Der Band umfaßt den Höhepunkt des «Kulturkampfes». Nach dem siegreich beendeten Krieg gegen Frankreich versuchten Bismarck und Virchow gemeinsam das neue deutsche Reich innerlich wie äußerlich zu stabilisieren. Auf Grund historischer Erfahrungen (Canossa¿) hatte man Angst vor einem Staat im Staate - in Gestalt der katholischen bzw. der evangelischen Kirche. Das Ergebnis waren rein staatliche, zivilrechtliche Personenstandsgesetzgebungen. Am 17. Januar 1873 prägte Virchow in der Diskussion um das Gesetz zur «Vorbildung und Anstellung von Geistlichen» den Begriff des «Kulturkampfes», wie man ihn von da ab verstand. Der «Kulturkampf» war längst kein preußisches Phänomen mehr, sondern eine gesamteuropäische Erscheinung geworden. Die Auswirkungen des «Kulturkampfes» werden in den späteren Reden deutlich.
Die Vielfalt der von Virchow darüber hinaus in diesem Band behandelten Themen bleibt erstaunlich. Sie reicht von der Herausgabe der Ergebnisse der ostasiatischen Expedition Preußens bis zur Reorganisation des Gesundheitswesens und der Finanzierung von Universitäten bzw. Museen. Ein wichtiges Thema bleibt die persönliche Verantwortlichkeit von Militärbefehlshabern, aber auch die Einrichtung eines polnischen Lehrstuhls an der Universität Berlin, die Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung und die Kontrolle der Staatsausgaben durch den Vorsitzenden der Budgetkommission Virchow.
Als Textvorlage dienen die stenographischen Parlamentsprotokolle, sowie viele eigenhändige Redekonzepte und Wahlreden Virchows, die sämtlich ungedruckt waren.
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ISBN-13
978-3-906757-65-0 (9783906757650)
Schweitzer Klassifikation
Der Herausgeber: Christian Andree ist Medizinhistoriker an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und an der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg; geboren 1938 in Landsberg/Warthe; Dr. phil. Köln 1976. Als profunder Kenner Virchows und der Wissenschaft des 19. Jahrhunderts hat er bisher 10 Bücher, darunter einige international beachtete Standardwerke aus verschiedenen Bereichen der Natur- und Geisteswissenschaften vorgelegt. Er veröffentlichte eine 3-bändige Monographie «Rudolf Virchow als Prähistoriker», 1976-86, «Die Geschichte der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte 1869-1969» (1969), «Prießnitz auf Gräfenberg oder treue Darstellung seines Heilverfahrens mit kaltem Wasser» 1988, «Briefe von Rudolf Virchow und Heinrich Schliemann aus den Jahren 1877-1885» 1991, «Rudolf Virchow - Theodor Billroth, Leben und Werk» 1979, Theodor Fontane: «Reisebriefe vom Kriegsschauplatz Böhmen 1866» 1973 (zahlreiche Neuauflagen), Theodor Fontane: «Briefe aus den Jahren 1856-1898» 1975.