Schweitzer Fachinformationen
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Am siebenten Juli kamen mitten in der Nacht in großer Zahl die Heiden ins Dorf. Und ich lag mit meinem Kinde wach, als ich das Feuer auf den Palisaden sah und Schüsse und Geschrei vernahm. Dann erwachte mein Gemahl und bedeutete mir, mich mit dem Kinde zu verstecken. Schnell lief er, die Türe zu verriegeln, aber da brachen sie sie bereits auf, schlugen ihn nieder und meuchelten meinen Gemahl, trotz dem er noch im Hemde war! Dann kam einer der ihren und befahl mir, ihm zu folgen, doch ich ward von solcher Furcht erfüllt, dass ich mich nicht zu rühren vermochte, trotz dem das Haus brannte und der Zunder von den Dachsparren prasselte. Ich dachte, ich wolle lieber mit meinem Gemahl sterben als mitgehen mit diesen mörderischen Kreaturen, aber die Heiden packten mich und mein Kind. Draußen war es ob der Brände taghell. Ich sah, wie meine Verwandten und Nachbarn getötet wurden, mein Schwager ward vor meinen Augen niedergemetzelt, mein Vetter erschossen, sein Bauch aufgeschlitzt. Sie fielen über uns her wie der Wolf über die Lämmer. Überall verstreut lagen Stühle und Harken und anderlei Dinge, mit denen die Menschen kämpften. Dann schien die Furcht über die Heiden zu kommen, denn sie riefen einander zu und rannten zur Bresche im Zaun. Da packte mich jener, der mich zuerst ergriffen, und ich trug bloß Strümpfe ohne Stiefel. Bei mir waren meine Nachbarn, und einige hielten ihre Kinder, und einige trugen nichts als ihre Nachtkleider. Als wir anhielten, blickte ich zurück, sah das Dorf brennen und im Scheine des Feuers die weinenden Gesichter meiner Nachbarn. Dann kamen unsere Häscher und befahlen uns, ihnen zu folgen. Sie marschierten mit uns durch den Wald, wir waren sechs Indianer und zwanzig Gefangene, aber keiner entfloh, so wehmütig war uns zumute, und solche Angst bereitete uns die Wildnis. In meiner Nähe war meine Base, und sie weinte und sagte mir, alle seien sie tot, mein Vater erschlagen, meine Mutter erschlagen, meine Schwester erschlagen - sie selbst habe mitansehen müssen, wie man all jene mit dem Beil niedergestreckt. Dann betete ich zum HERRN, er möge mich zu sich holen, aber da ich zuvor des HERRN Missfallen erregt, wollte er mich noch länger auf Erden leiden lassen. Mit jedem Schritt entfernte ich mich weiter von meiner Heimstatt und ging tiefer in den dunklen Wald hinein. Dann dämmerte der Morgen, und sie hießen uns schneller marschieren, da sie fürchteten, wir würden entdeckt. Ich war so benommen, dass ich mich hätte hinlegen wollen, doch jene, die die Kraft verließ, wurden geschlagen. Ich hielt mein Kind und versuchte, es zu stillen. Am Nachmittag durften wir ruhen, und da viele von uns bloß Strümpfe an den Füßen trugen, fertigten unsere Häscher uns Schuhe aus Birkenrinde. Dann kam die Nacht, und sie banden uns an Händen und Füßen zusammen. Und ich fand keinen Schlaf, da ich die ganze Nacht bloß an meinen Kummer dachte. Ich hörte meinen Vetter beten, jemand möge kommen, uns zu retten: Ich zerbrach die Backenzähne des Ungerechten und riss den Raub aus seinen Zähnen. Ich versuchte, in sein Gebet einzustimmen, doch mein Geist war so bedrückt, dass bloß Gewimmer aus meinem Munde drang. Und das war die erste Nacht, und am Morgen, als wir weitergingen, kam mein Nachbar J- und sprach: Lasst uns fliehen, kein Schicksal kann schlimmer sein als dies. Aber ich wagte es nicht, und Gott segnete mich in meiner Weisheit, denn kurz nach dem Mittag hörte ich die Indianer rufen und sah einen Leib durch das Gestrüpp stürzen, und sie verfolgten ihn, und wir mussten anhalten und warten, und wir alle beteten, dass er entkommen und Hilfe holen oder zumindest sein eigenes Leben retten möge. Und obgleich es warm war, fröstelte uns, und einer der Heiden sprach: Denkt! Wer hat dies Leid über euch gebracht? Wer hat euch hier warten lassen? Und kaum hatte er dies gesagt, da erschien jener, der den Flüchtigen gejagt hatte, und er wischte sein blutiges Beil am Moose ab und sprach: Dies soll euch eine Lehre sein. Und wir gingen weiter, und es wurde Nacht, und das war die zweite Nacht, die wir im Schlamm schliefen, und am Morgen wurde ich gewahr, dass mein Junge krank war und nicht mehr trank, und ich dachte: Er ist tot. Aber sein Leib war noch warm, als ich ihn an mich drückte. Und mein Schmerz um mein Kind war so groß, dass ich meinen eigenen Schmerz nicht spürte, ich ging weiter, als wäre all dies ein Traum, und manchmal stolperte ich und fiel. Dann halfen mir meine Freunde, wieder aufzustehen, wussten sie doch, welches Schicksal mich ereilen würde, sollte ich zurückfallen. Das war der dritte Tag, doch an jenen kann ich mich kaum erinnern, denn am Abend fühlte ich mich schwach und fiebrig, und die ganze Nacht hustete ich. Und am Morgen kam mein Häscher, und ich wusste, er wollte mich töten, doch seine Blutgier hatte nachgelassen, denn er ging und beriet sich mit einem anderen, und jener stieg von seinem Rosse, und sie hoben mich darauf. Ich wusste nicht, warum mir solches Mitleid zuteilward, vielleicht waren wir nicht mehr so viele, und sie fürchteten, wir wären nicht mehr genügend Lösegeld wert. Wir marschierten bis in die Nacht, und dann rasteten wir unter einem Felsvorsprung, doch der Heide sprach: Komm, und er führte mein Ross einen Pfad hinunter. Ich weinte, und er fragte in englischer Sprache: Warum weinet Ihr? Und ich sprach: Ich möchte zu meinem Volke zurückkehren. Und er sagte, jenes sei nicht mehr mein Volk, und das erfüllte mich mit neuerlichem Schrecken, und wahrlich, ich dachte daran, fortzulaufen, bloß damit er mich und mein Kind töte, denn nun wusste ich, dass ich meine Heimat nimmer wiedersehen würde. Und bitterlich dachte ich an die Worte des Propheten Jeremias: Er wird nicht wieder herkommen, sondern muss sterben an dem Ort, dahin er gefangen geführt ist, und wird dies Land nicht mehr sehen. Dann kamen wir an eine Lichtung unterhalb eines Berges, und dort erblickte ich, was aussah wie eine Hütte aus Holz und Stein und ein Huhn im Hof, und dort pfiff mein Herr, und die Tür tat sich auf, und heraus trat ein höchst merkwürdiges altes Weib, angetan in Röcke und Decken wie eine Indianerin, aber ihr Antlitz war britisch, und sie sprach sowohl die englische Sprache als auch die Sprache der Heiden. Und nach einigen Worten, die ich nicht verstand, überließ mich mein Häscher jener Frau. Komm, sagte sie und ließ mich ein. Es war ein kleines Haus, das nur aus einer Kammer bestand, und dort war ein Herd, und sie schürte das Feuer, dann entkleidete sie mich und wickelte mich mit meinem Kinde in eine Decke. Dann nahm sie meine nassen Kleider und hängte sie über das Feuer und brachte Brühe, und ich trank, und dann gab sie meinem Kinde etwas davon, und es trank ebenfalls, doch dann fing es an zu weinen, und sie sagte: Schnell, gib ihm deine Brust. Und mein Kind nahm sie, und ich war so erleichtert, dass ich für einen Augenblick vergaß, in welch trauriger Lage ich mich befand. Dann, als mein Kind satt war, trank ich noch mehr von der Brühe, und obgleich sie ungesund roch, stellte ich keine Fragen, so weit hatte mich der Hunger getrieben, dass ich vom Löffel einer Heidenbuhle trank. Ich schlief, und spät in der Nacht erwachte ich, ich hatte Fieber, und nun mit einem Male war ich überzeugt, diese Frau wolle mir etwas antun - was, wenn sie mich und mein Kind töten oder es dem T-l geben wollte? So übermächtig wurde dieser Gedanke, dass ich alle Vernunft fahren ließ und mich erhob. Ich nahm den Schürhaken, der neben dem Herde stand, und stellte mich über die Dämonin. Ich hätte sie getötet, aber mein Kind begann zu weinen, also ging ich zu ihm und gab ihm die Brust, aber ich behielt den Schürhaken bei mir, doch die Frau musste es trotz der Finsternis gesehen haben, denn sie sagte: Nicht doch, törichtes Kind, ich bin keine Hexe, und sie ging und kam zurück mit einem Buch, und ich sah, dass es die Bibel war. Und sie nannte mir ihre Namen, sowohl ihren christlichen als auch ihren indianischen, denn sie war vor vielen Jahren mit ihrem Gemahl aus der Kolonie geflohen und hatte ihn in jener gottverlassenen Wildnis verloren, und so heiratete sie einen konvertierten Indianer, doch auch jenen verlor sie. Und ich kannte ihren und seinen Namen, denn schon oft hatte ich von diesen gottlosen Flüchtigen flüstern gehört, wobei ich sie für tot hielt. Und habt Ihr diesen Mann vor dem HERRN geehelicht?, fragte ich sie, denn ich hatte erkannt, dass sie sich wie die Gottlosen schmückte, mit einem silbernen Ring an ihrem Finger. Oder war es der T-l, der Euch dieses Omen auf die Haut gezeichnet? Du bist krank, sagte sie, und ich sagte: Ich erkenne eine Sünderin! Und sie sagte: Allein Gott weiß, wer ein reines Herz hat. Und ich sagte: Aber Gott gab mir die Fähigkeit, zu sehen. Dann hast du Schuppen auf den Augen, sagte sie. Und sie saß neben mir, denn sie hatte das...
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