Der Autor über die Entstehungsgeschichte des Werkes:
Geboren wurde ich am 3. Mai 1941 in Potsdam. Im Wohnhaus meiner Eltern, in Potsdam-Rehbrücke, erlebte ich den Fliegerangriff des 14. April 1945, welcher mich fast das Leben kostete. Diesem einschneidenden Erlebnis folgte ein Jahr, in dem wir im Keller lebten, da die oberen Räume des Hauses nicht mehr bewohnbar waren.
Von 1948 bis 1956 wuchs ich im Angesicht der bayerischen Alpen auf, deren Farbigkeit mein malerisches Gefühl prägte.
Damals machte ich mir schon, wie alle Jungen in meinem Alter, Gedanken über die künft ige Berufswahl.
Archäologie interessierte mich brennend. Daneben war mir klar, daß zwei Berufe nichts für mich wären: Der des Pfarrers und der des Malers. Das Studium beider Berufe erschien mir so schwierig, daß ich sie als unerreichbar einstuft e. Später habe ich erst den einen studiert und praktiziere nun den anderen.
Exakt fünf Jahre war ich in Berlin-Altglienicke als pfarrender Maler tätig, bis ich am 1. Februar 1976 sagte: "Ab heute wird nur noch gemalt!" Die praktische Seite dieses Berufswechsels gestaltete sich enorm schwierig, da
es in der DDR für einen ehemaligen Pfarrer weder eine Arbeit, noch eine off ene Tür beim Künstlerverband gab, wo man über die Berufszulassung der Maler entschied. Ich erhielt jedoch von vielen Seiten Unterstützung.
Heinz Winterfeldt (1921-2014), Direktor der Volkshochschule Berlin-Friedrichshain, Humanist durch und durch, nahm es auf seine Kappe, einen ehemaligen Pfarrer bei sich, das heißt in der Volksbildung der DDR, arbeiten zu lassen. Ich bekam zunächst zwei, später drei Malkurse.
Man ließ mir völlig freie Hand über Methode und Inhalt meines Unterrichtes. Ich hatte viele intelligente, malerisch begabte, menschlich interessante und an vielfältigen Th emen interessierte Schüler aller Altersstufen. Ihren
Anregungen und Fragen habe ich viel zu verdanken.
Damals fing ich an, Aufzeichnungen für ein Lehrbuch des Zeichnens zu notieren und die Regeln der Malerei zu erforschen, zum Nutzen für meine Schüler, aber auch zu meinem eigenen. Nach zwanzig Jahren war die Grundstruktur des Lehrbuches fertig gestellt, waren viele Texte und Zeichnungen vorhanden, aber noch wollte kein Verlag ernsthaft darauf eingehen. So ging die Arbeit daran weiter - bis auf den heutigen Tag. Der Leser hält somit ein Buch in der Hand, an welchem vierzig Jahre lang zielstrebig und mit großem Aufwand, unter Entbehrungen gearbeitet wurde. Unsere französischen Nachbarn benutzen für solche Art der Tätigkeit den Begriff "la galère", die Galeere. Mein zweites Studium, das der Malerei, habe ich, wie aus diesen Ausführungen hervorgeht, nicht an einer Hochschule, sondern nach einem eigenen Plan als Werkstudent absolviert.
Da ich im Studium der Theologie und bei der Vorbereitung der Promotion gelernt hatte, wie man lernt, fiel es mir nicht schwer, einen eigenen maßgeschneiderten Studiengang zu gestalten. Dieser Studiengang bestand aus vier Teilen:
- dem Studium der Kunstgeschichte
- der eigenen Praxis
- dem Unterricht (durch Lehren lernen wir!) und
- zahlreichen Gesprächen mit kompetenten Künstlerpersönlichkeiten.
Berlin-Altglienicke, mein damaliger Wohnort, besaß eine anregende künstlerische Atmosphäre, die von bedeutenden Persönlichkeiten geprägt wurde. Es gab Maler, Bildhauer, Musiker, Kunstschmiede, Schauspieler und Regisseure. Jeder kennt noch die Namen Kurt Masur und Willy Schwabe. Der einzigartige Trompeter Willy Krug wurde mir zum Vorbild der kompromißlosen Hingabe an die Kunst.
Besonderen Dank schulde ich der Graphikerin, Frau Renate Stötzer (geboren 1929) und dem Bildhauer Herrn Professor Werner Stötzer (1931-2010), die über viele Jahre hinweg mit mir oft nächtelang gezeichnet haben und auf alle meine Fragen eingegangen sind. Sie haben mir auch selbstlos ihre Kunstbibliothek zur Verfügung gestellt, was damals von Bedeutung war.
Auch der Berliner Maler, Herr Harald Metzkes (geboren 1929) hat mehrfach grundlegend meine malerischen Arbeiten analysiert. Seine Worte klingen mir noch heute in den Ohren.
Mit dem Zeichner und Radierer, Herrn Klaus Magnus, bezog ich das Obergeschoß eines schon im Verfall begriffenen Hauses, der ehemaligen Dampfbäckerei in Berlin-Altglienicke.
Wir richteten dort unsere Ateliers ein und bremsten auf diese Weise bis 1990 den Verfall des historischen Gebäudes. Es war eine anregende Zeit.
In den Künstlerverband wurde ich auf Grund meines ersten Berufes nicht aufgenommen. Aber am 1. Mai 1990 genehmigte mir der Magistrat von Groß-Berlin eine Privatschule für Malerei unter dem Namen: Atelier Baugatz. So war ich offiziell freischaffend und bekam eine Steuernummer.
Menschen haben ihre Geschichte und Bücher auch.
Für alles gibt es einen richtigen Zeitpunkt, den man gelassen erwarten soll und den man wiederum nicht verpassen darf. In Herrn Dr. Weist habe ich einen Verleger gefunden, der für alle meine Buchprojekte aufgeschlossen ist und sie in seiner gewohnten Gediegenheit ausführt.
Meine bewährte Lektorin, die Meisterschülerin der Kunsthochschule Berlin-Weißensee: Frau Margarete S. Baugatz, hat wie immer mit großer Geduld mein handgeschriebenes Manuskript (750 Seiten) in den Computer eingegeben und dabei genau auf die Verständlichkeit der Sätze und ihre Form geachtet sowie mit Beharrlichkeit und Freundlichkeit die Verbesserung des Verbesserungswürdigen angemahnt.
Ich wünsche mir wohlwollende und aufgeschlossene Leser, die den bisweilen knappen Sätzen geduldig nach sinnen, und die nicht die Mühe scheuen, die vorgeschlagenen Übungen und Aufgaben auszuführen, damit viele von ihnen die Erfahrung machen, die ein Dichterwort in einem Aphorismus beschreibt:
An sich selbst
Lern im Leben die Kunst, im Kunstwerk lerne das Leben.
Siehst du das eine recht, siehst du das andere auch.
Friedrich Hölderlin
Reihe
Teil II: Die Formenlehre
II, II. Halbband
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Für Beruf und Forschung
Für künstlerisch ambitionierte Menschen (Profis und Laien), die ihr Grundlagenwissen über Malerei und das Zeichnen vertiefen wollen
Produkt-Hinweis
Illustrationen
mehr als 330 Illustrationen
ISBN-13
978-3-86465-101-4 (9783864651014)
Schweitzer Klassifikation
Vorwort VIII
17. Von der Ordnung der Unordnung - Das Stilleben 277
17.1. Die Gestaltung eines Stillebens 282
17.2. Das Hell-Dunkel 296
17.3. Über Ausdruck und Sprache 303
17.4. Übungen und Aufgaben zum Stilleben 306
18. Von der Architektur der Landschaft und der Landschaft der Architektur 311
18.1. Die Raumtiefe 314
18.1.1. Ergänzende Bemerkungen zur Raumtiefe 319
18.2. Wie beginnt man ein Landschaftsbild ? 320
18.3. Der Rhythmus der Landschaft 325
18.4. Noch einmal Bäume 329
18.5. Architektur als Plastik 336
18.5.1. Das Gestalten von Fenstern 344
18.5.2. Die Fassadengestaltung 345
18.6. Die Raumansicht oder die Möglichkeit perspektivischer Darstellung 352
18.7. Der Innenraum (Interieur) 359
18.8. Wasser, Wolken, Erde 362
18.8.1. Die Wasserspiegelung 363
18.9. Landschaft und Figur 372
18.10. Das Licht in der Landschaft 375
18.11. Ausblick 377
19. Zeichnen heist weglassen - Über Vereinfachung 381
20. Zweibeiner und Vierbeiner - Über das Zeichnen von Tieren 389
20.1. Verhalten und Körperbau von Tieren 397
20.2. Ikonen mit Briefmarke 409
20.3. Eiszeitliche Tierbilder 410
21. Ähnlicher als ähnlich - Das Porträtzeichnen 414
21.1. Die Möglichkeiten der Darstellung eines Porträts 416
21.2. Der Kopf als Ausdrucksträger und plastische Form 418
21.2.1. Spezielle Hinweise zum Porträt 419
21.3. Einzelformen des Kopfes 424
21.3.1. Die Augen 424
21.3.2. Die Nase 431
21.3.3. Die Mundpartie 434
21.3.4. Das Ohr 436
21.3.5. Allgemeine Hinweise zum Porträt 438
21.4. Die Anlage eines Porträts 443
21.4.1. Hinweise zum Karikaturenzeichnen 449
22. Das Museum als Lehrbuch 451
23. Geist und Kraft - Die Hände 457
24. Die Hohe Schule der Zeichenkunst - Der Akt 466
24.1. Der sitzende Akt 468
24.2. Stehender und laufender Akt 478
24.3. Liegende, kauernde und kniende Akte 498
24.4. Die Darstellung von Gruppen 503
25. Vom Wort zum Bild 512
26. Anfangen und Aufhören 524
27. Zusammenfassung 529