Schweitzer Fachinformationen
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PHASE / ENTWICKLUNGSSTUFE 1
JOBBESITZER
Karl macht sich selbstständig
Karl ist wieder einmal frustriert. Zutiefst frustriert. Sein Chef, ein völlig inkompetenter Dilettant, will einfach nicht verstehen, dass es ein Fehler ist, seinem Kunden in diesem Punkt nicht entgegenzukommen. Jetzt, da er so viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt hat und der Auftrag zum Greifen nah liegt, würde es sein Chef verbocken und zum Scheitern bringen.
Und das wäre nicht das erste Mal. Solche Situationen, die Karls Blutdruck in die Höhe schnellen lassen und ihm den Schlaf rauben, passieren im Unternehmen, in dem er arbeitet, immer öfter. Es ist nicht nur dieser inkompetente Vorgesetzte. Es gibt so vieles, von dem Karl sich denkt - nein, von dem er weiß, dass er selbst es besser machen könnte. Aber man lässt ihn nicht. Für Karl ist es ein Kampf gegen Windmühlen, den er inzwischen aufgegeben hat. Das gute Gefühl, das er noch vor zwei Jahren hatte, als er seinen Job antrat, ist vollkommen verschwunden. Der anfängliche Spaß am Job existiert nicht mehr. Was geblieben ist, sind Frust, Ärger und Stress. 12-Stunden-Arbeitstage sind keine Seltenheit, und dafür ist das, was er verdient, definitiv zu wenig. Viel zu wenig!
Letztens hatte er mit einem selbstständigen Berater im Rahmen eines Projektes zu tun und war mit ihm ein wenig ins Plaudern gekommen. Dieser Kerl verdient am Tag das, wofür Karl beinahe einen ganzen Monat schuften muss! Und ehrlich gesagt: Das, was dieser Berater dafür abgeliefert hat, kann Karl auch. Dessen ist er sich ganz sicher. Immer öfter denkt Karl daran, alles hinzuschmeißen. Aber nicht, um in einen anderen Job bei einer anderen Firma zu wechseln. Das würde nichts bringen, davon ist er überzeugt. In den anderen Firmen - und davon kennt er aufgrund seiner Tätigkeit einige - läuft die Sache im Prinzip nicht anders. Schnell wäre er wieder an dem gleichen Punkt angelangt, an dem er jetzt ist. Nein, die Lösung heißt "Selbstständigkeit"! Immer stärker ist in Karl der Gedanke gereift, sich selbstständig zu machen. Er will endlich wieder das tun dürfen, was ihm Spaß bereitet. Er möchte sein eigener Herr sein, um nicht mehr den Anordnungen irgendwelcher Vorgesetzten, die keinerlei Ahnung haben, folgen zu müssen.
Und er will vor allem mehr Geld - deutlich mehr Geld - verdienen, um seinen Kindern und seiner Frau das Leben bieten zu können, das er ihnen bieten möchte. Außerdem will er sich endlich an die Verwirklichung seiner Ziele und Träume machen können. Mit seinem Angestelltengehalt würde das alles niemals etwas werden.Karl hat sich schon genau überlegt, womit er sich selbstständig machen möchte. Er ist in dem, was er beruflich macht, ein Top-Experte mit jahrelanger Erfahrung. "Im Grunde kann ich genau das, was ich jetzt für meinen Arbeitgeber mache, auch selbst Unternehmen anbieten", so sein naheliegender und durchaus logischer Gedanke und gleichzeitig das Grundkonzept für seine Selbstständigkeit. Die Kosten, um zu starten, sind überschaubar. Was ihn bisher noch zurückgehalten hat, ist die ungewisse Antwort auf die Frage, wie schnell er Kunden an Land ziehen könnte. Seine Frau und er haben zwar einige Ersparnisse, aber die laufenden Kosten sind mit zwei Kindern im besten Teenageralter und einem Haus, das noch nicht abbezahlt ist, nicht zu vernachlässigen. Karl hat mit seiner Frau schon mehrmals darüber gesprochen. Sie teilt seine Bedenken, kann aber nicht mehr mitansehen, wie frustriert er jeden Tag aus der Arbeit nach Hause kommt.
Die falschen Gründe für eine Selbstständigkeit
So oder so ähnlich wie Karl erging es vielen Selbstständigen, die ich kenne. Die Hauptbeweggründe, sich selbstständig zu machen, sind oftmals:
Frust in der Angestelltentätigkeit
zu viel und zu andauernder Stress
zu viel Arbeit
zu geringes Einkommen
nicht das tun können, was einem Spaß macht
Häufig ist der Schritt in die Selbstständigkeit wie bei Karl eine Flucht. Eine Flucht nach vorne zwar, aber dennoch eine Flucht. Und einen so wichtigen Schritt wie den Start einer Selbstständigkeit als Flucht anzutreten, ist gefährlich. Die genannten Gründe, aus denen sich Menschen selbstständig machen, sind allzu verständlich und durchaus relevant - jedoch allesamt hochgradig egoistisch. Ganz sicher sollten sie nicht die alleinige Grundlage für einen solch folgenreichen Schritt darstellen. Genau das tun sie aber für viele. Taten sie übrigens auch für mich. Um mit einer Selbstständigkeit eine wirtschaftlich erfolgreiche Existenz zu gründen, dürfen nicht die eigenen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, sondern es müssen die Bedürfnisse der Kunden sein. Nur dafür werden Kunden bereit sein, Geld zu bezahlen.
Dieser Fokus auf die eigenen Bedürfnisse zum Start einer Selbstständigkeit beeinflusst in hohem Maße auch die Wahl der selbstständigen Tätigkeit.
Wie die Mutter zum Kind
Wie wird die selbstständige Tätigkeit ausgewählt? Wenn jemand flüchtet, dann ist die Vorgehensweise oft keine sehr rational überlegte und durchdachte. Oftmals ist die Wahl der neuen beruflichen Tätigkeit eine Abfolge von einfachen Gedankengängen, durchmischt mit einer Menge Emotion.
Wenn der Entschluss erst einmal getroffen ist - "So kann das nicht weitergehen. Ich mache mich jetzt selbstständig!" -, dann wird die Entscheidung, in welche Richtung es gehen soll, oft von folgenden Fragen dominiert:
Was mache ich jetzt schon? (. denn da kenne ich mich aus und das könnte ich ja auf selbstständiger Basis machen)
Was macht mir Spaß? (. denn ein wesentlicher Beweggrund, sich selbstständig zu machen, ist für viele, endlich nur mehr das zu tun, was ihnen Spaß macht)
Was kann ich mir leisten? (. denn die Existenzgründung muss schließlich finanziert werden)
Individuell spielen sicherlich noch andere Überlegungen mit. Und natürlich könnte das in deinem Fall ganz anders laufen bzw. abgelaufen sein.
Diese drei Fragen sind verständlich, sie drängen sich förmlich auf. Und dennoch greifen sie zu kurz, führen in die Irre und sind bisweilen gefährlich und grundfalsch. Für die Wahl der Selbstständigkeit gibt es eine Reihe von Faktoren, die entscheidend sind und auf die ich später noch eingehen werde. Einen Punkt, den Spaß, möchte ich jedoch gleich abhandeln. Du kannst dabei den Begriff "Spaß" gerne durch "Freude", "Lust" oder irgendeine andere angenehme Emotion ersetzen, die du mit deiner Tätigkeit verbindest.
"Tu, was dir Spaß macht" - der schlechteste Ratschlag
"Tu, was dir Spaß macht, und mach ein Business daraus!" - so lautet ein Ratschlag, den man heutzutage von Businesscoaches an jeder sozialmedialen Ecke hören kann.
Gleichzeitig ist es einer der sichersten Wege in eine berufliche Sackgasse, aus der viele nicht mehr herauskommen. Doch was kann so schlecht daran sein, das zu tun, was einem Spaß macht? Mehr, als du denkst. Und sorry, gleich vorweg: Ich werde mit dem Spaß ein wenig hart ins Gericht gehen - aber nur zum Besten für dein Geschäft. Lass uns also einmal einen Blick auf die Nachteile dieser Strategie werfen.
Vielen macht dasselbe Spaß
Kaum jemand macht sich als Insektenvernichter, Tatortreiniger oder Sondermüllentsorger selbstständig. Mal abgesehen davon, dass es hoffentlich auch in Zukunft nicht zu viele Tatorte zu reinigen geben wird, liegt der Hauptgrund dafür darin, dass all das keine Tätigkeiten sind, die "Spaß machen".
Sie sind nicht "sexy" oder anziehend, zumindest nicht aus Sicht der meisten Menschen. Wie würde das klingen, wenn dich jemand nach deiner neuen Selbstständigkeit und sich danach erkundigt, was du denn so machst, und du müsstest antworten: "Ich bin Tatortreiniger." Nicht ganz das Wahre, oder? Spaß machen - offenbar in den Augen sehr vieler Menschen - hingegen Tätigkeiten wie Coaching, Social-Media-Beratung oder einfach nur Influencer.
Diese selbstständigen Tätigkeiten werden im Moment sehr gehypt. Und genau aus diesem Grund gibt es sehr viele, die ihre Selbstständigkeit in diesen Bereichen wagen.
Viele machen dasselbe, weil vielen dasselbe Spaß macht.
Doch "viele" ist nicht gut für den einzelnen Anbieter. Viele Anbieter bedeuten eine starke Konkurrenz. Und zahlreiche Konkurrenten wiederum machen die Preise kaputt, weil es immer welche gibt, die ihre Strategie darin...
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