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Edie s tut mir leid, Herr, wir konnten keine Gefangenen machen. Alle, nicht entkommen sind, wurden getötet.«
Joddok, der gerade bei der Feuerstelle saß, würgte seinen Bissen hinunter. »Wie viele sind entkommen?«
»Vielleicht fünf, sechs Mann. Ein Suchtrupp wurde losgeschickt und Wachen postiert. Ungesehen kommen sie nicht noch einmal hierher.«
»Das will ich hoffen. Wir haben genug damit zu tun, das Tor zu halten. Haben wir noch genug Männer dafür?«
»Nicht auf lange Sicht. Wir haben heute fünf Soldaten verloren und dazu noch ein paar Verletzte. Vor allem auf der anderen Seite wird es schwer sein, das Tor zu halten. Wir brauchen Nachschub, und das schon sehr bald.«
»Nachschub wird kommen. Ich habe bereits danach geschickt. Unser Glück war, dass die andere Seite nicht mit uns gerechnet hat. Beim nächsten Mal werden sie vorbereitet sein und weitaus zahlreicher als bisher. Aber der Weg zum Tor ist ein felsiger Pfad, dort können wir sie aufhalten, bis Verstärkung kommt.«
»Das Tor wird sich erst in ein paar Stunden wieder öffnen. Bis dahin sind unsere Männer in Arisan auf sich alleine gestellt«, gab der Soldat zu bedenken.
»Wir haben ein paar unserer besten Kämpfer dort. Sie werden das Tor verteidigen, da bin ich mir sicher. Und die Gegenseite wird erst noch ihre Wunden lecken. Bis sie mit einer Streitmacht nach oben rücken, haben wir dort längst Stellung bezogen. Alles Weitere hängt dann davon ab, welche Pläne Mafaldár hat. Will er das Tor nur verteidigen oder noch einen Schritt weiter gehen?« Joddok erhob sich und blickte hinüber zum Tor. »Uns hat sich hier eine völlig neue Welt aufgetan, und doch ist sie wohl der Ursprung von uns allen. Ist es verwerflich, um seine alte Heimat zu kämpfen?« Der Soldat sagte nichts, aber es war ohnehin nur eine rhetorische Frage. »Die Taronhöhen werden von großer Bedeutung für uns sein, wenn wir auf der anderen Seite Fuß fassen wollen.
»Wir bräuchten eine Armee, um dort zu bestehen. Und ohne Reiterei wäre es fast unmöglich«, bemerkte der Soldat. »Ich hoffe, dass Verstärkung aus Atterax kommt.«
»Sie wird kommen, falls Mafaldár so entscheidet«, sagte Joddok mit einem selbstsicheren Lächeln. »Und wer könnte uns schlagen, wenn die Vier Schwerter unsere Truppen anführen?«
Keine Spur von Fortis oder Gordon«, berichtete Garlef von seiner Erkundung. Ihm war anzusehen, wie besorgt er war, so als hätte jemand alle Freude aus seinem Antlitz gewischt. »Ich hab mich so weit wie möglich ans Lager herangeschlichen, aber ich konnte keine Gefangenen sehen. Vielleicht haben sie es geschafft, zu entkommen?«
»Das können wir nur hoffen«, meinte Rambald. »Gordon ist ein Kämpfer und Fortis ein überaus gewiefter Junge.«
Dank Rambald waren die Arisaner den feindlichen Soldaten entkommen und hatten Zuflucht in einer Höhle gefunden. Allzu weit wollten sie sich vom Tor nicht entfernen, solange sie keine Gewissheit über die Schicksale der beiden Vermissten hatten. Schließlich kam auch Kirby von seiner Erkundung zurück, und seine Nachricht war noch schlechter als die von Garlef. Mit einem schweren Seufzen ließ er sich auf einem der Felsen nieder. Seine Augen waren glasig und mit Entsetzen erfüllt.
»Jetzt sag schon, was los ist«, drängte ihn Rognar.
»Gordon«, lautete die knappe Antwort.
»Ist er tot oder gefangen?«
»Tot«, brachte Kirby heraus, ehe er in Tränen ausbrach und mit den Händen sein Gesicht bedeckte. Die Männer waren sprachlos und starrten ins Leere. »Sie haben ihn einfach dort liegen lassen. Und ich konnte nicht mehr für ihn tun, als seine Augen zu schließen und ihm sein Schwert zur Seite zu legen. So ein Ende hat er nicht verdient.«
»Nein, das hat er nicht. Er hat sein Leben gegeben, damit wir entkommen. Eine größere Heldentat gibt es nicht«, meinte Garlef und legte tröstend seinen Arm um ihn. »Du hast für ihn getan, was du konntest.«
»Ihr hättet euch das alles ersparen können«, erklang dann plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. »Aber ihr musstet ja Verrat üben im Dienste des Generals und das Tor zu dieser verdammten Welt hier öffnen!« Es war Kestia aus Tale, der da sprach, einer der befreiten arisaner Soldaten, der einzige, der ihre Flucht überlebte. Er hatte kurzes Haar und einen stoppeligen Bart im Gesicht, das sonst immer glattrasiert war. Sein Wohlstandsbäuchlein, das unter seiner Rüstung zu sehen war, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ein zielstrebiger, manchmal auch verbissener Hauptmann war. Er stand jetzt auf und kam zu den anderen nach vor. »Nicht nur ihr habt Männer verloren! Meine ganze Truppe ist tot oder gefangen, und der Feind kontrolliert auf beiden Seiten das Tor! Ihr könnt euch sicher ausmalen, was das für Arisan bedeutet!«
»Wir konnten nicht ahnen, dass diese Welt so feindselig ist«, rechtfertigte sich Kirby.
»Ja, das konntet ihr nicht. Ihr habt euch überhaupt keine Gedanken gemacht! Ihr habt den Frieden in unserem Reich riskiert! Und wofür? Für einen egoistischen und gierigen General.«
»Wir haben nur versucht, sein Leben zu retten!«
»Aha, und wo ist er nun? Tot, wie ich hörte. Aber auch viele unschuldige Männer fanden den Tod! Daran seid ihr genauso schuldig! Wenn ihr mich fragt, habt ihr jede nur erdenkliche Strafe verdient! Aber gerichtet werdet ihr nicht daheim, sondern hier in dieser fremden Welt.« Kestias Worte waren hart, aber treffend, und so konnte keiner ein Wort erwidern.
»Es ist noch nicht alles verloren«, meldete sich schließlich Rambald zu Wort. »Im Moment könnt ihr nicht allzu viel tun, außer Kraft zu schöpfen und einen neuen Plan zu schmieden.«
»Es gibt keinen neuen Plan!«, entgegnete Kestia. »Wir sind nur ein zusammengewürfelter Haufen, und unsere Feinde werden jeden Tag mehr. Jeder weitere Versuch wäre hoffnungslos.«
»Wir können noch auf unsere Leute in Arsian hoffen, darauf, dass sie das Tor zurückerobern«, fasste Kirby wieder Mut.
»Es sind schon lange nicht mehr eure Leute, denn ihr seid Verräter am eigenen Land!«
»Lass gut sein, Herr Hauptmann, ich denke, wir haben es verstanden«, sagte Nisse schon sichtlich genervt. »Aber, dass das Tor gefallen ist, habt ihr euch selbst zuzuschreiben! Ihr wart lange vor den Schwarzen Soldaten dort. Wir haben mit eurer Niederlage also gewiss nichts zu tun.«
Das ließ sich Kestia nicht zweimal sagen. Er packte Nisse am Kragen und stieß ihn unsanft gegen die Felswand. »Wir hätten euch schon in Banglatar begraben sollen, dann wäre es gar nicht so weit gekommen!«
»Ja, aber ihr wart nicht schlau genug dafür!«, stichelte Nisse weiter. »Am Ende habt ihr es überall verbockt!«
Kestia holte zum Schlag aus, aber Rognar hielt ihn zurück und baute sich in aller Größe neben ihm auf. »Na mach schon, schlag zu! Gib mir einen Grund, dir die Klappe zu stopfen!«
Jetzt kamen auch Garlef und Kirby dazu, und Kestia sah ein, dass er auf sich alleine gestellt war. Nisse nutzte die Ablenkung, um sich loszureißen. Er stieß Kestia von sich weg und wäre gleich auf ihn losgegangen, wenn Garlef ihn nicht zurückgehalten hätte. »Genug jetzt, Nisse! Beruhigt euch wieder!«
»Er ist doch derjenige, der hier stänkert!«, verteidigte sich der Jägersmann. »Spielt sich hier auf wie der Kaiser von Perm und gibt uns die Schuld dafür, dass er seine Männer verloren hat!«
»So schnell hat euch dieses Land schon verdorben?«, war dann aus dem Hintergrund Rambalds Stimme zu hören. »Es bringt doch nichts, sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Ihr seid hier gestrandet, das lässt sich nicht ändern, und nur gemeinsam findet ihr wieder den Weg zurück.«
Die Männer sahen nachdenklich zu ihm hinüber und ließen dann voneinander ab. Kestia zog sich wieder in seine Ecke zurück und ließ dort endlich seine Emotionen heraus. Es war eine Mischung aus Verzweiflung, Trauer und Wut. Die übrigen Arisaner schwiegen sich an, nur Rambald schien seinen kühlen Kopf zu bewahren. Immer wieder riskierte er einen Blick nach draußen. Die Luft war rein, aber die Soldaten waren bestimmt auf der Suche nach ihnen. Sie wussten nun, dass sie Fremde waren, Spione womöglich aus der anderen Welt. Ach, dass ihr Vorhaben derart scheitern musste, dachte Rambald mit schwerem Herzen. Am allermeisten tat es ihm um Fortis leid, aber noch glaubte er nicht, dass er tatsächlich tot war. Er ist noch irgendwo dort draußen. Bleibt nur zu hoffen, dass ihn Mafaldárs Männer nicht finden. Sein Gemüt war ihm schwer wie die dichten Wolken...
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