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Ich hätte aus der Baumpflanzaktion einen kleinen, Fakten strotzenden Dreizeiler machen können:
"Am ... mmmh ... um ... trafen sich ..., um ... Bäume zu pflanzen. Organisiert wurde es vom ... . Die Anwohner beteiligten sich rege. Da es im Bezirk Pankow seit Jahren an Geldern mangelt, ... ."
So . . Tja, aber, das interessiert doch keinen, oder? Schon wieder irgendeine Initiative, die Geld ausgibt, das sie nicht hat. Bäume verschandeln ohnehin nur aufwendig restaurierte Häuserfassaden, verursachen Dreck durch die in ihnen nistenden Vögel, stehen eiligen Kraftfahrern gerade auf Brandenburgs Alleen zu häufig im Weg und verursachen somit Unfälle, außerdem verbrauchen sie unsinnig kostbares Regenwasser, sie beanspruchen Platz und Parkraum in der Innenstadt und sind sonst nur nutzlos. Wozu also Bäume pflanzen, die dann noch nicht mal gepflegt werden, könnte mancher denken.
Ich wollte mir die Initiative deshalb mal selber anschauen. So verabredete ich mich mit Caroline Schenck, von der wir die Infos über diese Aktion hatten und die die Fotos zu diesem Artikel hier gemacht hat, in der Kopenhagener Straße. Allgemeiner Treffpunkt für alle, die bei dieser Aktion mitmachen wollten war am 8. und 9. März je um 10 Uhr vor der Hausnummer 50, dem Ort, an dem der "Bürgerverein Gleimviertel" sitzt. Caroline und ich hatten uns dort so gegen halb elf verabredet. Schon als ich in die Straße hinein fuhr, sah ich junge, begeisterte Leute mit Spitzhacken, Äxten und Spaten an den Stubben werkeln, die von der letzten Baumfällaktion des Bezirksamtes noch im Erdreich steckten. Am Anlieferungsplatz der erst noch zu pflanzenden Bäume standen, hielten sich mehrere Leute auf. Ganz typisch Journalist fragte ich dort nach einem Verantwortlichen und der verwies mich dann an die Pressesprecherin dieser Aktion. Mit ihr unterhielt ich mich nett. Das Bezirksamt, so wurde mir erklärt, fälle seit Jahren morsche Straßenbäume, ohne Ersatz dafür zu pflanzen. Es fehlt an Geld. Logisch! Berlin ist pleite!
[Frage mich dabei aber immer wieder, wie das sein kann? Der Bezirk hat kein Geld, die Stadt ist pleite, die Menschen leben nur noch von der Hand in den Mund, die kleinen und mittelständischen Firmen haben kein Geld und selbst Microsoftgründer Bill Gates ist nur noch der 3.reichste Mann der Welt, aber Steuern und Abgaben steigen und steigen. Wo bleibt das Geld? In Liechtenstein? ... Ich schweife ab...]
Jedenfalls weil der Bezirk kein Geld hat, deshalb nun diese Initiative vom "Bürgerverein Gleimviertel", "B.U.N.D." und "Grüner Liga". Man habe sich vorher erkundigt und nur robuste Bäume besorgt. "Winterlinden" und "Schwedische Mehlbeere". Die "Bäumchen" sind schon ca. drei Meter hoch. Fünfzehn Stück werden von Anwohnern an die Stellen der gefällten Bäume gepflanzt. Etwa fünfzig Leute beteiligen sich. Man hofft, dass dadurch die "Konsumentenhaltung" aufgegeben wird und dass diese Bäume dann auch von den Anwohnern gepflegt werden. Geldspender werden dringend gesucht, für weitere solcher Aktionen. Die Bäume müssen schließlich bezahlt werden. Ich finde diese Aktion gut! Straßenbäume lindern im Sommer die Hitze, sie binden Staub und Abgase.
[Vielleicht hätte man statt einer unsinnigen Umweltzone in Berlin besser ein paar tausend Bäume im Innenstadtbereich pflanzen sollen, auf Flächen, auf denen heute Einkaufstempel stehen. Nein, ich will neutral und objektiv bleiben. Diese Baumpflanzaktion finde ich dennoch gut. Leider finde ich Berlins Ober-Baum-Guru Ben Wargin nirgends, ist aber auch egal.]
Während ich interessiert zuschaue, wie andere arbeiten, schlendern Caroline und ich Richtung Schwedter Straße. Wir landen am Kinderbauernhof. Nach "nur" acht Jahren Planung, [deutscher Bürokratie sei dank,] begann man 1998 mit dem Aufbau des "Spielhauses" und der Ställe. Im Jahr 2000 war es fertig. Wie immer, so auch hier der chronische Geldmangel der Initiatoren. [Ich halte es seit jeher fatal, wenn sich Vereine auf den staatlichen Finanztropf verlassen. Um so mehr bewundere ich die Initiativen, die ohne dem auskommen.] Kletterfelsen, Kletterwand, Spielplatz auf dem Gelände, all das ist wichtig für Kinder. Das Highlight aber sind die lebenden Tiere. Hier lernen Kinder Verantwortung für andere Lebewesen zu übernehmen. Kinder, die mit Haustieren aufwachsen sind, da sind sich Psychologen einig, ausgeglichener, lernbereiter, aufnahmefähiger, als Kinder, denen diese Erfahrung fehlt.
[Und seien wir mal ehrlich, noch immer steckt in uns der Jäger! Als unsere Vorfahren vor ca. 6 Millionen Jahren begannen, tierisches Eiweiß, statt nur pflanzlicher Nahrung zu sich zu nehmen, begann die Zeit des Jägers. 99,9 % der Menschheitsgeschichte jagte der Mensch. Er tötete Tiere, weil er Hunger hatte. Die Felle kleideten ihn. Ich kann heute nichts heroisches daran entdecken, mit Hochleistungsknarren auf stolze Hirsche zu ballern, aus purem Jagdtrieb, aber damals mit Pfeil und Bogen aus Hunger schon. Manch eine Tierart gäbe es heute schon nicht mehr, wenn der Mensch sie nicht für sich ausgenutzt hätte. Pferd, Hund und Haushuhn seien nur Beispiele.]
Der Mauerpark mit dem Kinderbauernhof endet abrupt an den Gleisen der Ringbahn. Kaum vorstellbar, dass hier noch bis zum 11.Juli 1985 Güterverkehr durch die Deutsche Reichsbahn zum Güterbahnhof Eberswalder Straße statt fand (ich berichtete in der letzten Ausgabe darüber).
Nach dem Mauerbau am 13.August 1961 wurde ja bekanntlich auch das Bahnnetz in Berlin getrennt. Unzählige Publikationen gibt es darüber. Erst nach dem Ende des I.Weltkrieges und des deutschen Kaiserreiches wurde aus den einstigen Länderbahnen in der Weimarer Republik am 30.August 1924 die Deutsche Reichsbahn (DR) gegründet. Sie verblieb als Faustpfand für die Reparationen bei den Siegermächten. Mit der Machtergreifung Hitlers 1933 machte sich die DR direkt am Holocaust schuldig, transportierte sie doch zum günstigen "Tarif für Gruppenreisen", welch ein Zynismus, die Juden in die Konzentrations- und Vernichtungslager. Während des Krieges hieß es "Räder rollen für den Sieg". Damit war die DR am Krieg und somit an den Kriegsverbrechen, als wichtigster Nachschublieferant, beteiligt. Nach dem Ende des II.Weltkrieges hatte jede Besatzungszone in Deutschland, so auch die SBZ (Sowjetische Besatzungs- Zone) ihre eigene Reichsbahndirektion. Und nun die Fakten in der Reihenfolge, wie es zur Deutschen Teilung nach dem II.Weltkrieg kam, ohne weitere Wertung.
Am 21. Juni 1948 wurde in den drei Westzonen des von den Alliierten besetzten Deutschland die D-Mark eingeführt. Die SBZ zog erst Tage später mit dem Provisorium mit Marken beklebter Reichsmarkscheine nach. Nachdem die Westalliierten am 23.Juni auch in den Westberliner Bezirken die, mit einem "B" gestempelte D-Mark einführte, kam es ab dem 24.Juni zur sogenannten Blockade Westberlins durch die Sowjetunion. Am 23.Mai 1949 trat das Deutsche Grundgesetz, welches zur Gründung der Bundesrepublik führte, in den drei Westzonen in Kraft.
Die DR in den drei Westzonen wurde am 7.September 49 zur "Deutschen Bundesbahn". Erst am 7.Oktober 49 wurde die DDR gegründet. Noch Fragen? 5.Mai 1955 Gründung der Bundeswehr, 6.Mai 1955 beitritt zur NATO. 1.März 1956 Gründung der NVA der DDR und Beitritt zum Warschauer Pakt . Da Berlin ja bekanntlich unter dem "Vier-Mächte-Status" stand, verblieb der Eisenbahnbetrieb auch in Westberlin bei der DR. Um die Betriebsrechte in Westberlin nicht zu verlieren, blieb die DR auch bei ihrem Namen. Deshalb hatte der "Arbeiter-und-Bauern"-Staat DDR eine Deutsche Reichsbahn.
Die DR ging am 1.1.94 in der Deutschen Bahn auf. Das Tarifsystem der Berliner S-Bahn, das bis zur Wiedervereinigung galt, basierte auf einem vereinfachten Tarifsystem, das schon mit Kriegsbeginn 1939 eingeführt worden war. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 kam es in Westberlin zum sogenannten "S-Bahn-Boykott" der Bürger. Die Westberliner fuhren einfach nicht mehr mit der S-Bahn, um "nicht mit unserer D-Mark Ulbrichts Mauer zu finanzieren", so die einhellige RIAS-Propaganda. Entsprechend leer waren Züge und Bahnsteige. Nach einem Streik der Westberliner S-Bahnmitarbeiter 1980 übertrug die DR der BVG-West 1984 die S-Bahnnutzung und das vordem auf Verschleiß gefahrene Westberliner Rest-S-Bahnnetz zur Nutzung. Auf dem Nordring fuhren ab 1961 die Züge aus Richtung Schönhauser Allee alle über die "Ulbrichtkurve" ohne Zwischenhalt nach Pankow.
Die S-Bahngleise waren direkt an der Norweger Straße, während die Fernbahngleise Richtung Westberlin lagen. Dann kam die Mauer, dahinter die Gleise der Westberliner S-Bahn und schließlich nochmals Fernbahngleise. Erst dahinter die eigentliche Sektorengrenze zum Wedding. Aber ich entsinne mich, dass in meiner Kindheit Richtung Westberlin nur ein durchsichtiger Maschendrahtzaun zu sehen war und man von der Ost-S-Bahn ungehindert nach Wedding schauen konnte. Manchmal sah man auch aus der fahrenden Ost-S-Bahn...
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