Auf Ihre Frage, warum es die WIENER ART SCHRAMMELN gibt, können wir Ihnen als unmittelbar Betroffene eigentlich nur eines antworten: Gäbe es uns nicht, dann wäre das ganz schlimm. Der Grund für unsere Gründung im Jahre 2001 war einfach der, daß wir uns selbst ganz gründlich gefehlt haben. Dieses kommt Ihnen nun zugute. Was Sie an dieser CD besonders überrascht, ist die extreme epochen- mäßige Bandbreite von bis, ebenso die stimmungsmäßige Bandbreite von bis, die lautstärkenmäßige Bandbreite von bis, zudem die thematische Bandbreite von bis, und (fast) alles typisch wienerisch. Jetzt verstehen Sie endlich auch, warum sich bei unserem Publikum nach unten wie nach oben absolut keine Altersgrenze festmachen lässt. Falls Sie bei der Lektüre der schriftlich mitgelieferten Texte Schwierigkeiten haben sollten, dann hören Sie sich die Lieder einfach an - deshalb bekommen Sie zu den Texten ja auch die CD mitgeliefert.
"Das kratzt keiner so wie du!" Mit diesen Worten wurde Alfred dazu überredet, den Riesling- Tanz (1 ), diesen äußerst eigenwilligen "Tanz", an den Anfang zu setzen. Wer bei so viel genußreicher Tragik nicht wegstirbt, bekommt sofort die nächste Gelegenheit geliefert: Noch ein echtes Wienerlied (2). Ursi kann hier weder die Wienerin noch die Jazzerin so richtig verleugnen. Will sie aber auch gar nicht. Wem jetzt die Lust am Leben und an der Musik nicht vergangen ist, dem geht es wie uns: Musik liebt, wer sie trotzdem macht (3). Achten Sie auf die wunderschöne, von Chrisoula gewürgte Bratsche, und auf die Harmonika, der Trude die virtuosesten Soli entlockt. Sollten Sie sich diese CD in aller Gemütlichkeit bei einem Glaserl guten Wein anhören, könnten Sie sich eventuell die bange Frage stellen: Wos homdi Leid amoe gmochd (4), wia no gha Wein woa? Oder stellen Sie sich vor, Sie müßten in einer Gegend wohnen, in der Wein nicht üblich ist, wie etwa in Shanghai, Wo das Hotel Metropol (5) stehen könnte.
Dazu zwei Gedanken: Erstens ist jeder, der sich nur ein paar Kilometer von der gewohnten Umgebung entfernt, bereits selbst ein Fremder. Zweitens sollten wir akzeptieren, daß die Welt kein Ausland ist. Den Anstoß für Da Modeanisiarunxvaweigara {6) lieferte uns unser Freund Peter, seines Zeichens ganz besonders begeisterter Feind der Segnungen der modernen Technik. Das Schrammel4tett {7) ist eine Komposition unseres kongenialen Aufnahmeleiters Hermann, der es verstand, uns während der Aufnahmen stets bei Motivation zu halten, indem er jede Aufnahme lobte mit den Worten: "Das war sehr gut aber ". Zur Belohnung erhalten Sie nunmehr etwas leichtere Kost mit dem Dornbacher Hetz-Marsch {8). Zu den Wiener Märschen kann man ebenso gut marschieren, wie man zu den Wiener Tänzen tanzen kann -nämlich gar nicht. Wir sind ja der Meinung, daß, wenn alle Heere der Welt nach Wiener Märschen marschieren würden, es keinen Krieg gäbe. Nun möchten wir Ihnen einen Typ vorstellen, den Sie vielleicht kennen oder verkörpern oder So: Da Weana Bua in mia (9). Der Untertitel des Werkes lautet "VerHALTen", und pfiffige Zuhörende wer- den alsbald dahinterkommen, warum. Und nach So viel Freundlichkeit und Vornehmheit brauchen wir wieder ein Schluckerl Wein, und zwar ein besonders gutes: Beim Grebelten (10). Daß die Bewohner mancher Wiener Weingegenden nur deshalb So viel Wein trinken, weil sie So traurig über seine Qualität sind, ist selbstverständlich nur ein Gerücht. l wasned is Grinzing denn wagglich So schen ? (11). Wenn man ein bekanntes Stück verhunzt, ärgert sich das Publikum. Wenn man diese Verhunzung dann Variation nennt, freut sich das Publikum -So geschehen mit den Obwex-ladanzzwarazionen {12).
Sprache
ISBN-13
978-3-7085-0099-7 (9783708500997)
Schweitzer Klassifikation