Schweitzer Fachinformationen
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Nachdem nun die wichtigsten Grundbegriffe der Pharmakologie besprochen wurden, werden im weiteren Verlauf die einzelnen Medikamente vorgestellt. Ziel soll es hierbei sein, dass der Leser einen kurzen, schnellen Überblick über Wirkstoff, Indikation, Dosierung, Wirkungsweise, Nebenwirkungen und Kontraindikationen des gesuchten Medikaments gewinnt. Ergänzt wird dies ggf. durch spezielle Zusatzinformationen
Die angegebenen Dosierungsempfehlungen beziehen sich, sofern nicht extra angegeben, auf erwachsene Patienten.
ACC®, Fluimuzil®, NAC®
Wirkstoff: N-Acetylstein
Indikation: Atemwegserkrankungen mit zäher Sekretbildung, Pneumonieprophylaxe bei intensivpflichtigen Patienten, Pneumonieprophylaxe bei beatmeten Patienten, Paracetamolintoxikation
N-Acetylstein wird bei einer Vielzahl an Atemwegserkrankungen mit zäher Schleimbildung eingesetzt, welche jedoch für die Notfall- und interdisziplinäre Intensivmedizin nicht relevant sind. Darum wird hier auch nur der intensivmedizinische Einsatz besprochen.
Dosierung: 300?-?600 mg i.?v./Tag zur Pneumonieprophylaxe, zur Therapie der Paracetamolintoxikation hat sich das Prescott-Schema bewährt. Hier werden über einen Zeitraum von rund 21 h insgesamt 300 mg/kg KG i.?v. appliziert:
Infusion: 150 mg/kg KG in 200 ml Glucose 5?% über 0,25?-?1 h Infusion: 50 mg/kg KG in 500 ml Glucose 5?% über 4 h Infusion: 100 mg/kg KG in 1.000 ml Glucose 5?% über 16 h
Wirkungsweise: Acetylstein besitzt die Fähigkeit, Disulfidbrücken - welche das Sekret zusammenhalten - zu spalten und somit eine Sekretolyse einzuleiten. Somit wird das Sekret verflüssigt und lässt sich leichter abhusten bzw. absaugen. Da Acetylstein in der Leber unterstützend bei der Bildung von Glutathion (= ein atypisches Tripeptid aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Cystein und Glycin) mitwirkt und dieses wiederum zur Beseitigung der lebertoxischen Stoffe des Paracetamol benötigt wird, können durch die hochdosierte Applikation von Acetylstein entstehende Leberschäden minimiert oder gar verhindert werden.
Nebenwirkungen: allergische Reaktionen, Übelkeit und Erbrechen, Kopfschmerzen, Sodbrennen, Tinnitus
Kontraindikationen: Kinder unter zwei Jahren zeigen oft Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem seiner Bestandteile.
Wird Acetylstein als Antidot eingesetzt, entfallen die Kontraindikationen, da es für Intoxikationen mit Acrylnitril, Methacrylnitril, Methylbromid und Paracetamol keine pharmakologischen Alternativen gibt.
Actilyse®
Wirkstoff: Alteplase
Indikation: akuter Myokardinfarkt, wenn innerhalb von 12 h kein Herzkatheterlabor verfügbar ist, fulminante Lungenembolie mit hämodynamischer Instabilität, akuter ischämischer Schlaganfall (innerhalb von 4,5 Stunden), akuter Verschluss peripherer Gefäße der Extremitäten
Dosierung: Die Actilyse®-Dosierungen für Diagnosen »akuter Myokardinfarkt« bzw. »fulminante Lungenembolie« sind gewichts- und diagnoseabhängig unterschiedlich, weshalb sie zur besseren Übersicht tabellarisch dargestellt werden (? Tab. 14).
Tab. 14: Actilyse®-Dosierung als Übersicht bei akutem Myokardinfarkt vs. fulminanter Lungenembolie
Akuter Myokardinfarkt
Fulminante Lungenembolie
Körpergewicht
< 65 kg
> 65 kg
initialer Bolus
15 mg
10 mg
Folge-Infusion I Unmittelbar nach Initial-Bolus
0,75 mg/kg KG in 30 Minuten
50 mg in 30 Minuten
Die Gesamtdosis sollte nicht mehr als 1,5 mg/kg KG überschreiten.
90 mg in 120 Minuten
Folge-Infusion II Unmittelbar nach Folge-Infusion I
0,5 mg/kg KG in 60 Minuten
35 mg in 60 Minuten
-
Wirkungsweise: Alteplase bremst bzw. verhindert die Umwandlung von Plasminogen zu Plasmin, wodurch die Struktur von Thromben aufgelöst wird.
Nebenwirkungen: Blutungen mit Abfall von Hb und Hämatokrit, u.?a. im Gastointestinal- und/oder Urogenitaltrakt, Hypotonie, intracerebrale Blutungen, Lungenödem, kardiogener Schock, Reperfusionsarrhytmien nach Myokardinfarkt, anaphylaktische Reaktionen
Kontraindikationen: akute Pankreatitis, arterielle Aneurysmen, arterielle Hypertonie, bakterielle Endokarditis, Perikarditis, kürzlich stattgefundene Geburt oder größere Operation, massive Blutungen innerhalb der letzten drei Monate, nachgewiesene Ulzera im Gastrointestinaltrakt, Ösophagusvarizen, schwere Lebererkrankungen, Zustand nach (oder Verdacht auf) Subarachnoidalblutung, Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem seiner Bestandteile
Adalat®, Nifedipin®
Wirkstoff: Nifedipin
Indikation: hypertensive Entgleisung, instabile Angina Pectoris, Prinzmetal-Angina, Raynaud-Syndrom, Tokolyse (off label use)
Nifedipin ist in Deutschland NICHT zur Tokolyse zugelassen. Dem entgegen führt die WHO Nifedipin als einzigen, nachgewiesenen Wehenhemmer als essentielles Medikament. Auch das Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG 2011) bevorzugt Nifedipin vor Beta-Mimetika wie z.?B. Fenoterol.
Dosierung: intravenös (Perfusor/Spritzenpumpe): 5 mg/50 ml über 4?-?8 h i.?v. (= 6,25?-?12,5 ml/h), als Tageshöchstdosis gelten 15?-?30 mg Adalat i.?v.
Um einen Wirkverlust zu vermeiden, darf Adalat nur über das mitgelieferte Infusions-Set (schwarze Spritze und schwarze Infusionsleitung) verabreicht werden.
Nach spätestens drei Tagen der i.?v.-Therapie sollte auf eine orale Adalat Therapie umgestellt werden. Orale Therapie: Im Akut-/Notfall 1?-?2 Kapseln zerbeißen und Schlucken lassen. Die Wirkung setzt nach ca. 15?-?25 Minuten ein.
Adalat liegt als Kapseln und Retard-Tabletten mit 5 mg, 10 mg und 20 mg vor.
Wirkungsweise: Der Wirkstoff Nifedipin gehört zur Gruppe der Calciumantagonisten. Durch Entspannung der Gefäßmuskulatur kommt es zur Senkung des Blutdrucks und verbesserten Durchblutung der Koronararterien.
Nifedipin zeichnet sich im Vergleich zu den anderen Calciumantagonisten (z.?B. Diltiazem und Verapamil) dadurch aus, dass es keinen nennenswerten Einfluss auf die kardiale Reizleitung nimmt.
Nebenwirkungen: Juckreiz, Kopfschmerzen, Reflektorische Tachykardie (selten), Übelkeit und Erbrechen, überschießende Blutdrucksenkung, Venenreizung bei i.?v.-Therapie, Veränderung der Spermienqualität, sodass diese nicht in die Eizelle eindringen können.
Eine Kombinationstherapie aus Nifedipin und Betablockern muss unbedingt vermieden werden! Dies könnte zu einer Abnahme der AV-Überleitungsgeschwindigkeit, einer Bradykardie sowie einer drastischen Abnahme der Schlagkraft führen.
Kontraindikationen: akuter Myokardinfarkt (innerhalb der ersten vier Wochen), gleichzeitige Anwendung von Rifampicin, höhergradige Aortenstenose, kardiogener Schock, Schwangerschaft (nicht bei fehlender therapeutischer Alternative), Stillzeit, Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem seiner Bestandteile
Adrekar®
Wirkstoff: Adenosin
Indikation: paroxismale supraventrikuläre Tachykardien (AV-Reentry Tachykardie), supraventrikuläre Tachykardie, Differenzierung von supraventrikulärer Tachykardie mit Blockbild und ventrikulärer Tachykardie
Dosierung: Erwachsene: 6 mg Adenosin i.?v., ggf. Steigerung auf 12 mg Adenosin i.?v. und ggf. erneute 12 mg Adenosin i.?v., jede einzelne Gabe muss als sehr schneller Bolus verabreicht werden und im Idealfall mit z.?B. 10 ml NaCl 0,9?% schnell nachgespült werden
Kinder: 0,1?-?0,2 mg/kg KG Adenosin i.?v. als sehr schneller Bolus, ggf. Repetition mit 0,3 mg/kg KG i.?v. als sehr...
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