Schweitzer Fachinformationen
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Travis Long, Rekrut bei der Royal Manticoran Navy, stellt schnell fest, dass der Dienst nicht das ist, was er sich vorgestellt hat. Die Disziplin ist lasch, die Schiffe sind uralt, und für die nötigen Reparaturen fehlt das Geld. Deswegen planen einige Politiker des Sternenkönigreichs Manticore die Raumflotte zu verschrotten. Immerhin ist weit und breit kein Feind in Sicht. Doch das Universum ist nicht so leer und sicher, wie es den Anschein hat, denn feindselige Mächte rüsten bereits heimlich zum Kampf ...
»Mom, ich geh dann jetzt!« Travis Long, zweiter Vorname Uriah, brüllte es in den hinteren Teil des großen Hauses hinüber, der so still dalag, als wäre er verlassen.
Keine Antwort. Seufzend streifte Travis die Jacke über, während er sich fragte, ob es sich lohnte, nach seiner Mutter zu suchen.
Wahrscheinlich nicht - was nicht bedeutete, dass er es nicht trotzdem versuchen sollte. Hin und wieder geschahen ja Zeichen und Wunder. Hieß es zumindest immer.
Er ging den langen Flur hinab. Seine Schritte auf den Hartholzdielen schienen Travis in dem stillen Haus widernatürlich laut. Sogar die Hunde im Zwinger gleich dahinter waren ungewöhnlich still.
Selbstverständlich war Melisande Vellacott Long bei den Hunden, wie immer. Wo sollte sie auch sonst sein? Dass die Tiere so ruhig waren, hatte einen guten Grund - wie Travis erkannte, kaum dass er durch die Hintertür war: Seine Mutter hatte ihnen gerade Futter gegeben. Nun drückten ihre Lieblinge allesamt die Schnauzen in die Futternäpfe; manche wedelten dabei wie wild mit dem Schwanz, andere ließen ihn schlaff herunterhängen.
»Mom, ich geh dann jetzt«, wiederholte er und trat noch einen Schritt auf sie zu.
»Ich weiß«, antwortete seine Mutter, ohne den Blick auch nur einen Moment lang von ihren geliebten Hunden abzuwenden. »Ich hab's gehört.«
Und warum antwortest du mir dann nicht? Es war schiere Frustration, die ihn die Worte über die Lippen bringen lassen wollte. Er schluckte sie hinunter. Die Hundezucht ging seiner Mutter über alles. So weit Travis zurückdenken konnte, war das so gewesen, zweifelsfrei erwiesen aber in den vergangenen elf Jahren, den elf Jahren, die ihr zweiter Mann, Travis' Vater, schon tot war. Dass ihr Jüngster kurz davor stand, die Highschool abzuschließen, war für Melisande Long ganz offensichtlich kein Grund, die Prioritäten zu ändern.
Umgekehrt würde wohl eher ein Schuh daraus: Ohne ein lästiges Kind an der Backe könnte sie sogar damit aufhören, so zu tun, als hätte sie ein Kind, um dessen Leben sie sich zu kümmern hätte.
»Ich weiß noch nicht, wann ich wiederkomme«, erklärte Travis. Aus unerfindlichen Gründen hatte er das Bedürfnis, auf dem wunden Punkt nun auch noch herumzureiten, noch einmal zu versuchen, seiner Mutter eine wie auch immer geartete, eventuell sogar emotionale Reaktion zu entlocken.
»Ist gut«, sagte sie. Dann ging sie zu einem der ganz besonders heftig sabbernden Schlappohr-Jagdhunde hinüber und kauerte sich neben ihn. »Ganz, wie's dir in den Kram passt.«
»Ich wollte den Flinx nehmen«, setzte Travis hinzu. Sag doch was!, flehte er sie innerlich an. Sag mir, ich soll spätestens um Mitternacht zurück sein. Sag mir, ich soll den normalen Wagen nehmen, nicht den Flugwagen. Frag mich, mit wem ich mich treffe. Frag irgendwas!
Doch sie fragte ihn nichts. Gar nichts.
»Ist gut«, wiederholte sie bloß, während sie vorsichtig eine Stelle im Nacken des Hundes abtastete.
Travis kehrte ins Haus zurück und wählte mit einem sonderbar leeren Gefühl in der Magengrube den Weg zur Garage. Er erinnerte sich, einmal gelesen zu haben, dass Kinder Grenzen nicht nur bräuchten, sondern sich wünschten, sich sogar danach sehnten. Grenzen waren ein tröstlicher Zaun, der vor den Gefahren absoluter Freiheit schützte, und der Beweis dafür, dass es jemanden gab, der sich um sie, um Töchter und Söhne von Müttern und Vätern, sorgte.
Derlei Grenzen hatte es für Travis nie gegeben - zumindest nicht mehr, seit sein Vater gestorben war. Doch danach gesehnt hatte er sich stets.
Klassenkameraden und andere mehr oder minder Gleichaltrige sahen das natürlich ganz anders. Sie litten unter der Willkür, mit der ihre Eltern ihnen ständig Vorschriften machten, und unter der Vielzahl aufgestellter, absolut unverständlicher Regeln. Travis' Freiheiten schienen ihnen paradiesischer Zustand, nicht Grund zur Klage. Und Travis hatte ihnen diese Illusion immer gelassen, hatte stets so getan, als genieße er das Chaos seines Alltagslebens, während ihm viel zu häufig danach war, als risse man ihm das Herz aus der Brust - stückchenweise, versteht sich.
Jetzt war er siebzehn T-Jahre alt, und für ihn war es damit wohl an der Zeit, eigene Wege zu gehen. Trotzdem blieb die Leere in seinem Herzen, der Hunger nach Struktur und Ordnung in einem bedrohlich dunklen, ungeordneten Universum. Vielleicht war das Gefühl auch nur deshalb so stark, weil er noch nicht richtig erwachsen war.
Vielleicht verginge es nie, und er würde auch nie richtig erwachsen.
Travis' Elternhaus lag fünfzehn Kilometer außerhalb von Landings Stadtgrenze. Von dort aus waren es noch fünf weitere Kilometer bis zu dem Stadtviertel, in dem er sich mit Bassit Corcoran treffen wollte. Wie üblich steuerten auch an diesem Abend die meisten anderen Verkehrsteilnehmer ihre Flugwagen unfassbar nachlässig, geradezu schlampig: Immer wieder verließen sie die Verkehrsbahnen, ignorierten Geschwindigkeitsbegrenzungen und andere Sicherheitsbestimmungen . zumindest, bis sie die Stadtgrenze erreicht hatten. Travis hingegen hielt sich peinlich genau an die Vorschriften, möglichst sogar an jede. Die Verkehrssünder bedachte er mit Verwünschungen, die er zwischen zusammengebissenen Zähnen bei jedem schlimmeren Verstoß hervorstieß - was selbstredend keinerlei Effekt auf die so Verwünschten hatte.
Bassit und zwei Jungs aus dessen Clique warteten schon an der Ecke, die sie Travis als Treffpunkt genannt hatten. Sie schauten zu, wie Travis den Flinx sanft neben dem Gehweg aufsetzte. Während er den Flugwagen noch ordnungsgemäß herunterfuhr, überquerten die drei Teenager schon die Straße und traten dicht an das Fahrzeug heran.
»Schöne Landung«, kommentierte Bassit beifällig, kaum dass Travis die Fahrertür aufgestoßen hatte. »Und? Hast dir deine Mom Ärger gemacht, weil du den Flugwagen genommen hast?«
»Kein bisschen«, gab Travis zurück und ließ die Antwort reflexartig so klingen, als sei das etwas Gutes.
Einer der anderen schüttelte den Kopf. »Hast du ein Schwein!«, meinte er. »Leute wie du könnten genauso gut .«
»Klappe, Pinker«, würgte Bassit ihn ab. Es war eine beiläufig klingende Äußerung, er hatte nicht einmal die Stimme erhoben.
Pinker verstummte sofort.
Ganz plötzlich wurde Travis warm ums Herz, vor Bewunderung sozusagen, und aus dem Gefühl heraus, dazuzugehören . und dieses warme Gefühl vertrieb den Kloß in seinem Hals. Die meisten Lehrer waren der Ansicht, Bassit habe schlechten Einfluss auf andere, was ihm mindestens zweimal pro Woche Ärger einbrachte. Travis sah einen anderen Grund für den Dauerkonflikt: Bassit wusste sehr genau, was er wollte, und scheute sich nicht, alles daranzusetzen, sein Ziel auch zu erreichen.
Dort draußen, in jener düsteren Welt voller Ungewissheit, würde es Bassit gewiss weit bringen, da war sich Travis sicher. Er schätzte sich glücklich, von Bassit bemerkt worden zu sein und, vor allem, sich zu Bassits engstem Kreis von Freunden und Vertrauten zählen zu dürfen.
»Und was machen wir heute?«, fragte Travis, stieg aus und schloss die Fahrertür hinter sich.
»Bei Aampersand ist heute Ausverkauf«, meinte Bassit. »Das sehen wir uns an.«
»Ausverkauf?« Travis blickte sich um und runzelte die Stirn. Die meisten Läden im Viertel waren um diese Uhrzeit tatsächlich noch geöffnet, aber sonderlich viele Fußgänger oder Fahrzeuge waren nicht zu sehen. Normalerweise zogen Ausverkäufe doch deutlich mehr Kunden an - vor allem bei einem hochpreisigen Juwelier wie Aampersand!
»Ja, Ausverkauf«, wiederholte Bassit, und sein Tonfall machte sehr deutlich, dass dieses Thema nicht weiter zu diskutieren wäre. Das war eine seiner Spielregeln: Wenn er sich einmal entschieden hatte, was seine Clique unternähme, dann machte man entweder mit - oder ging nach Hause.
Nach Hause aber wollte Travis auf gar keinen Fall.
»Okay, klar«, sagte er, »und was hast du vor zu kaufen?«
»Och, nichts Bestimmtes, bin breit gefächert aufgestellt sozusagen«, entgegnete Bassit. Pinker kicherte, doch ein kurzer Blick von Bassit brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. »Jammys Freundin hat bald Geburtstag, da helfen wir ihm, was richtig Schönes für sie auszusuchen.« Er legte Travis die Hand auf die Schulter. »Pass mal auf, die Sache ist die: Wir haben auch einen Tisch bei Choy Renk reserviert, und da wollen wir nicht zu spät kommen. Deswegen möchte ich, dass du hierbleibst und den Wagen für den Abflug vorbereitest. Dann können wir gleich abheben, wenn wir fertig sind.«
»Klar«, bestätigte Travis und war erleichtert. Für Schmuck interessierte er sich nicht sonderlich, und die Erinnerung daran, dass all die anderen eine Freundin hatten, während er immer noch solo war, steigerte seine Laune nicht gerade. Sollten die lieber ohne ihn Gold, Diamanten und das ganze andere Glitzerzeug bestaunen!
»Aber sieh zu, dass du auch wirklich starten kannst, sobald wir in den Flugwagen hüpfen«, betonte Bassit noch einmal und gab ihm einen kurzen Klaps auf die Schulter. Dann, nachdem er Blickkontakt zu den beiden anderen aufgenommen hatte, sagte er: »Herrschaften? Legen wir los.«
Die drei stiefelten die Straße hinunter. Travis blickte ihnen hinterher, und erst jetzt bemerkte er, dass er gar nicht wusste, für wie viel Uhr der Tisch in dem Restaurant reserviert war.
Das könnte ein echtes Problem werden. Vor ein paar Monaten, als Pinker etwas für seine Freundin gesucht hatte, hatte die ganze Clique stundenlang Auslagen betrachtet, bis er endlich etwas gefunden hatte. Wenn Jammy jetzt ebenso gründlich...
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