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Schon früh legte Francis Bacon mit seinem Werk ,Novum organum scientiarum' (1620) die Grundlage des Empirismus. Er war ein machtvoller Begründer genauer Beobachtung und objektiver Wissenschaft. Bereits ganz zu Beginn heißt es in den ersten drei Abschnitten:6
Der Mensch, als Diener und Erklärer der Natur, wirkt und weiss nur so viel, als er von der Ordnung der Natur durch die Sache oder seinen Geist beobachtet hat; mehr weiss und vermag er nicht.
Weder die blosse Hand noch der sich selbst überlassene Geist vermag Erhebliches; durch Werkzeuge und Hülfsmittel wird das Geschäft vollbracht; man bedarf dieser also für den Verstand wie für die Hand. Und so wie die Werkzeuge die Bewegung der Hände erwecken und leiten, so müssen auch die Werkzeuge des Geistes den Verstand stützen und behüten.
Wissen und Können fällt bei dem Menschen in Eins, weil die Unkenntniss der Ursache die Wirkung verfehlen lässt. Die Natur wird nur durch Gehorsam besiegt [...].
Bacon degradierte die Natur zum Objekt. Nennt er den Menschen eingangs rätselhaft noch ,Diener' der Natur, soll sie bereits kurz darauf ,besiegt' und dem Gehorsam unterworfen werden. Unterwerfung - das ist das Schlüsselwort. Die Natur soll durch Unterwerfung ihre Geheimnisse preisgeben. Das ist weit mehr als nur das Streben nach Erkenntnis - es geht um Beherrschung. In dem Werk ,Über die Würde und den Fortgang der Wissenschaften' heißt es bereits 1605:7
Denn ihr müsst der Natur nur folgen und sie gleichsam auf ihren Wanderungen verfolgen, und ihr werdet imstande sein, sie, wenn ihr wollt, nachher wieder an denselben Ort zu führen und zu treiben. Ich bin auch nicht der Meinung, dass in dieser Geschichte der Wunder abergläubische Erzählungen von Zaubereien, Hexereien, Zaubersprüchen, Träumen, Weissagungen und dergleichen, wo es eine Gewissheit und klare Beweise für die Tatsache gibt, ganz ausgeschlossen werden sollten. Denn es ist noch nicht bekannt, in welchen Fällen und inwieweit Wirkungen, die dem Aberglauben zugeschrieben werden, an natürlichen Ursachen teilhaben; und wie sehr auch der Gebrauch und die Ausübung solcher Künste zu verurteilen ist, so kann doch [...], wenn sie sorgfältig enträtselt werden, ein nützliches Licht gewonnen werden, [...] auch für die weitere Aufdeckung der Geheimnisse der Natur. Niemand sollte Skrupel haben, in diese Löcher und Winkel einzudringen, wenn die Suche nach der Wahrheit sein einziges Ziel ist [...].
Die Inquisition8 und die patriarchale Unterwerfung der Frau werden hier mit der Erforschung der Natur unmittelbar in Zusammenhang gebracht, bis tief in die Sprache hinein, denn englisch heißt es: ,Neither ought a man to make scruple of entering and penetrating into these holes and corners, when the inquisition of truth is his sole object [...].'9
Gegen haltlose Spekulationen schrieb er auch: ,Sonach soll man dem menschlichen Geist keine Flügel, sondern eher ein Bleigewicht beigeben, was alles Springen und Fliegen hemmt.'10 So richtig dies einerseits sein mag, gerade in einem Zeitalter des Aberglaubens und der Dogmatik, zeichnen Sätze dieser Art andererseits doch bereits den ganzen Weg tief hinein in einen immer trostloseren Materialismus vor. Bleigewichte!
Der Franzose René Descartes (1596-1650) gilt dann als Begründer des modernen Rationalismus.
1637 veröffentlicht er sein auf hohem Niveau populärwissenschaftlich angelegten ,Discours de la méthode', 1641 folgen zunächst lateinisch ,Meditationen über die Erste Philosophie', in denen die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der Seele bewiesen wird'.11
Berühmt sind vor allem seine Gedanken des Zweifels. Was kann die Wahrheit verbürgen? Überall ist Täuschung möglich: Die Sinne können täuschen, oder man nimmt oft nicht rein wahr, und auch der Verstand kann zu falschen Schlüssen und Irrtümern verführt werden. Auf diese Weise kommt Descartes dann zu der berühmten Erkenntnis, dass man zunächst an allem zweifeln könne, nicht aber daran, dass man zweifle - spätestens hier ist man seiner eigenen Existenz als Denkender sicher. Die klassische Passage ,Cogito, ergo sum' findet sich in seinem ,Discours' (1637), wo er zunächst alles bis hin zur Existenz eines wirklichen Körpers, ja der Welt überhaupt bezweifelt:12
Ich forschte nun, Wer ich sei. Ich fand, dass ich mir einbilden konnte, keinen Körper zu haben, und dass es keine Welt und keinen Ort gäbe, wo ich wäre; aber nicht, dass ich selbst nicht bestände; vielmehr ergab sich selbst aus meinen Zweifeln an den anderen Dingen offenbar, dass ich selbst sein müsste; während, wenn ich aufgehört hätte zu denken, alles Andere, was ich sonst für wahr gehalten hatte, mir keinen Grund für die Annahme meines Daseins abgab. Hieraus erkannte ich, dass ich eine Substanz war, deren ganze Natur oder Wesen nur im Denken besteht, und die zu ihrem Bestand weder eines Ortes noch einer körperlichen Sache bedarf; in der Weise, dass dieses Ich, d.h. die Seele, durch die ich das bin, was ich bin, vom Körper ganz verschieden und selbst leichter als dieser zu erkennen ist; ja selbst wenn dieser nicht wäre, würde die Seele nicht aufhören, das zu sein, was sie ist.
Demnächst untersuchte ich, was im Allgemeinen zur Wahrheit und Gewissheit eines Satzes nöthig sei; denn nachdem ich einen solchen eben gefunden hatte, so müsste ich nunmehr auch wissen, worin diese Gewissheit besteht. Ich bemerkte, dass in dem Satz: "Ich denke, also bin ich", nichts enthalten ist, was mich seiner Wahrheit versicherte, ausser dass ich klar einsah, dass, um zu denken, man sein muss. Ich nahm davon als allgemeine Regel ab, dass alle von uns ganz klar und deutlich eingesehenen Dinge wahr sind, und dass die Schwierigkeit nur darin besteht, die zu erkennen, welche wir deutlich einsehen.
Aus diesen Zweifeln heraus kommt Descartes unmittelbar darauf auch zu einem Gottesbeweis, einer Sicherheit, dass Gott existieren müsse. Der Mensch kann den Begriff des Vollkommenen, auch des Unendlichen fassen. Beides kommt aber in der Natur nicht vor - es muss also eine reale, andere Quelle haben. Und selbst das Dasein Gottes ist mit der Vorstellung eines vollkommenen Wesens untrennbar verknüpft - während dies für bloß Vorgestelltes wie etwa eine Schimäre nicht gilt. Descartes führt daraufhin aus:13
Wenn Manche meinen, dass es schwer sei, Gott zu erkennen, und auch schwer, ihre Seele zu erkennen, so kommt es davon, dass sie ihren Geist nie über die sinnlichen Dinge erheben, und dass sie so an dieses bildliche Vorstellen gewöhnt sind, was eine besondere Art des Denkens für die körperlichen Dinge ist, dass sie Alles, was sie nicht bildlich vorstellen können, auch nicht für begreiflich halten. Dies ist die Folge davon, dass selbst die Philosophen in den Schulen als Grundsatz lehren, es gebe in dem Verstande nichts, was nicht zuvor in den Sinnen gewesen sei.14 Nun ist es aber jedenfalls gewiss, dass die Vorstellungen von Gott und von der Seele niemals in den Sinnen gewesen sind [...].
Hier bildet er den genauen Gegensatz zu Bacon, dem an einer äußeren Naturwissenschaft gelegen war. Der weitere Verlauf dieses Pfades führt dazu, dass man die Seele und das Göttliche ganz aus dem Sinn verliert. Was für Descartes die klarste Einsicht überhaupt war, wird in den folgenden Jahrhunderten immer weiter verschüttet, weil man sich immer ausschließlicher nur noch der Sinneswelt zuwendet - bis der Glaube entsteht, man sei selbst auch nicht mehr...
Wenden wir uns Descartes' ,Meditationes' zu, in denen er Einiges noch vertiefter ausführt.15 Hier nimmt er zunächst sogar an, dass ein ,boshafter Geist' den Verstand fortwährend zu täuschen versuche. Auch hier kommt er dann zu der Erkenntnis, dass das Erleben der eigenen inneren Tätigkeit nicht bezweifelt werden kann.[30,32]
In der dritten Untersuchung ,Über Gott, und dass er ist' stellt er zunächst die Regel auf, dass all dasjenige wahr ist, was man ,völlig klar und deutlich weiß'.[44] Hier erhebt sich aber sogleich die Frage, wie dies zu beurteilen ist. Denn hat man zunächst nicht ganz vieles als ,völlig gewiss' angenommen? Die klarste Erkenntnis bieten mathematische Wahrheiten, etwa eine einfache Addition. Dies zu bezweifeln, wäre nur möglich, wenn tatsächlich ein boshafter Geist den Verstand in sämtlichen Schlüssen irreführen würde. Zunächst, so Descartes, sei also zu prüfen, ob Gott existiere und ob er ein Betrüger sein könne. Vorher könne über nichts irgendeine Gewissheit erlangt werden.[44f]
Täuschungen können nun nur von Urteilen herrühren. Vorstellungen, Empfindungen und Affekte sind, wie sie sind - erst wenn man ein Urteil...
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