»Wie im Himmel so auf Erden - Vom Berg in die Stadt« lautet das Motto des Jubiläumsjahres der Kirchengemeinde St. Jodokus in Bielefeld. Vor 500 Jahren, am 20. Juli 1511, wurde der Chorraum der Klosterkirche geweiht, 1515 auch die gesamte Kirche. Nachdem die Franziskaner ihr 1502/03 erbautes Kloster auf dem Jostberg vor den Toren Bielefelds wieder verlassen hatten, errichteten sie in der Stadt Kirche und Klostergebäude neu und blieben hier bis zur Auflösung 1829. Im Herzen der Stadt ist St. Jodokus auch im 19. und 20. Jahrhundert ein Zentrum katholischen Lebens gewesen. Die Festschrift thematisiert diese facettenreiche Geschichte, indem die Autoren sichtbare »Objekte« aus Kloster und Kirche als Ausgangspunkt ihrer Überlegungen gewählt haben. Beiträge zu St. Jodokus als »Erinnerungsort« sowie zu den zahlreichen Einrichtungen und Aufgaben der Gemeinde heute machen die Festschrift zu einem Gemeindebuch. Religiöse Reflexionen über Franziskus und Jodokus runden das Buch ab.
https://www.regionalgeschichte.de/detailview?no=0911
Rezensionen / Stimmen
Zur 500-Jahrfeier der Chorweihe der katholischen Hauptkirche von Bielefeld erschien dieser großformatige Band. 55 Beiträge vermitteln ein facettenreiches und anschauliches Bild von Geschichte, Bauten, Inventar sowie eine Bestandsaufnahme heutigen gemeindlichen Lebens in einer evangelisch geprägten Großstadt. Der Band bietet 800 Jahre Glaubens- und Konfessionsgeschichte Westfalens, beginnend mit dem Wirken der Franziskaner in Westfalen, deren letzte mittelalterliche Neugründung die der Observanten an einer Wallfahrtstätte auf dem Jodokusberg vor Bielefeld war. Das Kloster wurde schon ab 1506 in die Stadt verlegt, die Schlussweihe der Kirche erfolgte 1515. Das Kloster ist die einzige erhaltene mittelalterliche Klosteranlage der Franziskaner in Westfalen, wie aufregende neue bauhistorische Analysen ergeben haben. Das Kloster überlebte die Bielefelder Reformation (1541-1555) bis 1829. Lässt sich die Reformation als Intellektualisierungsschub verstehen, so war das Observantenkloster ein intellektuelles Zentrum der Katholiken, wie die Analyse der Bücherkataloge erweist. Die konfessionelle Unentschiedenheit des Klever Herzogshauses, die Strategie des "sowohl - als auch" ermöglichte in Ravensberg einer Minderheit von 8-10% der Bevölkerung auch im 17./18. Jahrhundert katholisches Leben, die der Religionsvergleich von 1672 absicherte, wie auch das bis 1818 am Neustädter Marienstift bestehende Simultaneum.
Ausgezeichnet sind auch die Beiträge zu Kunstwerken und Inventar, so zu einer aus der Neustädter Marienkirche stammenden thronenden Madonna aus der Gründungszeit Bielefelds um 1240, zu einem sekundär vermauerten Sühnedenkmal, zum Reliquienschatz, zu den Vasa Sacra, vor allem aber über die Orgel, die mit den Namen großer Orgelbauer verbunden ist.
Besonders aufschlussreich sind die Beiträge über die Zeit der Hochindustrialisierung: Die Bildung des katholischen Milieus in Bielefeld unter Pfarrer Christian Bartels mit Vereinen und Vereinshaus, Krankenhaus und Presse; die Ausgründung von Tochtergemeinden und der katholische Wohnungsbau, nach 1930 der Übergang vom "Vereinskatholiszismus" zum Konzept der "Pfarrfamilie", die die Bielefelder Katholiken gegen die NS-Bewegung etwas immunisierte.
Das auch typografisch sehr schön gestaltete Buch lässt kaum Wünsche offen: es ist ein bemerkenswertes Zeugnis konfessionellen Neben- und Miteinanders und kontinierlichen katholischen Lebens und Lebenswillens in der heutigen Hauptstadt des evangelischen Westfalen - ein Gewinn für Bielefeld, für das Erzbistum Paderborn und für Westfalen.
Gerd Dethlefs, in: Heimatpflege in Westfalen 25, 2012
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Für Beruf und Forschung
1. Historisch interessierte Bürger Bielefelds
2. Kirchenhistoriker
3. Landeshistoriker Westfalen
Produkt-Hinweis
Illustrationen
114
231 farbige Abbildungen, 114 s/w Abbildungen
Maße
Gewicht
ISBN-13
978-3-89534-911-9 (9783895349119)
Schweitzer Klassifikation
Herausgeber*in
Gymnasiallehrer, i.R.
Dr. Johannes Altenberend, geboren 1952 in Nieheim/Westf. Studium der Geschichtswissenschaft, Soziologie, Wirtschaftswissenschaft und Theologie in Bielefeld. Bis 2017 Oberstudienrat am Ratsgymnasium Bielefeld. Bis 2020 Vorsitzender des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg. Veröffentlichungen zur regionalen und lokalen Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Altenberend
Präses
Josef Holtkotte
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Holtkotte
Grußworte 9
St. Jodokus - Eine einladende Kirche 12
Geschichte des Klosters und der Gemeinde
Heinrich Rüthing: Zur Einleitung: Franziskus von Assisi und sein Orden. Der Weg eines Heiligen von Umbrien nach Westfalen 13
Michael Zozmann: Die Geschichte des Klosters auf dem Jostberg bis zu seiner Verlegung in die Stadt Bielefeld im Jahr 1511 25
Heinrich Rüthing: Zur Geschichte des Franziskanerklosters und der Gemeinde Sankt Jodokus in Bielefeld (1511 bis 1829) 41
Marion Niemeyer / Peter Barthold: Baugeschichte von Kloster und Kirche St. Jodokus 63
Johannes Altenberend: Die Bibliothek des Franziskanerklosters Sankt Jodokus in Bielefeld 89
Alfred Menzel: Die Neustädter Marienkirche zu Bielefeld als »Simultankirche« in den Jahren von 1672 bis 1818 107
Arnold Otto: Christian Bartels. Pfarrer zur Zeit der Hochindustrialisierung 117
Kerstin Stockhecke: Bethel und die St. Jodokus-Gemeinde im 19. Jahrhundert 127
Martin Klein: Der Bielefelder Zentrumsturm - Politischer Katholizismus in der Diaspora 135
Martin Klein: Der »katholische Bahnhof« - Vom Vereinshaus zum Winfriedhaus 147
Martin Klein / Hans-Anton Gehrmann / Günter Wiegard: Vatikan und Engelsburg - Katholisches Zukunftsland im Bielefelder Osten 159
Joachim Wibbing: Die Fronleichnamsprozession in Bielefeld 171
Andreas Leutzsch: Udo Hallau - Märtyrer im Zwielicht des Nationalsozialismus und seiner juristischen Aufarbeitung 177
Joachim Wibbing: St. Jodokus als »Mutterpfarrei« 193
Sakrales und Kunst in St. Jodokus
Ursula Pütz: Die Schwarze Madonna - Schön und rätselhaft 195
Christoph Stiegemann: Pietà und Christus an der Geißelsäule - Bemerkungen zu zwei Andachtsbildern in der Pfarrkirche St. Jodokus in Bielefeld 207
Heinrich Rüthing: Fragment einer frühen Christusdarstellung im Klostergebäude von Sankt Jodokus 217
Heinrich Rüthing: Ein stiller Beter in Sankt Jodokus - Überlegungen zu einem eigenartigen Bauelement der Kirche 221
Theodor Ahrens: Die Verwandlung der Ikonen in ein Retabel und das Ikonenkreuz in St. Jodokus 225
Christian Popp: Reliquien aus der Pfarr- und ehemaligen Franziskanerkirche St. Jodokus 235
Ulrike Hauser: »An Gold- und Silbersachen .« - vasa sacra in St. Jodokus 239
Andreas Kamm: Zur Geschichte der Orgeln in Sankt Jodokus 245
Harald Propach: Die Glocken von St. Jodokus 265
Andreas Kamm: Die barocken Kronleuchter in Sankt Jodokus 275
Johannes Altenberend: St. Jodokus: Sonnenbeschienen zwischen Himmel und Erde 283
St. Jodokus in der Erinnerung
Egon Zwingmann: Reminiszenzen 287
Edith Conrad: Brief an die Pfarrgemeinde St. Jodokus 295
Rita Werny: Erinnerungen an »mein Jodokus« in der Kinderzeit 297
Sr. Carola Kahler: Ursulinen aus Breslau in Bielefeld 299
Wolfgang W. Böllhoff: Auswirkungen des II. Vatikanischen Konzils in der St. Jodokus-Gemeinde 301
Ludwig Hoffmann: Erinnerungen an die 70er Jahre 305
St. Jodokus in der Fotografie - Blickrichtungen 311
Unsere Gemeinde in vielfältigem Miteinander und lebendiger Weggemeinschaft
Josef Holtkotte: St. Jodokus: Gesunde Wurzeln als Lebenskraft für die Zukunft 317
Sr. Judith Maria Wolter: Familienpastoral: »Farbenfroh und facettenreich« 321
Annemarie Kruse / Irma Rüthing: Gemeinde-Caritas 327
Tobias Dirksmeier: Vielfältiges Miteinander zwischen Gott und Menschen - Liturgia 333
Herlinde Jolk: Wallfahrten in St. Jodokus - Sich gemeinsam auf den Weg machen 337
Joachim Fellmer: Über den Kirchenvorstand der St. Jodokus-Gemeinde 341
Karl-Heinz Steinbild: Der Pfarrgemeinderat in St. Jodokus 345
Georg Gusia: Quo vadis - Kirchenmusik? 347
Hildegard Loos / Rita Werny: Der Kirchenchor St. Jodokus 351
Andrea Sonnenschein / Lucia Menne: Vom Kindergarten »Immerfroh« zur Kindertagesstätte »St. Franziskus« 355
Klaus-Dieter Heinrich: Das Pflegewohnheim St. Pius 359
Sr. M. Ildefonsa Vith: Seit 1869 Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus in Bielefeld 363
Georg Rüter: Das Franziskus Hospital - Traditionell fortschrittlich 367
Michael Luchte: KHG - Die Katholische Hochschulgemeinde Bielefeld 371
Frank Fröhlich: KKV Hansa Bielefeld e.V. 375
Stefan Tausch: Kirche mittendrin, im Rhythmus der City, am Puls der Zeit: CityKloster Bielefeld 379
Erika Edusei: Oekumenische Weggemeinschaft in der Bielefelder Innenstadt 383
Herlinde Jolk / Isolde Müller-Borchert: Die Klosterschule 387
Kloster und Kirche 2011
Ludwig Kegel: Projekt St. Jodokus 393
Norbert Radermacher / Wencke Katharina Schoger / Johannes Reuter: Fügung 395
Dirk Boländer:Das neue Hauptportal der Kirche St. Jodokus in Bielefeld 403
Franziskus und Jodokus
Sr. M. Carola Thomann: »Geh' hin und stelle mein Haus wieder her!« - Ein Ruf in die Zukunft 407
Alfred Rössler: St. Jodokus 415
Anhang
Die Guardiane des Franziskanerklosters und die Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Jodokus Bielefeld 421
Mitglieder des Kirchenvorstandes von St. Jodokus Bielefeld 423
Mitglieder des Pfarrgemeinderates von St. Jodokus Bielefeld 425
Autorinnen und Autoren 429
Danksagung 432