Als die Wölfin Akbara und ihr Wolf Taschtschajnar ein letztes Mal vor dem schlimmsten Feind - dem Menschen - ausreissen, ahnen sie nicht, dass ihr Ende unausweichlich ist. Denn wo immer der Mensch in das seit Urzeiten herrschende Gleichgewicht der Natur eingreift, wächst die Verwüstung des Lebens. Awdji Kallistratow geht auf die Suche nach den Wurzeln des Materialismus und der Gleichgültigkeit. Jenseits aller Dogmen will er einen neuen Glauben für unsere Zeit finden. Als Ketzer wird er vom Priesterseminar verstoßen. Er tarnt sich als Rauschgift-Kurier und taucht zwischen Moskau und den Steppen Mittelasiens, wo der berauschende Hanf Anascha wächst, in die Drogenszene seines Landes ein. Schließlich gerät er in die Fänge des ehemaligen Offiziers Ober-Kandalow, der sich mit Vorliebe schon immer solcher Typen angenommen hat . Aber auch die Zeit der Schafhirten ist abgelaufen. Als Basarbaj die letzten vier Welpen der Wölfin raubt, beginnt eine Tragödie, die die Welt der Hirten zerstören wird.Tschingis Aitmatow spannt in diesem Roman einen großen Bogen über verschiedenste Schauplätze und durch die Geschichte: Von Moskau bis in die Steppen der Mujun-Kum und zu den Gletschern am Ala-Möngkü, von der Gegenwart bis zum Geschehen auf Golgatha, wo Jesus von Nazareth und Pontius Pilatus darüber streiten, was eigentlich den Menschen zum Menschen macht.
Rezensionen / Stimmen
»Aitmatow ist ein Tabubrecher.«
»Aitmatow schrieb kein Polit-Pamphlet, sondern ein großes Epos der Untergänge, einen kraftvollen Roman.«
»Das heillos gestörte Verhältnis des Menschen zur Natur wird zum Kriterium von Moral und Humanität. Aitmatows Diagnose lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.«
»'Der Richtplatz' ist ein exemplarischer Glasnost-Roman: Kaum je zuvor hat ein sowjetischer Schriftsteller Drogenprobleme, Alkoholismus und Gewaltverbrechen so offen ausgesprochen.«
»Aitmatows Sätze sind einfach, die Worte sorgfältig gewählt - und doch oder gerade wegen solch rationaler, abgekühlter wie abgeklärter Sicht sind seine Darstellungen Stimmungsbilder, Charakterisierungen und Landschaftsimpressionen von faszinierender Plastizität.«
Reihe
Sprache
Verlagsort
Maße
Höhe: 19 cm
Breite: 15 cm
Dicke: 2.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-293-20013-5 (9783293200135)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Tschingis Aitmatow, 1928 in Kirgisien geboren, arbeitete nach der Ausbildung an einem landwirtschaftlichen Institut zunächst in einer Kolchose. Nach ersten Veröffentlichungen zu Beginn der Fünfzigerjahre besuchte er das Maxim-Gorki-Literaturinstitut in Moskau und wurde Redakteur einer kirgisischen Literaturzeitschrift, später der Zeitschrift Novyj Mir. Mit der Erzählung Dshamilja erlangte er Weltruhm. Tschingis Aitmatow verstarb am 10. Juni 2008 im Alter von 79 Jahren.
Übersetzung
Friedrich Hitzer, geboren 1935 in Ulm, war freischaffender Autor, Übersetzer und Redakteur und engagierte sich als Kulturvermittler zwischen Europa, Russland und Mittelasien. 2006 wurde er mit der Puschkin-Medaille für sein Lebenswerk als Brückenbauer geehrt. Friedrich Hitzer starb 2007.