Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Der Erfolg der Digitalisierung hängt nicht nur vom richtigen Mindset des Top-Managements ab. Viele Unternehmen kämpfen mit einem viel handfesteren Thema: der Verfügbarkeit von qualifizierten und motivierten IT-Experten. Der Markt ist leergefegt, die Gehälter steigen immer weiter. Und mit der Rekrutierung x-beliebiger IT-Experten ist das Problem noch lange nicht gelöst: Studien zeigen den massiven Produktivitätsunterschied zwischen guten und weniger guten Entwicklern.
Im War for IT-Talents gewinnen nicht die Unternehmen, die die besten Gehälter zahlen, sondern jene, die ein echtes Verständnis dafür haben, wie die Zielgruppe tickt. Die Autoren erklären, was ein Softwareentwickler eigentlich macht, was ihn beschäftigt, wodurch er sich anerkannt fühlt und worauf man beim Employer Branding, Recruiting und in der Mitarbeiterführung achten muss. Das Ziel: die richtigen Experten gewinnen, motivieren und langfristig binden.
Inhalte:
2 IT-Experten gewinnen2.1 Aus dem echten Leben: Wie PLQL Alexander das Leben schwer machte
»Wie gut können Sie Pllkll?« Alexander stockt, wird unsicher, rutscht auf dem Stuhl umher. Martin Schmidt, Recruitingexperte beim Unternehmen Alpha Beta Systems schaut kurz von seiner Checkliste hoch: »Pllkll!«. Die Wiederholung des Akronyms und das kurze Aufblicken signalisieren Alexander, dass es sich bei Pllkll um etwas Wichtiges handeln muss, etwas, das er kennen sollte. Das schiebt Martin Schmidt noch hinterher: »Version 9!«
Jetzt beginnt Alexander leicht zu schwitzen. Martin Schmidt: »Das kennen Sie doch, oder?« Alexander schweigt. Martin Schmidt schweigt. Das war's wohl, vielleicht sollte Alexander jetzt einfach aufstehen und gehen. Aber irgendetwas muss er jetzt doch sagen! Hm, die letzten fünf Checkboxen, die der HR-Vertreter abhakte, bezogen sich allesamt auf Programmiersprachen.
»Also, Herr Schmidt, ich programmiere Low-level in C und Assembler, objektorientiert nutze ich C++ und Java, für funktionale Programmierung nutze ich LISP, zudem verwende ich natürlich SQL und andere domänenspezifische Sprachen.« »Aber Pllkll, Version 9 kennen Sie nicht?« »Nein, ehrlich gesagt nicht.«
Schmidt kritzelt in seinem schwarzen Notizblock. Der Gesichtsausdruck des Personalers wirkt enttäuscht. Wieder war alle Arbeit im Vorfeld umsonst, die Einladung von Alexander ins Headquarter hätte man sich auch sparen können.
Erst sehr viel später stellte sich heraus, dass die Programmiersprache »PL/SQL« (gesprochen »Pe-El-Es-Qu-El«) dank eines Tippfehlers des Praktikanten im Recruitingbereich der Firma Alpha Beta Systems unter dem Decknamen »PLQL« im Anforderungsprofil des Recruitingexperten auftauchte. All die Fachbegriffe, die Schmidt aufgrund seiner Briefingunterlagen abgefragt hatte, waren ihm selbst völlig unbekannt. Für eine Fachkraft wäre bereits aus dem Kontext der Kandidatenantworten offensichtlich gewesen, dass der Bewerber die implizite Jobanforderung problemlos erfüllt hätte.
2.2 Recruiting im Überblick: Wie funktioniert Personalgewinnung allgemein?
Auf den folgenden Seiten soll ein knapper Überblick über die wichtigsten Elemente im Recruitingprozess gegeben werden. Wir beschreiben hier Schritte und Bestandteile auf dem Weg zur Einstellung eines neuen Mitarbeiters, nennen typische in der Praxis häufig beobachtete Fehler und geben auch Empfehlungen. Dabei beginnen wir - wie auch in den folgenden Kapiteln zur Motivation und Bindung -mit allgemeinen »Best Practices«. Dieser Überblick wird in den folgenden Unterkapiteln dann weiter differenziert: Hier nehmen wir unsere Zielgruppe genauer unter die Lupe und gehen insbesondere auf die IT-Spezifika ein.
Wir verzichten bei diesem, wie auch allen weiteren Kapiteln bewusst auf Literaturverweise im Text und weitere Referenzen, um die Lesbarkeit des Textes zu erhöhen. Die Empfehlungen stammen dabei aus verschiedenen Quellen: Sie entspringen Studien und wissenschaftlichen Forschungsergebnissen aus den Bereichen HR Management, Organizational Behavior sowie Arbeits- und Organisationspsychologie aber auch anderen Praxishandbüchern. Wir haben diese zusammengetragen, zugleich aber mit eigenen Erfahrungen aus über 40 Jahren Praxis in der Rekrutierung von Mitarbeitern pragmatisch ergänzt.
Einen guten Überblick über die wichtigsten Methoden, Vehikel, Verfahren und Forschungsergebnisse zum Thema Recruiting finden Sie z. B. in den Büchern » Psychologische Personalauswahl: Eignungsdiagnostik für Personalentscheidungen und Berufsberatung« von Heinz Schuler (2014) oder in »Personalmarketing, Employer Branding und Mitarbeiterbindung: Forschungsbefunde und Praxistipps aus der Personalpsychologie» von Uwe Peter Kanning (2016).
2.2.1 Was ist Recruiting?
Wir definieren Recruiting als den Prozess der Personalbeschaffung, also den Vorgang der Suche und Auswahl der am besten geeigneten Kandidaten für freie Stellen in Unternehmen.
Dabei unterscheiden wir in diesem Prozess folgende Schritte:
Ganz bewusst verzichten wir auf den nächsten Seiten auf die Beschreibung von Selbstverständlichkeiten. Wir glauben, dass Hinweise wie jener, dass für ein Interview ein ruhiger Raum und ein Glas Wasser vorbereitet sein sollte, an anderer Stelle hinreichend beschrieben wurden.
Recruiting früher und heute
Auch wenn der Begriff des Recruitings bis weit in die Anfänge des letzten Jahrhunderts reicht (und auf die US-Armee zurückgeht, die den Prozess der Nachwuchsgewinnung so bezeichnete), gab es zumindest in den letzten zwei Jahrzehnten zwei massive Entwicklungen, denen Recruiting-Verantwortliche Rechnung tragen müssen:
2.2.2 Schritt 1: Employer Branding
Es ist erstaunlich zu beobachten, mit welch stümperhaften Methoden viele Unternehmen immer noch versuchen, ihr eigenes Unternehmen als Arbeitgebermarke zu bewerben. Die Kundenerfahrung beim Browsen in der häufig gut versteckten Rubrik »Jobs und Karriere« auf der Webseite überrascht insbesondere bei solchen Unternehmen, die eigene Produkte und Brands hochprofessionell vermarkten.
Bei vielen von ihnen scheint immer noch die Überzeugung vorzuherrschen, dass sich zahlreiche potenzielle Arbeitnehmer auf jeden Fall durch die Webseiten klicken, egal wie schlecht diese gestaltet sind. Andere Marketingkanäle werden von den häufig marketingtechnisch überforderten Personalverantwortlichen erst gar nicht betätigt. Benefits der Arbeit im eigenen Unternehmen werden gar nicht oder sehr generisch (Wir haben tolle Karrieremöglichkeiten, und eine echt gute Teamkultur.) beworben.
Es gibt aber auch Beispiele von Unternehmen, die - häufig für relativ kleine Budgets - sich in diesem Bereich professioneller aufgestellt haben. Gespräche mit Geschäftsführern und Abteilungsleitern in diesen Firmen zeigen, dass es vielen Linienmanagern sogar Spaß macht, stärker beim Employer Branding, der Grundlage für die erfolgreiche Vermarktung der Arbeitgebermarke, involviert zu werden. Ins Headquarter geflogen werden, um einen professionellen Imagefilm zu drehen, oder gemeinsam mit einigen Kollegen eine Campusmesse an der früheren Universität zu besuchen - das sind Themen, die das Commitment und die Loyalität aktueller Mitarbeiter...
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