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Das Ehepaar Louis XIII (1601-1643) und Anne d'Autriche (1601-1666) hatte schon lange vor dem Coup 1638, der sie zu den Offizial-Eltern von Ludwig dem Vierzehnten machte, den fruchtbringenden Kampf um einen Thronfolger aufgegeben. Die beiden waren 23 Jahre lang verheiratet (seit 1615) und 26 Jahre lang offizial-liiert (seit 1612).
Ludwig der Dreizehnte hatte von seinem zehnten Lebensjahr an männliche Liebhaber. Sein erster war Charles de Luynes (1578-1621). Seinen letzten Lover, Henri de Cinq-Mars (1620-1642), hatte er mit 39/40 in den letzten Jahren seines Lebens, bevor er mit 41 Jahren starb. Affären, die auf einen körperlich-heterosexuellen Affekt Ludwigs des Dreizehnten gegenüber dem weiblichen Geschlecht schließen lassen könnten, gab es in seinem Leben nicht. Louis XIII zeugte keinen Bastard mit einer nicht mit ihm verheirateten Frau - übliches Verhalten aller französischen Könige, wenn sie denn heterosexuell orientiert waren.
Zum protokollarisch erforderlichen nächtlichen Gang in das Schlafzimmer seiner Frau musste Ludwig 13 nach der Hochzeit gezwungen werden. Er war 14 Jahre alt. Nach vergeblichen Bettversuchen gab er die Pflicht-Nocturnes auf und verschwand nächtlich ab da wieder nur noch in den Zimmern seines inzwischen 37-jährigen Liebhabers, Charles d'Albert, duc de Luynes, den Louis XIII ab seiner Hochzeit in ein Appartement über dem seinen im Louvre hatte einziehen lassen, erreichbar mit einer Geheimtreppe, welches Arrangement deutlich macht, wen Ludwig 13 in der Realität seiner sexuellen Interessen wirklich geheiratet hat.
Die Frau Ludwigs des Dreizehnten, die gebürtige spanisch-habsburgische Prinzessin Anne d'Autriche, Anna d'Austria oder Anna von Österreich, wie diese französische Königin von der Geschichtsschreibung ständig wechselnd genannt wird, hatte ihrerseits keine »Günstlinge« und männlichen »Favoriten« - zeitgenössische Termini für sexuelle Verhältnisse -, dafür mindestens vier heftige Affektgeschichten mit Hofdamen, die ihr treu ergeben waren und von denen manche der Königin in ihren Aufzeichnungen zärtliche Ovationen darbrachten. Da in der französischen, prinzipiell polygam orientierten Hofetikette auch Liebhaber der Königinnen nicht verboten waren, lässt das komplette Manko intimer männlicher Bezugspersonen Königin Annas in Verbindung mit ihren vier Herzensdamen auf eine lesbische Orientierung dieser Regentin schließen.
Margarete von Valois (1553-1615), die erste Frau von Henri IV (1553-1610), hatte unzählige Bettgenossen, Maria Medici (1573-1642), Henris zweite Frau, brachte ihren Kumpan Concino Concini (1575-1617) aus Italien in die Ehe mit!
Die nach sechs Jahren unfruchtbarer Ehe über ein Jahrzehnt lang (zwischen 1622 und 1631) kolportierten abgebrochenen Schwangerschaften oder Fehlgeburten der Königin Anna entstammten der Hofpropaganda, um die dynastische Pleite dieses Königspaares zu kaschieren. Die einzige vom Hofarzt Jean Héroard 1622 protokollierte »Fehlgeburt« war eine Fiktion des Königsmentors, um das Paar, auf das sich die Augen aller Welt fruchtbarkeitsinteressiert richteten, von dem ungeheuren Druck, Nachkommen zu liefern, etwas zu befreien.
Zu diesen Schwierigkeiten von König und Königin kam noch hinzu, dass sich Mann und Frau in einer unüberbrückbaren Gefühlsaversion voneinander abstießen, die beim König in Hass umschlug und sich bei der Königin in Depressionen niederschlug. Beide waren Herrscher-unüblich oft krank.
Die Aversion zwischen den königlichen Partnern war nicht nur eine Privatangelegenheit, sondern heizte die Königin auch an, sich in mindestens zehn Komplotten und Putschversuchen gegen ihren Mann und dessen Regenten, Kardinal Richelieu, zu verwickeln, die alle scheiterten und den Graben zwischen den »Angetrauten« immer breiter werden ließen. Um die Zeit der Geburt von Louis XIV und seinem zwei Jahre jüngeren angeblichen Bruder, Philippe d'Orléans, rissen allein vier Revolten das Königspaar völlig auseinander.
1637, im Jahr der propagierten königlichen Zeugung Louis XIV, war das Paar tiefstzerstritten, weil der Richelieu'sche Geheimdienst die Königin zweimal erwischt hatte, wie sie an einer Konspiration gegen die Politik des Regenten ihres Mannes mitwirkte. Vor allem opponierte sie gegen die Anti-Spanien-Politik von Richelieu, befleißigte sich über ihre engste Vertraute, Marie de Chevreuse, einer Hochverratskorrespondenz, des Verrats von Staatsgeheimnissen an ihren Bruder, Philipp IV., König von Spanien, mit dem Richelieu seit zwei Jahren Krieg führte.
Louis XIV wurde nicht etwa klammheimlich beschafft und war dann plötzlich dynastierettend da, sondern er erschien nach einem beispiellosen, prä-Goebbels'schen Propagandafeldzug in sämtlichen Medien, über die die staatliche Machtapparatur des frühen 17. Jahrhunderts in Frankreich verfügte. Die monatelang praktizierte Vorankündigung eines Kronprinzen mit der Suggestion seines absolut sicheren »Erscheinens« enthüllt den 20.-Jahrhundert-Geborenen die Illegalität dieses königlichen Hervorbringens.
Louis XIV wurde 1638 geboren. 1635 beginnen mindestens vier Kirchenleute (zwei Nonnen, eine Äbtissin und ein Mönch) an verschiedenen Orten in Frankreich für die Ankunft des Kronprinzen zu beten - nicht etwa eines Kronprinzen oder überhaupt eines königlichen Babys. 1637 - ein Jahr vor der Geburt Ludwigs des Vierzehnten - hat das Beten des Bruders Fiacre, eines Augustiner-Bettelmönchs aus Paris, einen vorgespiegelten ersten Erfolg: Der Mönch war 1637 auf Anweisung seiner Kirchenoberen in die Provence gepilgert - zur Chapelle de la Vierge de Grâce à Cotignac. - Nach ein paar Tagen, die er in Andacht zu Füßen der Skulptur der Gnadenjungfrau verbracht hatte, gab der im Gebet kniende Mönch vor, Baby-Geschrei gehört zu haben. Er habe sich umgedreht, niemanden gesehen, stattdessen die Botschaft der Heiligen Jungfrau empfangen, die zu ihm gesagt haben soll: »Du hörst da nicht meinen Sohn Jesus schreien, sondern die Stimme des Baby-Kronprinzen, den der Himmel für Frankreich vorbereitet.« - Der Originaltext heißt: »C'est le dauphin que le Ciel prépare à la France!« (89, S. 40)
Das Verb »préparer« bedeutet nicht »ankündigen« oder »prophezeien«, vielleicht noch »botschaften«. »Préparer« ist mit dem deutschen »präparieren« identisch, heißt »zurechtmachen«, »vorbereiten«, auch »vorkochen«, also »zusammenbrauen«! - Medizinstudenten absolvieren einen »Präparierkurs«, in dem sie an Leichen die körperlichen Strukturen für das spätere Operieren von Menschen kennenlernen sollen.
Das Wort »präparieren«, das der aus Paris nach Cotignac gesandte Bruder Fiacre für den Text seiner simulierten göttlichen Offenbarung benutzt, ist eine Freud'sche Fehlleistung, die die »Operation Kronprinz« enthüllt, die das römische Kardinalskollegium in Frankreich betreibt.
Als Erstes fällt das Timing auf: Eine Königin, die über 20 Jahre lang kein Kind bekommen hat - nach der Eheschließung 1615 gibt es bis 1638 keine registrierte Hofgeburt -, diese Königin soll nun ein gesundes und wie bestellt ein männliches Baby, nämlich den Kronprinzen, zur Welt bringen?
Es gibt in der katholischen Kirche eine Geschichte der Prophezeiungen. Prophezeiungen sind über 90 Prozent Propaganda. Mit ihnen wurde bis ins Zeitalter der Aufklärung nur so um sich geworfen. Ab dem Zeitalter der »Belichtung«, dem »Klugwerden« des Menschen wurden die Prophezeiungen rar. Die Kirche beschränkte sie auf die »Beschränkten im Geiste«, auf naive = sozial untere »Geschöpfe« wie Bernadette von Lourdes 1858 in Frankreich und die drei Hirtenkinder von Fatima 1917 in Portugal. Vor allem ging die Kirche sparsam mit dem Erscheinen des Göttlichen bei Religionsprofessionellen um. Jesus erschien »nochmals« Papst Pius XII., aber generell hielten sich die Kleriker mit dem Empfangen von »Erscheinungen« zurück.
Von diesem neuzeitlichen Prinzip weicht der Louis-XIV-Beschaffungs-Promotor, Kardinal Richelieu, ab. Im Thronfolger-Propaganda-Feldzug treten die Baby-Erscheinungen bei Kirchenbeamten gleichzeitig viermal auf, denn die drei weiblichen Religionsprofis, die seit zwei Jahren um einen Thronfolger beteten, verkündeten 1637 plötzlich eine ähnlich lautende Zuversicht wie Bruder Fiacre. Die Äbtissin Jeanne de Matel prophezeite: »Kronprinz in Sicht!«
Und unüblich ist, dass Empfangende von Prophezeiungen hinterher von staatlichen Machthabern belohnt werden. Meist kommen die Prophezeiungen, wie die von der Ankunft Jesu, dem aktuell Regierenden, wie König Herodes, ungelegen, so dass der weltliche Potentat mit Mordpraktiken ihre Verwirklichung zu verhindern sucht (Bethlehem'scher Knabenmord).
Das Königspaar Ludwig 13 und Anna Ö. zahlte den Stimmen-Hörerinnen und -Hörern dagegen in öffentlich demonstrierter Dankbarkeit für den Erhalt der »göttlichen« Visionen von seinem baldigst ankommenden gesunden männlichen Kind Tausende Livres! Die Regenten spendeten den - wie Geheimdienstler behandelten - religiösen Funkstationen, den Kapellen, Kirchen und Wallfahrtszentren königliche Schätze, teuerste Heiligenreliquien. Und sie gründeten neue Gebetshäuser und Klöster.
Selbstverständlich war zum mönchischen Stimmenempfang der frohen Baby-Botschaft ein Pariser Augustinerbruder der heiligen Margarete ausgesucht worden, die von der Bevölkerung als Heilige der Fruchtbarkeit und Schwangerschaft verehrt wird! Doppelt genäht hält besser: Die 17/18-jährige Carmeliterin Parigot, Mitglied...
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