Schweitzer Fachinformationen
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Bluthochdruck einfach wegatmen
Hoher Blutdruck kann viele Ursachen haben - Stress gehört neben Übergewicht, Bewegungsmangel und zu viel Salz zu den wichtigsten. Wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, ziehen sich die feinen Muskeln der Blutgefäße zusammen, das Herz muss mehr leisten - und der Blutdruck steigt. Durch gezielte Entspannungstechniken können Sie dem entgegenwirken und Stress reduzieren.
Atmen Sie sich gesund!
Anhaltender Stress ist eine häufige Ursache für Bluthochdruck. Das nehmen die betroffenen Menschen so wahr und das bestätigt auch die Wissenschaft.
Ich möchte mit einem Fall aus meiner Hochdrucksprechstunde für "hoffnungslose Fälle" beginnen. Patientinnen und Patienten, die zu mir kommen, weil ihr Blutdruck scheinbar nicht einzustellen ist.
Ein Fall aus meiner Sprechstunde
Ein 65-jähriger Immobilienhändler nahm bereits 4 verschiedene Blutdrucksenker ein und der systolische Blutdruckwert lag dennoch bei 180 mmHg. Schon am Anfang des Gesprächs sagte er mit tiefer Überzeugung, dass sein hoher Blutdruck rein stressbedingt sei. Auf nähere Nachfrage berichtete er mir, dass er regelmäßig lange Auszeiten in Indien nehme, um dort ayurvedische Entspannungstechniken zu praktizieren. Während dieser Zeit sei sein Blutdruck ohne jegliche Medikamente bei Selbstmessungen komplett normal. Eine einleuchtende Erklärung für mich war, dass mein Patient über diese Entspannungstechniken den Stress als Auslöser seines hohen Blutdrucks ausschalten konnte.
Was können Sie aus diesem Fall für sich mitnehmen?
Stress wird von vielen meiner Patientinnen und Patienten immer wieder an erster Stelle als Grund für Bluthochdruck genannt. Dies ist auch wissenschaftlich sehr gut belegt.
Es gibt Möglichkeiten, der Stressfalle zu entkommen und damit auch den Blutdruck ohne Medikamente zu senken. Entspannungstechniken wie z.B. Meditation oder Yoga-Atmung sind seit Jahrtausenden bewährte Therapien, die sich die Selbstheilungskräfte der Geist-Körper-Achse zu Nutzen machen. Erst seit wenigen Jahren wissen wir allerdings, was die wissenschaftliche Grundlage für das "Heilen durch den Geist" darstellt.
Unser Körper und mit ihm unser Gehirn funktioniert bei Stress in seinen Grundzügen wie beim Steinzeitmenschen, wenn er in die Augen eines Säbelzahntigers blickte. In diesen früheren evolutionären Zeiten war die Stressreaktion überlebenswichtig. Heute stehen nicht mehr die Gefahr um Leib und Leben im Vordergrund der Stressreaktion, sondern beruflicher Stress oder private Ängste und Sorgen. Unser Gehirn löst bei Stress aber immer noch die gleiche Kampf- oder Fluchtreaktion aus wie vor 10.000 Jahren. Es reagiert genauso wie beim Steinzeitmenschen mit einer starken Ausschüttung von Stresshormonen, die von der Nebenniere produziert werden. Zu diesen Stresshormonen gehören Cortisol und Adrenalin. Adrenalin erhöht den Puls und den Blutdruck. Cortisol steigert den Blutzucker und hemmt die Verdauung.
Bei Stress reagiert unser Körper auch heute noch so, als ob ein Säbelzahntiger hinter uns her wäre.
Das vegetative Nervensystem ist für die schnelle Stressreaktion beim Anblick des Säbelzahntigers verantwortlich und stellt sicher, dass alle Körperfunktionen sofort auf Kampf oder Flucht eingestellt werden. Der Teil des vegetativen Nervensystems, der den Organismus in Spannung versetzt, ist der Sympathikus, der Stressnerv. Er ist das Gaspedal für unser Kreislaufsystem. Der Sympathikus vermittelt die Information "Gefahr" über seine schnellen Nervenfasern an Herz und Gefäße. Er steigert damit direkt und sofort Puls und Blutdruck. In der Nebenniere sorgt er dafür, dass das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet wird. Adrenalin beschleunigt den Herzschlag, die Atmung und steigert den Blutdruck. Der Blutzucker steigt schnell an und das Blut wird vom Verdauungssystem in Muskeln und Herz umgeleitet.
Ein weiteres Stresshormon ist Cortisol, das ebenfalls in der Nebenniere gebildet wird. Die Information "Gefahr" wird über ? Stresszentren im Gehirn (Mandelkern, Hypothalamus, Hypophyse) hormonell über die Blutbahn an die Nebennieren weitergeleitet. Diese schütten Cortisol aus, das für die Bereitstellung von Energie wie z.B. Blutzucker verantwortlich ist. Man kann über eine Speichelprobe die Konzentration an Cortisol bestimmen und damit den ? Stress messen.
Der Sympathikus ist unser Stressnerv, der uns auf Kampf oder Flucht vorbereiten will. Der Parasympathikus (Vagus) ist sein Gegenspieler, unser Ruhenerv, der für Regeneration zuständig ist.
Diese starken hormonellen und vegetativen Reaktionen sorgen dafür, dass wir schnell und adäquat vor einer Gefahr flüchten können ("flight") oder kampfbereit sind ("fight"). Diese Reaktion erfolgt automatisch und wird über das Gehirn sowie das vegetative Nervensystem vermittelt. Es wird auch "autonomes Nervensystem" genannt, da seine Reaktionsmuster zur Regulierung von Körperfunktionen unbewusst ablaufen und sich normalerweise nicht bewusst steuern lassen. Die Funktionsweise des vegetativen Nervensystems hat sich seit der Steinzeit nicht verändert, da es für viele unbewusste und lebensnotwendige Funktionen wie Atmung, Kreislauf und Blutdruck zuständig ist. Wir werden später sehen, dass sich solche autonom gesteuerten Körperfunktionen, wie z.B. der Blutdruck, dennoch mit Übung und der richtigen Technik auch bewusst beeinflussen lassen.
Wenn der Säbelzahntiger besiegt oder die Flucht gelungen ist, werden alle Systeme wieder heruntergefahren. Die Blutspiegel von Cortisol und Adrenalin fallen wieder auf normale Werte ab. Der Puls und auch der Blutdruck gehen wieder auf die Ausgangswerte zurück. Auch die anderen Organe schalten wieder auf Ruhe und Verdauung um. In dieser Ruhephase kommt der Gegenspieler des Sympathikus zum Zuge, der Parasympathikus. Der wichtigste Nerv des Parasympathikus ist der Nervus vagus, kurz "Vagus" oder "Ruhenerv" genannt. Der Vagus verbindet über ein großes Nervengeflecht unser Gehirn mit dem Körper. Er verbindet unser Gehirn mit Herz, Magen, Darm und Nieren, aber auch dem Becken und ist damit an der weiblichen und männlichen Sexualfunktion beteiligt.
Der Vagus sorgt für Entspannung und gute Gefühle. Er ist die Bremse unseres Kreislaufs und bringt Puls und Blutdruck auf Ruhewerte. Der Vagus ist auch nachts sehr stark ausgeprägt, er sorgt für die Erholung unseres Körpers im Schlaf. Wir wissen heute, dass ein schwacher Vagus bei vielen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt, Depression, aber auch Demenz und Tumorerkrankungen beteiligt ist.(1) Da ein starker Vagus viele dieser Erkrankung verhindert oder auch heilt, wird er auch als "Selbstheilungsnerv" oder als "innerer Arzt" bezeichnet.
Solange der Säbelzahntiger dem Steinzeitmenschen nicht stündlich erschien, waren Sympathikus (Gaspedal) und Vagus (Bremse) in einem gesunden Gleichgewicht.
Ein intaktes und gesundes Gleichgewicht zwischen Vagus und Sympathikus ist eine Voraussetzung für normalen Blutdruck.
Im schlimmsten Fall kommt der Säbelzahntiger im 10-Minuten-Takt z.B. in Form von permanentem Zeitdruck, fehlenden Pausen, Multitasking, Kundenbeschwerden, Telefonaten, zu eng getaktetem Terminkalender und Druck durch den Chef oder Partner. Die Stressreaktion läuft aber bei uns ins Leere, da wir in der Regel nicht vor Kunden flüchten oder mit dem Chef kämpfen können. Körperliche Aktivität wie Flucht oder Kampf würde aber beim Stressabbau helfen.
Wenn der Stress über Monate und Jahre dauerhaft hoch bleibt, gibt es auch Veränderungen in unserem Nervensystem. Unser Gehirn ist im Dauerstress. Die Sympathikusaktivität bleibt hoch, damit ist, ohne dass wir das steuern können, das Gaspedal fast immer durchgetreten. Es findet keine ausreichende Regeneration mehr statt, in der sich Sympathikus und Vagus wieder in ein gesundes Gleichgewicht einpendeln.
Unsere moderne Arbeitsphilosophie kann sich aufgrund stetiger Fremd- und Selbstoptimierung keine Pausen oder ausreichenden Schlaf mehr leisten. Nachts findet immer weniger Erholung statt, da sich das gesunde Gleichgewicht auch nachts vom beruhigenden Vagus immer mehr zugunsten des Sympathikus zum Dauerstress verschiebt. Mit der fehlenden nächtlichen Beruhigung des vegetativen Nervensystems entstehen unvermeidlich Schlafstörungen, die laut Untersuchungen der Krankenkassen immer mehr zunehmen.
Neben Schlafstörungen kann Dauerstress zu einer Vielzahl von Gesundheitsstörungen führen wie z.B.:
Depression
Kopfschmerzen
Muskelverspannung
Konzentrationsstörungen
Gedächtnisstörungen
Herzinfarkt
Herzrhythmusstörungen
Bluthochdruck
Die Folgen für den Blutdruck liegen auf der...
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