Schweitzer Fachinformationen
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EINLEITUNG
ALLE LIEBEN ALIENS. ICH WEISS DAS, WEIL DIE LEUTE ES MIR IMMER wieder sagen. Wenn sie hören, dass ich Astrophysiker bin, wollen sie als Erstes wissen, ob im Universum noch anderes Leben existiert. »Gibt es Außerirdische?« ist eine große Frage, ähnlich wie »Was passiert, wenn man stirbt?«. Es gibt dazu viele Meinungen, aber keine richtigen Antworten, und vor allem würde es die Welt verändern, wenn wir die Antwort wirklich kennen würden.
Ich verrate Ihnen etwas: Auch ich liebe Aliens. Ja, ich bin schon seit meiner Kindheit geradezu besessen von ihnen. Meine Faszination begann damit, dass ich als Fünfjähriger die Science-Fiction-Heftchen meines Vaters entdeckte. Auf den Covern waren immer Bilder von Raumschiffen, kahlen, schroffen Mondlandschaften und unheimlichen, glubschäugigen Aliens. Von da an wollte ich unbedingt alles über die Sterne und über außerirdisches Leben erfahren. Diese Besessenheit machte mich wohl zu einem ziemlich anstrengenden Kind (angeblich soll ich bei jeder Gelegenheit die Lichtgeschwindigkeit auf vier Nachkommastellen genau aufgesagt haben), aber sie trieb mich auch dazu, sämtliche Dokus, schlechte Science-Fiction-Filme und Wiederholungen von Star Trek zu schauen, die es gab. Mir war alles recht, wo Außerirdische vorkamen, und dabei träumte ich von all den Wundern, die vielleicht irgendwo dort draußen auf ihre Entdeckung warteten.
Damals in den 1970er-Jahren, in der Hochphase meines kindlichen Alien-Fiebers, steckte die wissenschaftliche Forschung nach Leben im Kosmos noch in den Kinderschuhen. Nur wenige sehr mutige und entschlossene Pionierinnen und Pioniere widmeten sich der Suche nach außerirdischer Intelligenz (auf Englisch »Search for Extraterrestrial Intelligence«, kurz SETI), und die meisten von ihnen waren dem Spott ihrer Kolleginnen und Kollegen ausgesetzt. SETI galt als etwas verrückt, bestenfalls eine Randerscheinung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Diese abschätzige Haltung beruhte hauptsächlich auf Vorurteilen. Es gab zu jener Zeit einfach nicht viele Astronominnen und Astronomen, die sich mit der Frage nach dem Leben im kosmischen Kontext beschäftigten. Und tatsächlich hatten wir damals ja kaum etwas in der Hand, worauf wir eine ernsthafte wissenschaftliche Suche nach Leben auf anderen Sternen - ob nun intelligent oder nicht - aufbauen konnten.
Vor allem wussten wir nicht, ob es noch andere Planeten in der Galaxis gibt als die acht, die um unsere Sonne kreisen. Mit dieser Frage stand und fiel alles, denn die Wissenschaft geht davon aus, dass selbst einfache Lebensformen ausschließlich auf Planeten entstehen können. Da wir aber kein einziges Beispiel für einen Exoplaneten (einen extrasolaren Planeten, also einen, der sich außerhalb unseres Sonnensystems befindet) hatten, wussten wir schlichtweg nicht, wo wir suchen sollten. Außerdem gab es so gut wie keine Erkenntnisse darüber, wie Planeten und das Leben darauf sich gemeinsam entwickeln, sodass eine Welt für Milliarden Jahre bewohnbar bleibt, lange genug, dass »höhere« Tiere und sogar technologische Zivilisationen entstehen können. Kurz gesagt, was die Suche nach außerirdischem Leben betraf, tappten wir ziemlich im Dunkeln.
Doch das ist jetzt Vergangenheit.
Während Sie diese Worte lesen, ist die menschliche Spezies im Begriff, ihre größte und bedeutsamste Reise anzutreten. Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte hat sich die wissenschaftliche Suche nach Leben im Universum - man nennt dieses Forschungsgebiet Astrobiologie - explosionsartig entwickelt. Wir haben überall in der Galaxis Planeten entdeckt und herausgefunden, wie und wo wir in der Atmosphäre dieser neuen Welten nach Zeichen außerirdischen Lebens suchen müssen. Außerdem haben wir tief in die Geschichte der Erde als bewohnte Welt geblickt, eine Geschichte, die fast vier Milliarden Jahre zurückreicht. Aus dieser Betrachtung haben wir neue, wegweisende Erkenntnisse darüber gewonnen, wie Planeten und das Leben darauf sich gemeinsam entwickeln. Denn wenn wir wissen, wie das Leben sich im Laufe der Erdzeitalter die Entwicklung des Planeten zunutze gemacht hat, liefert uns das Hinweise darauf, wonach wir auf anderen, fernen Planeten suchen müssen (etwa nach Sauerstoff, der im Allgemeinen nur in der Atmosphäre vorhanden sein kann, wenn er von Lebewesen dorthin abgegeben wird). Ferner haben wir inzwischen Roboter zu jedem einzelnen Planeten in unserem Sonnensystem entsandt. Sobald ihre Räder oder Landefüße die Oberfläche berühren, suchen wir auf diesen benachbarten Welten nach Hinweisen auf Leben, das auf ihnen existiert oder vielleicht in ferner Vergangenheit einmal existiert hat. Und vor allem haben wir eine neue Generation unglaublich leistungsstarker Teleskope erschaffen, die wir immer weiterentwickeln. Dank dieser neuen Möglichkeiten müssen wir einander endlich nicht mehr nur unsere unwissenschaftlichen Meinungen über Leben im Universum an den Kopf werfen. Stattdessen gewinnen wir das, worauf es wirklich ankommt: eine wahrhaft wissenschaftliche Sicht darauf, ob, wo und wann extraterrestrisches Leben existiert oder existiert hat.
All diese neuen Entdeckungen von Exoplaneten bis hin zur frühen Erdgeschichte verändern grundlegend das, was wir uns unter SETI vorstellen. Hier entsteht gerade ein neues Forschungsfeld, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Suche nach Technosignaturen nennen.a Es schließt die »klassischen« SETI-Bemühungen ein und lenkt zugleich die Suche nach intelligentem Leben in neue Formen und Richtungen. Nun, da wir Klarheit darüber haben, dass es in der Galaxis von Planeten nur so wimmelt, wissen wir genau, wo und wie wir nach außerirdischen Zivilisationen suchen müssen. Anstatt darauf zu hoffen, dass die da draußen mit Signalen auf sich aufmerksam machen (eine Voraussetzung für SETI der ersten Generation), können wir jetzt direkt die Planeten betrachten, wo solche Zivilisationen vielleicht gerade ihrer Wege gehen. Wir suchen nach Spuren alltäglicher Aktivitäten einer außerirdischen Gesellschaft (Technosignaturen) und entwickeln dabei ganz neue Instrumentarien zum Auffinden intelligenten, zivilisationsbildenden Lebens. Diese Instrumentarien werden uns auch ermöglichen, solche Lebensformen zu finden, die keine Zivilisationen bilden. Wenn wir mit unseren Teleskopen die Signatur eines Planeten entdecken, der beispielsweise von außerirdischen Mikroben oder Wäldern bedeckt ist (eine Biosignatur), würde auch das die Sichtweise der Menschheit auf ihre eigene Stellung im Kosmos grundlegend verändern.
Wir sind also endlich auf dem besten Weg dazu, jene Außerirdischen aufzuspüren, von denen ich als Kind so fasziniert war. Oder aber wir werden feststellen, dass wir wirklich allein im Kosmos sind. Das eine wie das andere wäre eine weltbewegende Entdeckung. Es ist ein verdammt aufregender Moment.
Allerdings ist es auch ein verwirrender Moment. Gerade jetzt, wo die wissenschaftliche Suche nach Leben im All so richtig Fahrt aufnimmt, gibt es zugleich einen riesigen Hype um Aliens, die angeblich bereits auf der Erde eingetroffen sind. Im Laufe der letzten paar Jahre sind im Internet mehrere von US-Militärflugzeugen aufgenommene Videos aufgetaucht. Sie zeigen verschwommene Objekte, die anscheinend Flugmanöver vollführen, wie sie für normale Luftfahrzeuge unmöglich wären. Diese Videos haben sogenannte unidentifizierte Luftraumphänomene (auf Englisch »Unidentified Aerial Phenomena«, kurz UAP) ins Rampenlicht gerückt und damit die Debatte über außerirdisches Leben angeheizt. Zugleich lenkt der Hype um UAPs allerdings von dem gewaltigen Sprung der Wissenschaft ab, die gerade anfängt, dort nach Außerirdischen zu suchen, wo sie am wahrscheinlichsten zu finden sind: auf anderen Planeten.
UAPs ist der neue Name der US-Regierung für das, was früher unidentifizierte Flugobjekte oder kurz UFOs genannt wurde - ein Thema, das schon seit vielen Jahren die moderne Kultur in seinem Bann hält. UFOs mit außerirdischen Besuchern sind ein großartiger Stoff für Science-Fiction (von Akte X über Independence Day bis hin zu Nope). Die Möglichkeit, dass sie wirklich existieren, wurde von den meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern allerdings verworfen. Die überwältigende Mehrheit geht davon aus, dass es sich bei UFOs um missdeutete natürliche Phänomene handelt, um Objekte im Zusammenhang mit der nationalen Verteidigung oder auch schlicht um bewusste Fälschungen und Täuschungen. Allerdings machte die US-Regierung 2021 mehr als hundert Sichtungen von UAPs öffentlich, für die es keine einleuchtende Erklärung gab. Es entstand ein anhaltender medialer Hype um die UAP-Videos, wenngleich die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darauf hinwiesen, dass »unerklärt« auch einfach heißen kann, die Datenlage reicht für eine Erklärung nicht aus. Dennoch stelle ich mir angesichts des neu erwachten Interesses der Regierung an diesem Thema mitunter die Frage: Haben diese Dinger vielleicht wirklich etwas mit Außerirdischen...
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