Schweitzer Fachinformationen
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Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dass die Fütterung von Raufutter den allergrößten Einfluss auf die Pferdegesundheit hat. Dem entsprechend hat die Qualität des Raufutters den größten Einfluss auf die Höhe der Energiezufuhr, auf Nährstoffgehalte und auf fütterungsbedingte Schadstoffbelastungen.
Als Raufutter stehen Gras, Heu, Heulage, Stroh und Holz zur Verfügung. Insbesondere Stroh und Holz sind energiearm, daher können sie vorteilhaft bei leichtfuttrigen Pferden eingesetzt werden, um deren Fresszeiten bei geringer Energiezufuhr zu verlängern. Das kleine Pony, das nur 2 kg Heu am Tag fressen darf, um nicht zu dick zu werden, könnte beispielsweise zusätzlich mit Holz versorgt werden.
Pferde sollten nahezu rund um die Uhr Raufutter fressen können. Nur so können Magengeschwüre oder Darmprobleme langfristig vermieden werden. Baumgartner et al. (2020)1 legten in ihrer Arbeit jüngst dar, dass Pferde normalerweise innerhalb von 24 Stunden jeweils 12 bis 16 Stunden Futter aufnehmen. Dabei werden 60 - 70 % des Futters am Tag und 30 - 40 % in der Nacht aufgenommen. Sind Pferde aus verschiedenen Gründen gestresst, fressen sie schneller. In der Folge nehmen sie entweder zu viel Futter auf (wenn vorhanden) oder die Fresspausen verlängern sich.
Während das eine Pferde eine Stunde frisst, eine Stunde Pause macht, frisst das andere lieber 3 Stunden und macht erst dann eine 2 - 3-stündige Pause. Ihr Verhalten ist individuell.
Merke:
Pferde haben individuelle Fressintervalle.
Zeitgesteuerte Heuraufen können deshalb für einzelne Pferde zu gravierendem Stress führen. Durch die Zeitsteuerung kann der individuelle Fressrythmus gestört werden. Häufig reagieren Pferde auf diese Art der Raufutterfütterung mit Magenbeschwerden.
Neigen Pferde zu Übergewicht, sollte nach Möglichkeit nicht die Fresszeit reduziert oder künstlich verändert, sondern Art und Energiegehalt des Raufutters angepasst werden.
Pferde lieben Gras. Jedoch nicht für jedes Pferd ist Gras ein uneingeschränkt gutes Futtermittel. Die Aufnahme lässt sich teilweise schwerer steuern als bei anderen Raufuttersorten, so dass es zu einer zu hohen Energiezufuhr kommen kann. Bei normalem Bewuchs fressen Pferde rund 4 kg Gras je Stunde, bei geringem Bewuchs rund 1-2 kg.
Pferde fressen je Stunde ca. 4 kg Gras bei normalem Bewuchs. Bei geringem Bewuchs sinkt die Aufnahme auf 1-2 kg je Stunde.
Im Vergleich zu anderen Raufuttermitteln enthält Gras hohe Mengen der unverzichtbaren Aminosäure Methionin, Vitamin C, Beta-Carotin und B-Vitamine. Für die Funktion des Immunsystems und die Leberentgiftung ist Gras deshalb ein sehr wertvolles Futter. Soweit es der Futter- und Gesundheitszustand eines Pferdes zulassen, sollte jedem Pferd der Zugang zu Gras ermöglicht werden.
Nährstoffe und Energiegehalt im Gras unterliegen jahres- und auch tageszeitlichen Schwankungen. Sie können nur abgeschätzt werden und müssen dennoch in der Futterplanung Berücksichtigung finden, was eine genaue Planung erschwert. Nachfolgend sind wesentliche Änderungen im Jahresverlauf tabellarisch dargestellt. Zusammenfassend kann vorweg festgehalten werden, dass im Frühjahr die Gehalte an Eiweiß, Zucker und Energie am höchsten sind. Ab September steigen Gehalte an Eisen und Kalium teilweise erheblich an. Das hat Auswirkungen auf andere Spurenelemente, was im Verlauf des Buches erläutert wird.
Für Heu gilt ebenso wie für Gras, dass es möglichst kräuterreich sein sollte. Die Gräserarten "Deutsches Weidelgras" oder "Rohrschwingel" sollten möglichst wenig oder besser gar nicht enthalten sein, denn sie sorgen für hohe Zucker- und Fruktangehalte. Die beiden Gräserarten bilden zusätzlich sogenannte Gräsergifte, die den Stoffwechsel der Pferde erheblich belasten und mithin sogar zu Vergiftungserscheinungen führen können. Leider nutzt die moderne Landwirtschaft diese Gräserarten sehr gerne, weil sie besonders ertragreich sind und so werden sie in fast allen Saatmischungen zugefügt.
Abbildung 4: kräuterreiches Grünland
Pferdehalter haben meist großen Respekt vor hohen Eiweiß- und Zuckermengen bzw. den Fruktangehalten im Gras. Das ist zumindest im April und Mai gerechtfertigt. In den Monaten Juni bis August sind die Werte aber nicht höher als im Heu, vorteilhafte Vitamingehalte hingegen schon. Durch eine angepasste Beweidungszeit kann demnach die Menge an zugefügtem Eiweiß und Zucker gesteuert werden.
Auch Gras benötigt Nährstoffe, um zu wachsen. Diese erhält es durch Lufteinträge und Düngung. Es ist nicht richtig, dass gedüngte Weiden grundsätzlich schädlich für Pferde wären, denn die Düngung hat gar keinen übermäßig großen Einfluss auf den Eiweißgehalt. Der Zuckergehalt hingegen, steigt bei zu geringer Düngung. Daher kann man sagen: Ungedüngte Weiden können für Pferde genauso schädlich sein wie überdüngte. Optimal ist eine angepasste Düngung, die ein Gräserwachstum ermöglicht und die Pflanzen dabei noch mit wertvollen Spurenelementen wie Zink oder Mangan gut versorgt.
Fruktan ist ein Bestandteil des Grases, das bei zu großer Aufnahme zu EMS oder Hufrehe führen kann. Die Pflanze produziert und speichert Fruktan, um es bei guten Wachstumsbedingungen (Sonne, Wärme, Bodenfeuchte) in Pflanzenmasse umsetzen zu können. Sind die Wachstumsbedingungen ungünstig (Kälte, Wolken, Trockenheit) wird Fruktan eingelagert und nicht für das Pflanzenwachstum verbraucht. In der Folge schwanken Fruktangehalte im Gras im Tages- und Jahresverlauf.
Abbildung 5: Fruktanwert im Jahresverlauf, verändert nach Dahlhoff (2002)
Interessant ist der Einfluss von Nährstoffen auf den Fruktangehalt im Gras:
"Die Magnesium- und Calciumgehalte im Gras stehen in einer hoch signifikanten Abhängigkeit zum Fruktangehalt, ebenso die Phosphorgehalte. Steigende Gehalte an Magnesium, Calcium und Phosphor stehen mit einer Abnahme des Fruktangehaltes in Zusammenhang. Die engste Beziehung besteht jedoch zwischen dem Kaliumgehalt des Grases und der Fruktankonzentration. Beide Parameter korrelieren hoch signifikant negativ miteinander (.) Eine hoch signifikante Abhängigkeit besteht zwischen dem Kupfergehalt im Gras und der Fruktankonzentration, die beiden Parameter korrelieren negativ miteinander. Die engste Beziehung ergibt sich zwischen dem Zinkgehalt des Grases und dem Fruktangehalt. Ihr Abhängigkeitsverhältnis ist hoch signifikant, dabei können zunehmende Zinkgehalte im Gras mit einer Abnahme des Fruktangehaltes in Verbindung gebracht werden" (Dahlhoff 2002, Seite 85).
Das bedeutet zusammengefasst: Ist Gras ausreichend mit Nährstoffen wie Spurenelementen versorgt, sinkt der Fruktangehalt. Düngung ist in dem Zusammenhang also eher förderlich als schädlich.
Abbildung 6: Fruktanwert im Tagesverlauf, verändert nach Dahlhoff (2002)2
Bei weniger als 10 Grad Celsius sowie bei bewölkter Witterung sind die Fruktangehalte höher als bei wärmeren Temperaturen oder Sonne. Demnach kann ein Weidegang am warmen Nachmittag verträglicher sein als am kühlen Morgen.
Bei Weidehaltung ist der stark steigende Eisengehalt im Gras ab September zu beachten, da die Werte im Herbst teilweise in Bereiche steigen, die eine erhebliche Verdrängungswirkung auf andere Spurenelemente haben können.
Abbildung 7: Eisengehalt im Jahresverlauf, verändert nach Dahlhoff (2002)
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