Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Werfen wir zuerst einen Blick auf die überlieferten historischen Geschehnisse. Nachdem im Jahre 9 n. Chr. drei römische Legionen unter dem Feldherrn Varus von einer Koalition germanischer Stämme unter Arminius nahezu vollständig vernichtet worden waren, überfielen die Germanen auch sämtliche römischen Stützpunkte östlich des Rheins. Lediglich das Kastel Aliso, zu dem auch einige Überlebende der Varusschlacht geflohen waren, hielt den Angriffen stand. Im Winter 9/10 machten die dortigen Römer dann einen Ausfall und brachten sich zum Rhein in Sicherheit. Seitdem waren keinerlei römische Verbände oder sonstige römische Einrichtungen mehr östlich des Rheins vorhanden. Germanien war wieder frei.
Die Römer in der Provinz Niedergermanien brauchten einige Zeit, um sich vor germanischen Angriffen über den Rhein hinweg sicher zu fühlen. Solche erfolgten jedoch nicht. Es brauchte einige Mühe, um durch Aushebungen neue Legionen aufzustellen und die Kastelle am Rhein zu befestigen. Aktionen des römischen Militärs erfolgten erst wieder, als im Jahr 13 n. Chr. Germanicus (Nero Claudius Germanicus, 15 v. Chr. - 19 n. Chr.), Großneffe von Kaiser Augustus, das Oberkommando über die Rheinlegionen übernahm. Um eine Meuterei der Soldaten nach dem Tod von Augustus niederzuschlagen bzw. vorzubeugen, zog er mit ihnen 14 n. Chr., vermutlich vom Kastell Vetera (beim heutigen Xanten) ausgehend, über den Rhein in das Gebiet der Marser, die wahrscheinlich im Gebiet zwischen der Lippe und der Ruhr wohnten. Die Marser hatten sich an den Kämpfen gegen Varus beteiligt und sollten bestraft werden, indem ihr Land und ihre Siedlungen verwüstet und jeder vorgefundene Germane erschlagen wurde. Die Marser waren die ersten, die diese Erfahrung machen sollten. Sie wohnten in geringer Nähe zum Rhein und konnten relativ gefahrlos und ohne lange Anmarschwege überfallen werden.
Im Frühjahr 15 n. Chr. drang Germanicus dann in gleicher Weise von Mainz aus mit acht Legionen in das Gebiet der Chatten ein. Auch hier wurde gemordet, geplündert und zerstört, was möglich war. Mattium, der Hauptort der Chatten, wurde erobert und zerstört. General Caecina besiegte ein Aufgebot der Marser, die den Chatten zu Hilfe kommen wollten. Prorömische Kräfte der Germanen unter Segestes arbeiteten mit Germanicus zusammen, der dadurch die schwangere Frau des Arminius, Thusnelda, in seine Hände bekam.
Der Feldzug gegen die Chatten kann nicht lange gedauert haben, denn Germanicus belies es in diesem Jahr nicht damit, sondern startete im Sommer 15 n. Chr. einen weiteren Feldzug, nun gegen die Brukterer. Lassen wir nun Tacitus sprechen, der diese militärische Aktion sehr detailliert beschrieben hat:
"Und damit nicht die ganze Wucht des Krieges auf einmal hereinbreche, schickte er Caecina mit vierzig Kohorten, um den Feind zu zersplittern, durch das Gebiet der Bructerer an den Fluß Amisia, während die Reiterei der Befehlshaber Pedo durch das Gebiet der Friesen führte. Er selbst fuhr mit vier Legionen, die er auf Schiffe verladen hatte, über die Seen, Fußvolk, Reiterei und Flotte trafen gleichzeitig an dem vorbestimmten Fluß ein. Da die Chauken Hilfstruppen zu stellen versprachen, wurden sie in die Heeresgemeinschaft aufgenommen. Die Bructerer, die selbst ihr Hab und Gut verbrannten, schlug L. Stertinius, den Germanicus mit einer leichten Heeresabteilung abgesandt hatte. Während des Mordens und Plünderns fand er den Adler der neunzehnten Legion, der unter Varus verlorengegangen war. Dann führte er sein Heer weiter bis zu der äußersten Grenze der Bructerer, und das ganze Gebiet zwischen den Flüssen Amisia und Lupia, nicht weit entfernt von dem Teutoburger Wald, in dem, wie es hieß, die Überreste des Varus und seiner Legionen unbegraben lagen, wurde verwüstet."2
Germanicus zieht danach zum Schlachtfeld des Jahres 9 und bestattet die Überreste der Legionen des Varus. Dies wird von Tacitus näher beschrieben, womit wir uns später befassen wollen.
Recht knapp und ohne Zusammenhänge schildert uns Tacitus dann ein Gefecht zwischen Germanicus und Arminius an einem nicht bekannten Ort.3 Ohne darauf einzugehen, wo sich die Germanen während des Aufenthaltes auf dem Varusschlachtfeld befanden, schreibt er: "Aber Germanicus folgte dem Arminius, der sich in unwegsame Gegenden zurückzog, und befahl der Reiterei, sobald sich Gelegenheit dazu bot, vorzustürmen und dem Feind ein freies Feld, das er besetzt hatte, zu entreißen. Arminius forderte seine Leute auf, sich zusammenzuscharen und an das Waldgelände heranzurücken. Dann machte er plötzlich kehrt und gab den Abteilungen, die er überall in dem Waldgebiet versteckt hatte, das Zeichen zum Hervorbrechen. Jetzt wurde durch die neue Kampffront unsere Reiterei in Verwirrung gebracht, und die herbeigeschickten Reservekohorten, auf die der Strom der Fliehenden prallte, vermehrten noch die Bestürzung. Sie wären in das Sumpfgelände, in dem sich die Siegenden auskannten, während es für die Unkundigen gefährlich war, gedrängt worden, hätte nicht der Caesar die Legionen vorgeführt und zum Kampf aufgestellt. Dies erschreckte den Feind und ermutigte die eigene Truppe. Doch ohne, daß es zu einer Entscheidung kam, trennte man sich.
Dann führte er das Heer an die Amisia zurück und brachte die Legionen zu Schiff, wie er sie hergeführt hatte, wieder zurück. Einen Teil der Reiterei befahl er, entlang der Küste zum Rhein zu marschieren. Caecina, der eine eigene Heeresabteilung führte, erhielt die Weisung, obgleich die Wege, auf denen er den Rückmarsch antreten wollte, bekannt waren, so rasch wie möglich die Langen Brücken hinter sich zu bringen. Dies ist ein schmaler Fußpfad durch ausgedehntes Sumpfgelände, der einst von L. Domitius als Damm aufgeführt worden war. Das übrige Gelände ist morastig, man bleibt dort im schweren Lehmboden hängen, oder Bachläufe machen es nur schwer begehbar. Ringsum stieg das Waldgelände langsam an, das Arminius jetzt dicht besetzte, nachdem er in Eilmärschen auf abgekürzten Wegen dem mit seinem Gepäck und mit Waffen belasteten römischen Heer zuvorgekommen war. Caecina, der unschlüssig war, wie er die im Laufe langer Zeit zusammengebrochenen Bohlenwege wiederherstellen und zugleich den Feind abwehren solle, beschloss an Ort und Stelle ein Lager abzustecken, damit der eine Teil mit der Befestigungsanlage beginnen, der andere dem Kampf aufnehmen könne.
(64) Die Barbaren versuchten, die Postenkette zu durchbrechen und sich auf die Arbeitskommandos zu stürzen; sie forderten sie heraus, umzingelten sie und stürmten auf sie los. Durcheinander ertönte das Geschrei der Arbeitskommandos und der kämpfenden Truppe. Und überall stellten sich die Schwierigkeiten den Römern in den Weg: das grundlose Sumpfgelände, auf dem man nicht fest auftreten konnte und beim Vorwärtsgehen ausglitt, das Gewicht der Panzer, das auf dem Körper lastete, die Unmöglichkeit, im Wasser stehend die Wurfspeere zu schwingen. Dagegen waren die Cherusker an den Kampf im Sumpfgelände gewöhnt, waren hochgewachsen, führten gewaltige Lanzen, mit denen sie auch auf größere Entfernung ihre Gegner verwunden konnten. Erst die Nacht enthob die schon weichenden Legionen dem unter ungünstigen Bedingungen geführten Kampfe.
Die Germanen kannten angesichts ihrer Erfolge keine Müdigkeit. Sie gönnten sich auch jetzt keine Ruhe und leiteten alle Wasserläufe, die von den Anhöhen ringsum herunterkamen, in das tieferliegende Gelände ab. Dieses wurde überschwemmt und die schon fertiggestellten Befestigungsabschnitte verschüttet, wodurch die Mannschaften doppelte Arbeit zu leisten hatten. Es war das vierzigste Dienstjahr, in dem Caecina als Untergebener oder Vorgesetzter stand. Er hatte Erfahrung im Glück und Unglück gesammelt und ließ sich daher nicht in Schrecken versetzen. Und so fand er bei der Erwägung, welche weiteren Maßnahmen zu treffen seien, keinen anderen Ausweg, als den Feind aus dem Walde so lange nicht herauszulassen, bis die Verwundeten und der ganze schwere Tross einen Vorsprung gewonnen hätten. Denn in der Mitte zwischen den Bergen und den Sümpfen zog sich eine Ebene hin, die eine Aufstellung in schmaler Front ermöglichte. Von den Legionen wählte er die fünfte für die rechte, die einundzwanzigste für die linke Flanke, die erste für die Spitze der Marschkolonne, die zwanzigste als rückwärtige Deckung gegen eine etwaige Verfolgung aus.
(65) In der Nacht kam es aus verschiedenen Ursachen zu keiner Ruhe: die Talmulden und die widerhallenden Bergwälder waren erfüllt von dem fröhlichen Gesang oder dem wilden Lärmen der Barbaren, die festliche Gelage feierten; bei den Römern glimmten nur schwache Lagerfeuer, hörte man nur abgebrochene Laute, während sie selbst zerstreut an dem Wall herumlagen, in den Zelten umherirrten, mehr weil sie nicht schlafen konnten, als weil sie wachen wollten. Den Heerführer erschreckte ein grässliches nächtliches Traumbild: er glaubte, den blutbespritzten Quintilius Varus aus dem Sumpfgelände emportauchen zu sehen und ihn gleichsam rufen zu hören, ohne ihm jedoch Folge zu...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.