strafverfahrenssysteme: Einführende vergleichende und rechtshistorische Betrachtungen - »Adversatorische« und »inquisitorische« Typen des Straf- und BeweisverfahrensTeil 2: Rollenverteilung bei der Beweisführung im englischen und im deutschen StrafprozessDarstellungs- und Vergleichsrahmen - Das englische Beweisführungssystem - Das deutsche Beweisführungssystem - Vergleich und Klassifizierung - Bewertung und rechtspolitische SchlussfolgerungenTeil 3: Internationalrechtliche DimensionenEinleitende Bemerkungen zum Analyserahmen - EMRK: Verfahrensfairness und Prinzip der »adversarial proceedings« - Die Beweisführung im IStGH-SystemSchlusswort - Literaturverzeichnis