Der Cowboy ist eine Erfindung
Mit ihrem neuen Bildband Cowboys | After Barbed Wire wirft die Kölner Künstlerin Ute Behrend einen vielschichtigen und überraschenden Blick auf eine der langlebigsten Ikonen der Popkultur: den Cowboy. Auf dem Einband steht es schon: Der Cowboy ist eine Erfindung. Und genau das ist die zentrale These,
die Behrend in ihrer Arbeit mit Witz, Empathie und analytischer Schärfe verfolgt.
Historisch betrachtet existierte der echte Cowboy lediglich in einem kurzen Zeitraum zwischen 1865 und 1880. Oft waren es keine weißen Pioniere, sondern ehemalige Sklaven, Mexikaner oder indigene Männer, die nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg freigelassene Viehherden einfingen und verkauften. Doch die Geschichte wurde rasch überlagert - von Mythen, Filmen, Werbebildern und einem hartnäckigen Idealbild von Männlichkeit und Freiheit, das zu Beginn stark durch Buffalo Bills Westernshows - auch in Europa - geprägt wurde.
Viele Jahre lang folgte die Fotografin den unterschiedlichsten Spuren der Cowboys - vom Kölner Karneval über Rodeos und Farmen in Belgien und Spanien bis in die Vereinigten Staaten, die sie im Laufe des Langzeitprojekts dreimal besuchte. Entstanden ist eine facettenreiche visuelle Erzählung, in der uns die Männer begegnen, die das Vieh einfangen, die Männer, die es töten, und diejenigen Männer, die auf Pferden und Bullen reiten - dabei scheinbar nie im Zweifel darüber, was sie tun und wie sie es darstellen. Die Fotografien, Kompositionen, Gegenüberstellungen, Texte und Collagen kommen ihnen nah; sie zeigen ihren Stolz, aber auch ihre Verlorenheit. Die Kamera hinterfragt, begegnet den "Cowboys" - im Sinn von Susan Sontag in Anführungszeichen - mit Humor, jedoch stets mit Respekt. Was den Eindruck, dass es sich dabei um bloße Darsteller handelt, noch verstärkt,- diese Cowboys sind zu Figuren geworden. Sie sind Zitate, Projektionen, Rollen. Ute Behrend's Arbeit entlarvt sie als Darsteller in einem kulturellen Schauspiel - ohne ihnen ihre Würde zu nehmen.
Mit der Erfindung des Stacheldrahts (im Untertitel: After Barbed Wire) wird das Ende der offenen Prärie markiert und damit auch das Verschwinden des ursprünglichen Cowboys eingeleitet. Die Behauptung auf dem T-Shirt eines jungen Mannes zu Beginn des Buches, dass die Welt mehr Cowboys brauche, verändert sich während des Lesens zur Frage: Braucht die Welt noch mehr Cowboys?
Am Ende überlässt es Ute Behrend aber natürlich den Lesenden selbst, den entsprechenden Schluss zu ziehen - so wie es alle großen Erzählerinnen und Erzähler tun.
Auflage
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
visuell intersessiert, kunstaffin, neugierig, poetisch, modern, gender-bewußt, Medien interessiert, feministisch und identitätssuchend, Fotografen, Psychologen, Fotografinnen, Feministinnen, Feministen, Psychologinnen, Kunstinteresiertes Publikum, Jugendliche, Eltern von Jugendlichen, Naturliebhaber, Tierfreunde, Bärenforscher, Frauen, Männer,
Maße
Höhe: 30.3 cm
Breite: 22.6 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-948059-13-2 (9783948059132)
Schweitzer Klassifikation