Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Vorwort: Wie gelingen komplexe Systeme? 7
Das können Sie von diesem Buch erwarten 11
Die Struktur des Buches 18
Wofür dieses Buch? 20
Prolog: Die Welt im Stress 23
1 Kapitel: Die Ursachen für eine toxische Unternehmenskultur 31
Einleitung 31
Das Schweigen der Angst 37
Die apokalyptischen Reiter 42
Warum man einer Organisation nicht vertrauen kann 47
Dark Leadership 51
MitläuferInnen statt Mitarbeitende 55
2 Kapitel: Konzepte zur resilienten Organisation 61
Einleitung 61
Mentale Salutogenese im Gesundheitsmanagement 62
Prosilienz statt Resilienz 66
Ordarchy statt Hierarchie 69
Work- Live- Integration 75
Feedforward- Kultur 80
Das Feeling Board gegen die Unwissenheit der Hierarchie 83
Stressmanagement statt Zeitmanagement 88
Der Stress- Scan 92
Produktives Scheitern ermöglichen 96
3 Kapitel: Führung in der Krise 101
Menschenbilder 103
Kooperation im Konflikt 109
Die Rolle und Position der Führungskraft 116
Kontextorientierte Führung 124
Krisen stärken Beziehungen und verstärken Abhängigkeiten 129
Achtsame Führung 134
Empathie als grundlegendes Prinzip der Führung 138
4 Kapitel: Wissen für ein neues Bewusstsein 143
Der blinde Fleck 144
Der Mensch als wahrnehmungsdynamisches System 146
Den Verstand verstehen 154
Teil 1: Eine kurze Einführung in die Anatomie des Geistes 157
Teil 2: Fakten und populäre Irrtümer über unser mentales Betriebssystem 180
Teil 3: Stress und Leistung 207
5 Kapitel: Kommunikation und mentale Gesundheit 255
Einleitung 255
Der Kommunikationsprozess aus psychologischer Sicht 256
Der Kiesler-Kreis 263
Reframing 272
Conclusio 279
Danksagung 281
Literaturverzeichnis 283
Der Autor 289
Wir alle spüren es täglich, die Welt befindet sich im Umbruch. Die durch den Corona-Virus fest verankerte Angst vor unsichtbaren Feinden wurde um das Schreckensszenario eines Krieges in Europa verstärkt. Dazu kommt eine gewaltige technologische und soziale Transformation, die sowohl unsere ökonomische als auch unsere ökologische Welt tiefgreifend verändert. Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Klimawandel, Bio- und Gentechnologie treiben die Gesellschaft und Wirtschaft vor sich her. Wen wundert es, dass bei einer 2022 durchgeführten Studie 67 Prozent der Deutschen beklagten, Angst vor der Zukunft zu haben. Diese Angst verursacht Stress, da die eigene Existenz als unsicher und die Zukunft als unberechenbar angesehen werden. Als weiteres Warnzeichen unserer Zeit nehmen wir soziale Verwerfungen und die Radikalisierung unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Strukturen wahr. Die Zukunftsbilder, die uns durch die Medien tagtäglich präsentiert werden, verstärken den Eindruck einer düsteren Zukunft. Es gibt keine verlässlichen Informationen mehr, stattdessen werden vermeintliche Wahrheiten von Interessengruppen instrumentalisiert, die damit unterschiedliche, polarisierende Wirklichkeiten in unseren Köpfen erzeugen. Das Instrument für diese Narrative ist das Internet. Während es einst als Instrument der Meinungsvielfalt und Demokratisierung gestartet ist, hat es sich mittlerweile als Beschleuniger der sozialen Spaltung entwickelt. Damit wurde auch das Vertrauen in die einst so verlässlich wirkenden öffentlich-rechtlichen Medien erschüttert.
Auch in der Wirtschaft hat sich durch die Unberechenbarkeit der Zukunft eine Krise entwickelt, die massive Auswirkung auf die psychische Stabilität der Menschen hat. Die Zukunft aus den Erfahrungen der Vergangenheit fortzuschreiben, funktioniert nicht mehr. Viele Unternehmen sehen sich in Gefahr und reagieren mit Stellenabbau und radikalen Veränderungsprozessen, die das Überleben sichern sollen. Viele dieser Prozesse sind technologiegetrieben und wurden durch die Krise verstärkt. Gleichzeitig leidet die Wirtschaft unter einem Mangel an Fachkräften und motivierten Mitarbeitenden. Die Anzahl der inneren Kündigungen steigt offenbar parallel zu den Anforderungen, die eine neue Generation von Mitarbeitenden an die Arbeitgeber stellt. Viele Unternehmen und Führungskräfte sehen in dem technologischen Wandel die sogenannte vierte industrielle Revolution. In dieser neuen Ära werden alle Probleme durch Technologie gelöst. Mittels künstlicher Intelligenz, Mensch-Maschinen-Interfaces, bionischer Medizin und selbstlernenden Mikroorganismen wird sogar die Unsterblichkeit prophezeit. Gleichzeitig erleben wir eine Welle der Nostalgie, vor allem in der Politik. Konservative Parteien beschwören die alten Werte, versprechen Sicherheit und Berechenbarkeit. Denen gegenüber stehen die sozial-ökologisch geprägten Parteien, die den drohenden Weltuntergang propagieren, der nur durch radikale Veränderungen in unserem Lebensstil abgewendet werden kann. Beide Seiten befinden sich in einer Art Glaubenskrieg und feuern die Spaltung der Gesellschaft weiter an. Das Experiment, mit begrenzten Ressourcen ein unbegrenztes Wachstum zu erreichen, ist, voraussagbar, gescheitert. Die sozialökonomischen, gesundheitlichen, gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen sind zu offensichtlich, wir können sie nicht mehr ignorieren. Die durch Migration ausgelösten gesellschaftlichen und politischen Krisen offenbaren die Uneinigkeit der Welt.
Aufgrund der zunehmenden Klimaveränderungen, der Vernichtung von Ackerfläche durch Erosion und den intensiven Anbau von Monokulturen wird es weitere Migrationsströme geben. Laut einer Umfrage denken rund 37 Prozent der in Afrika lebenden Menschen darüber nach, ihr Land zu verlassen. Die Perspektivlosigkeit macht sich vor allem unter den besser ausgebildeten Männern breit. Seit wir die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels kennen, steigt der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid weiter. Ganze Lebensräume stehen vor dramatischen Veränderungen, die im schlimmsten Fall bedeuten, dass 25 Prozent der Weltbevölkerung von Überschwemmungen betroffen sein könnten.
Wir erzeugen unter Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln und Antibiotika Lebensmittel, welche die Umwelt vergiften und den Menschen krank machen. Die Anzahl der an krankhaftem Übergewicht (Adipositas) leidenden Menschen nimmt in den reichen Nationen wie USA und Europa kontinuierlich zu. Die Zahl der Fettleibigen nimmt erschreckende Ausmaße an. Allein in den USA sind es 40 Prozent der Frauen, 35 Prozent der Männer und 17 Prozent der Kinder. Parallel dazu sterben jährlich 5,1 Millionen Kinder unter 5 Jahren an Unterernährung, das sind 45 Prozent der Hungertoten weltweit. Gesamt hungern 821 Millionen Menschen auf diesem Planeten. 161 Millionen Kleinkinder sind chronisch unterernährt und jedes vierte Kind weltweit ist untergewichtig. Diese Kinder leben in Entwicklungsländern und daher in Armut. Hunger ist somit nach wie vor das größte Gesundheitsrisiko weltweit (CDC, 2022).
Die Finanzmärkte in einst erfolgreichen Wirtschaftsräumen sind nur noch durch starke Manipulationen der Geldmarktpolitik aufrechtzuerhalten. Nicht erst seit der Pleite von Lehman Brothers wird uns bewusst, dass das kapitalistische System seine Grenzen überschritten hat. Die Logik des Geldes wird als Ursache für die elementare Ungerechtigkeit in unserer Welt verantwortlich gemacht. Die Kluft zwischen arm und reich hat sich in den letzten Jahren dramatisch entwickelt. Die britische Wohlfahrtsorganisation Oxfam hat ermittelt, dass ganze ein Prozent der Weltbevölkerung mehr als 50 Prozent des weltweiten Wohlstandes besitzen (Oxfam, 2020, a).
Während unsere Müllberge immer höher werden, müssen knapp 900 Millionen Menschen mit weniger als zwei Dollar am Tag überleben. Armut ist eine der größten Gefahren für Frieden, denn sie bietet den Fundamentalisten, ob religiös oder politisch motiviert, die optimale Grundlage, um ihre Macht auszudehnen.
Unsere Gesundheitssysteme sind zu Krankheitssystemen geworden, die verzweifelt nach Mitteln zur Symptombekämpfung suchen, obwohl wir wissen, dass eine ungesunde Lebensführung in den meisten Fällen die Ursache vieler Krankheiten ist. Was Lebensmittel betrifft, sind mittlerweile Mikroteilchen aus Plastik fester, wenn auch unfreiwilliger, Bestandteil unserer Nahrung. Insektenschutzmittel lassen sich in 99,6 Prozent der untersuchten Erwachsenen nachweisen. Besonders psychische Krankheiten, deren Ursache häufig in der Überbelastung der Menschen zu finden ist, weisen drastische Steigerungen auf. Seit den siebziger Jahren hat sich die Zahl der Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen mehr als verfünffacht. In Deutschland sind pro Jahr etwa 29 Prozent der Erwachsenen von einer psychischen Krankheit betroffen. Nach Schätzungen des British Medical Journals begehen weltweit ca. 820 000 Menschen Suizid, Tendenz steigend. Bei jungen Erwachsenen nehmen psychische Störungen dramatisch zu. Der größte Anteil der an Hochschüler verschriebenen Medikamente entfällt auf Präparate zur Behandlung des Nervensystems. Die Verordnung von Arzneimitteln zur Behandlung des Nervensystems stieg seit 2006 um fast 60 Prozent an.
Auch der demografische Wandel hinterlässt seine Spuren und zeigt eine beunruhigende Prognose. Die zehn Länder mit der höchsten Geburtenrate sind Angola, Niger, Uganda, Mali, Sambia, Burundi, gefolgt von Burkina Faso, Malawi, Somalia und Liberia. Diese Länder verfügen über eine positive Geburtenrate, während diese in den wohlhabenden Ländern sich innerhalb der letzten 35 Jahre fast halbierte.
Auch in der Bildung rasen wir in unserer Wissensgesellschaft mit Hochgeschwindigkeit in eine Sackgasse. Das Bildungssystem setzt unsere Kinder und jungen Erwachsenen einem enormen Stress aus, was zur Folge hat, dass leistungssteigernde Drogen wie Methylphenidat, besser bekannt unter dem Markennamen Ritalin, mittlerweile von jedem fünften Studenten in Deutschland und geschätzt von jedem dritten in den USA konsumiert wird. Gleichzeitig nehmen die soziale Kompetenz und Empathie kontinuierlich ab. In Deutschland musste ein Gesetz verabschiedet werden, das es verbietet, Sterbende zu filmen. Hintergrund dieses Gesetzes ist die Tatsache, dass bei Unfällen die Opfer beim Überlebenskampf gefilmt und diese Szenen in den sozialen Medien veröffentlich wurden.
Momentan sehen wir nur die Spitze des Eisbergs, das, was unter der Wasseroberfläche liegt, ist uns noch zu wenig bewusst. Aber die Kuppe des Eisbergs schmilzt sehr schnell und immer mehr kommt an die Oberfläche. Es wird kaum möglich sein, diese Entwicklung zu ignorieren. Die Corona-Krise machte uns schnell klar, wie verletzlich wir als Individuen sind und wie leicht unsere Wirtschafts- und Sozialsysteme aus der Balance geraten können. Wir erlebten ein Versagen der politischen Institutionen sowie die dramatischen Schwächen eines Gesundheitssystems, das immer mehr auf Kosteneffizienz getrimmt wurde. Auch die Anfälligkeit der Globalisierung wurde uns bewusst, die mit ihren komplexen Lieferketten auf ein Ereignis dieser Tragweite nicht vorbereitet war. Es fehlte plötzlich an existenziellen Teilelieferungen für die Industrie, an Medikamenten und...
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