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Die Kaserne liegt etwas außerhalb des Ortes, ein schmuckloser Bau aus der Zeit Maria-Theresias, der in Strasser unangenehme Erinnerungen an seine Grundausbildung, auch Abrichtung genannt, in der Wiener Alser-Kaserne hervorruft.
Am Kasernentor mit dem neuerdings schwarz-gelben Schlagbaum steigt der Cavaliere aus und beginnt eine Diskussion mit dem Torposten, wobei er auch einige seiner Papiere vorzeigt, die aber auf den Posten keinen Eindruck machen, weil er nicht lesen kann. Bald aber kommt ein Sergeant herbei, der es kann, sodass der Torposten nur mehr auf Wagen und Pferde aufpassen muss, während der Sergeant Strasser und den Cavaliere zum Kommandanten geleitet, dem Major Silhavy
Strasser bittet den Major um einen kurzgefassten Bericht, denn er will noch heute Abend den Ort des Verbrechens besichtigen. Der Major muss gestehen, dass man bisher keinerlei Anhaltspunkte gefunden hat; fast minütlich langen Patrouillen ein, die auch nichts Besseres zu melden haben. Bis auf eine: Sie hat die Kutsche in einem unzugänglichen Waldstück gefunden und nicht weit davon, notdürftig versteckt, die Leichen der beiden Hofbeamten. Die liegen jetzt im Eiskeller der Kaserne, bei den ermordeten Dragonern.
Auch die Pferde der Hofkutsche und der Eskorte hat man inzwischen eingefangen.
Die Kutsche steht im Kasernenhof. Strasser untersucht sie flüchtig; er rechnet nicht damit, dass man darin etwas Zweckdienliches zurückgelassen hat.
Eine abgefeuerte Pistole sei in der Kutsche gelegen, teilt der Major ihm mit; da die Wände des Wagens unversehrt waren, könnte man annehmen, dass der Schuss durch die Wagentüre gegangen ist, als sie geöffnet war. Strasser verzichtet auf eine Besichtigung der Waffe.
"Ich weiß auch so, dass es eine List war", sagt er.
"Was meinen Herr Kommissär?"
"Na, zum Unterschied von uns haben die Täter gewusst, was da befördert worden ist, und das durfte nicht durch Schüsse beschädigt werden. Also hat man den beiden Bediensteten ihr Leben versprochen, damit sie aufmachen, vielleicht auch aussteigen. Sie sind drauf reingefallen, haben aber dann den Betrug gemerkt und nach ihren Waffen gegriffen, nur waren die Verbrecher halt schneller."
Den Pferden des Cavaliere sind zwei Pferdeportionen Hafer gewährt worden, mit denen sie kaum zur Hälfte fertig geworden sind, als sie schon wieder ihren Dienst antreten müssen. Dem Kutscher ist es mit seinem Teller Erdäpfelgulasch kaum besser ergangen. Eine Eskorte Dragoner mit Fackeln reitet als Schutzmannschaft mit. Die Fahrt dauert fast eine Stunde, und Strasser denkt mit Wehmut an sein Bier und die Brezn zurück. Als der Cavaliere es merkt, sucht er in seiner bestickten Reisetasche, bis er ein säuberlich eingewickeltes Weißbrot findet, das mit Schinken belegt ist, sowie eine kleine Korbflasche mit Rotwein. "Wenn Herr Kommissär damit vorlieb nehmen wollen ."
"Mit dem größten Vergnügen. Sie sorgen vorbildlich für Ihren Kollegen!"
Die Besichtigung des Tatorts bringt nichts als die Erkenntnis, dass er sich für einen Hinterhalt ausgezeichnet geeignet hat. Mehr ist bei der hereinbrechenden Dunkelheit und dem Fackellicht nicht zu erwarten. Am Auffindungsort der Kutsche wird es nicht besser stehen; das muss Zeit haben bis zum Morgen.
Also wieder zurück in die Kaserne, zur Einvernahme der Überlebenden.
Die liegen in einem Krankenzimmer; ein Wachposten achtet darauf, dass sie nicht miteinander reden, denn Major Silhavy befürchtet zu Recht, dass ein solcher Austausch ihre Erinnerungen verfälschen könnte. Strasser lässt sich ihre Uniformröcke und die Krankenblätter zeigen. Den Weingartner Franz will er als ersten sehen.
"Dem haben wir eine Menge Laudanum geben müssen", sagt der Chirurgus, "Die Kugel ist ihm durch den Arm und in den Leib gefahren und hinter den Rippen stecken geblieben. Ich weiß gar nicht, ob er vernehmungsfähig sein wird ."
Aber gerade den will Strasser verhören. "Die anderen nach nebenan!", ordnet er an.
Nachdem die anderen Betten aus dem Zimmer geschoben worden sind, stellt er sich neben dem Bett Weingartners auf.
"Weingartner, wir kommen von der Wiener Polizei-Direktion und werden Ihn jetzt befragen. Ist Er dazu bereit?"
Der Verletzte bewegt den Kopf leise hin und her.
"Also nein?" Und damit setzt sich Strasser auf den Bettrand, fast genau auf den verletzten und dick eingebundenen Arm. Der Patient fährt auf und stößt einen Schmerzensschrei aus, gefolgt von einem Fluch - es kann nichts anderes sein - den Strasser nicht versteht.
"Das war Ungarisch", sagt der Cavaliere.
Der Major stürzt herein. "Herr Kommissär, was machen Sie mit dem Maroden?"
"Nichts, ich habe ihn nach seiner Muttersprache gefragt, und er hat mir erschöpfend Auskunft gegeben. Es ist Ungarisch. - Und jetzt pass Er auf, Ferencz: Wenn Er stante pede ein volles Geständnis ablegt, bleibt ihm vielleicht der Galgen erspart, denn dann steht in meinem Bericht, dass Er schon zu Anfang unter Tränen und mit dem Ausdruck echter Reue alles zugegeben und insbesondere die Namen Seiner Hintermänner genannt hat. Andernfalls hängt Er, selbstverständlich erst, wenn Er gesundgepflegt worden ist. Dieses Angebot gilt, bis diese Kerze heruntergebrannt ist, was so ein bis zwei Stunden dauern wird, meine ich. Wenn er bis dahin nicht gestanden hat, ist Ihm der Galgen sicher."
Und damit setzt er sich an den Tisch in der Mitte des Krankenzimmers. Der Cavaliere, der Arzt und der Major setzen sich dazu.
"Ich verstehe nicht", sagt der Major, "nur weil der Mann Ungarisch spricht, verdächtigen Sie ihn?"
"Nicht nur deshalb. Er hat einen Schuss in den Arm erhalten. Einen Durchschuss. Das heißt, er hat zwei Löcher im Arm und eines im Bauch und er hat stark geblutet. Ist es nicht so, Herr Chirurgus?"
"Das ist richtig."
"Ich habe aber vorhin seinen Uniformrock gesehen - der ist zwar blutig aber unbeschädigt."
"Und daraus schließen Sie .", souffliert der Cavaliere.
"- dass die Verbrecher den Weingartner nicht mitnehmen und schon gar nicht medizinisch versorgen konnten. Den Gnadenschuss wollten sie ihm auch nicht geben, vielleicht weil sie sich seiner Verschwiegenheit sicher waren. Also haben sie ihm den Rock eines der gefallenen Dragoner angezogen, damit er ärztliche Hilfe bekommt und später vielleicht flüchten kann. Den Bauchschuss dürften sie nicht bemerkt haben. Ohne diese Verletzung hätte er gute Chancen gehabt. Ich wette aber, dass außer dem Rock nichts an seiner Montur dem Reglement entspricht!"
"Dann kommt der Mann in Haft", sagt der Major, "ich ordne Häftlingsposten für ihn an, bis wir ihn in den Arrest verlegen können."
Die erste Stunde ist vergangen. Der Verwundete kämpft gegen die Wirkung des Laudanums an, so wohltuend sie auch ist, und blickt immer wieder zur Kerze. Die drei Männer am Tisch nehmen ab und zu einen Schluck von dem Branntwein, den der Major hinstellen hat lassen; zu Anfang haben sie sich leise unterhalten, aber das hat aufgehört. Strasser schläft schon halb, und auch der Cavaliere reißt von Zeit zu Zeit die Augen krampfhaft auf. Den beiden Wachposten bei der Tür und am Fenster ergeht es nicht anders, und sie müssen dazu noch stehen.
Dann geschieht alles gleichzeitig - der Verwundete bewegt sich heftig, die Kerze flackert, etwas fliegt durchs Zimmer wie eine verirrte Fledermaus, und mit einem Schlag ist es stockdunkel. Die drei am Tisch springen auf, Stühle fallen polternd um. Die vielen Männer im Raum behindern einander nur. Ein Schatten taucht plötzlich am Fenster auf.
"I hab eam!" schreit einer der Posten.
"Nix hat Er", sagt Strasser, "das ist mein Kollege. Und den lass´ Er sofort aus!"
Der Schatten hat sich durchs Fenster gezwängt; der andere Posten will ihm nach, greift aber ins Leere, reißt die Muskete von der Schulter und zielt hinaus in den Kasernenhof.
"Nicht schießen - der kommt nicht weit!", befiehlt Strasser.
Von draußen drängen jetzt Soldaten ins Krankenzimmer. Eine neue Kerze wird gebracht. Der Cavaliere, der vom Posten für den Häftling gehalten und pflichtgemäß niedergeschlagen worden ist, rappelt sich auf und reibt sich die Nase. Jetzt ist zu sehen, dass das Ding, das die Kerze ausgelöscht hat, der Kopfpolster des Verletzten war, den er mit seinem gesunden Arm geschleudert hat.
Strasser und der Cavaliere rennen den Gang entlang und dann in den Hof, dicht gefolgt vom Major und dem Arzt. Der Häftling liegt unter dem Fenster und stöhnt leise. Der Chirurgus ordnet an, ihn vorderhand liegen zu lassen und eine Tragbahre zu bringen. Dienstfreie Soldaten sammeln sich um die Gruppe. Auf geheimnisvolle Art haben sie Kenntnis davon erlangt, dass der Verletzte zu den Attentätern gehört, die ein Detachement, nach manchen Versionen sogar eine Schwadron Dragoner, ermordet haben sollen. Vorschläge werden...
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