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Es herrschte kaum Wind, sodass die Schiffe nur langsam flussaufwärts vorankamen. Es waren zehn; fünf Kriegsschiffe, die fünf Transportschiffe eskortierten, und die einsetzende Flut half ihnen mehr dabei, nordwärts weiterzukommen, als es die unbeständige Brise tat. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die grauen, unheilschwangeren Wolken hingen niedrig am Himmel. Monoton tropfte das Wasser von Segeln und Takelage.
Von den Schiffen aus war nicht viel zu erkennen, obwohl an jeder Reling Männer standen und zu den Flussufern hinüberstarrten, die so stark zurückwichen, dass sich ein großer Binnensee gebildet hatte. Die Hügel über dem See waren niedrig und bewaldet, während die Uferzone aus einem Gewirr von Wasserläufen, Landzungen, waldigen Inseln und kleinen, steinigen Stränden bestand. Hier und da waren zwischen den Bäumen Lichtungen zu erkennen, auf denen Holzstapel lagen oder wo auch einmal eine Holzhütte neben einem kleinen Kornfeld stand. Rauch stieg von diesen Lichtungen auf, und manche der Männer auf den Schiffen fragten sich, ob mit diesen Feuern die Leute in der Gegend vor der Ankunft der Flotte gewarnt werden sollten. Die einzigen Menschen, die sie sahen, waren ein Mann und ein Junge, die von einem kleinen, offenen Boot aus fischten. Der Junge, der William Hutchings hieß, winkte begeistert zu den Schiffen hinüber, doch sein Onkel spuckte nur aus. «Da kommen die Teufel», sagte er.
Die Teufel verhielten sich ruhig. An Bord des größten Kriegsschiffs, einer Zweiunddreißig-Kanonen-Fregatte namens Blonde, senkte ein Teufel in einem blauen Rock und einem mit Öltuch bespannten Dreispitz sein Fernrohr. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn sah er zu den dunklen, schweigenden Wäldern hinüber, an denen sein Schiff vorüberglitt. «Ich finde», sagte er, «es sieht hier aus wie in Schottland.»
«Ja, das tut es», gab sein Begleiter, ein rotberockter Teufel, verhalten zurück, «eine Ähnlichkeit besteht zweifellos.»
«Etwas stärker bewaldet als Schottland, nicht wahr?»
«Beträchtlich stärker bewaldet», sagte der zweite Mann.
«Aber doch wie die schottische Westküste, meinen Sie nicht auch?»
«Nicht unähnlich», stimmte der zweite Teufel zu. Er war zweiundsechzig Jahre alt, recht klein gewachsen und hatte ein gewitztes, wettergegerbtes Gesicht. Es war ein freundliches Gesicht mit kleinen, strahlend blauen Augen. Er war seit über vierzig Jahren Soldat und hatte in dieser Zeit beinahe zwei Dutzend schwere Schlachten durchgestanden, die ihm einen fast unbrauchbaren rechten Arm, ein leichtes Hinken und einen nachsichtigen Blick auf die sündige Menschheit eingebracht hatten. Sein Name war Francis McLean, und er war Brigadegeneral, Schotte, kommandierender Offizier von Seiner Majestät 82stem Infanterieregiment, Gouverneur von Halifax und nun, jedenfalls den Befehlen des englischen Königs zufolge, der Herr über alles, was er vom Achterdeck der Blonde aus überblicken konnte. Er war seit dreizehn Tagen an Bord der Fregatte, so lange hatte es gedauert, von Halifax in Nova Scotia hierherzusegeln, und er spürte einen Anflug von Sorge darüber, dass diese Reisedauer ein schlechtes Vorzeichen sein könnte. Er überlegte, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, die Fahrt auf vierzehn Tage auszudehnen, und berührte verstohlen das Holz der Reling. Am östlichen Ufer lag ein ausgebranntes Schiffswrack. Einst war es ein stolzes Schiff gewesen, mit dem man den Ozean hatte überqueren können, doch nun war es nur noch ein Gerippe aus verkohltem Holz, das halb von der hereinkommenden Flut verschluckt wurde, mit der die Blonde flussaufwärts fuhr. «Wie weit sind wir jetzt vom offenen Meer entfernt?», fragte er den blauuniformierten Captain der Blonde.
«Sechsundzwanzig Seemeilen», antwortete Captain Andrew Barkley sofort, «und dort», er deutete über den Steuerbordbug und den löwengeschmückten Kranbalken hinweg, an dem einer der Anker hing, «ist Ihr neues Zuhause.»
McLean lieh sich das Fernrohr des Captains aus, nutzte seinen schlechten rechten Arm als Ablage und richtete das Teleskop bugwärts. Einen Moment lang behinderten ihn die Schiffsbewegungen, sodass er nichts weiter wahrnahm als verschwommene graue Wolken, dunkles Land und träge fließendes Wasser, doch dann fand er sicheren Stand und erkannte die Erweiterung des Penobscot zu dem großen See, den Captain Barkley die Bucht von Penobscot nannte. Die Bucht, dachte McLean, war eigentlich ein breiter Meeresarm, der, wie er aus der Beschäftigung mit Barkleys Karten wusste, von Osten nach Westen etwa acht Meilen maß und drei von Norden nach Süden. Am östlichen Ufer der Bucht lag ein Hafen. Der Hafenzugang war von Felsen begrenzt, und auf seiner nördlichen Seite erhob sich ein dichtbewaldeter Hügel. Eine Siedlung stand auf dem Südhang des Hügels; etwa zwanzig Holzhäuser und Scheunen zwischen kleinen Kornfeldern, Gemüsebeeten und aufgestapelten Holzbalken. Ein paar Fischerboote ankerten im Hafen neben einer kleinen Brigg, die MacLean für einen Handelsfahrer hielt. «Das ist also Majabigwaduce», sagte er leise.
«Toppsegel bergen!», rief der Captain, «Befehl an die Flotte zum Beidrehen. Geben Sie bitte das Signal für einen Lotsen, Mister Fennel!»
«Aye, aye, Sir!»
Mit einem Mal wimmelte es auf der Fregatte von Männern, die losrannten, um Segel loszumachen. «Das ist Majabigwaduce», sagte Barkley, und sein Ton machte klar, dass er den Namen genauso lachhaft fand wie den Ort.
«Erste Kanone!», rief Lieutenant Fennel und löste damit eine weitere Welle von Männern aus, die zur vordersten Steuerbordkanone hasteten.
«Haben Sie irgendeine Vorstellung davon», fragte McLean den Captain, «wofür Majabigwaduce steht?»
«Steht?»
«Bedeutet der Name irgendetwas?»
«Nein, keine Ahnung», sagte Barkley, leicht gereizt von dieser Frage. «Jetzt, Mister Fennel!»
Die Kanone, mit Pulver und einem Wergpfropfen, jedoch ohne Kanonenkugel geladen, wurde abgefeuert. Der Rückstoß war schwach, doch der Knall schien sehr laut, und die Rauchwolke hüllte das halbe Deck der Blonde ein. Der Schuss verhallte, wurde dann vom Land zurückgeworfen und verhallte ein zweites Mal.
«Jetzt werden wir gleich eine Entdeckung machen, nicht wahr?», sagte Barkley.
«Und was für eine?», fragte McLean.
«Ob sie loyal sind, General, ob sie loyal sind. Wenn sie von der Rebellion infiziert wurden, werden sie uns wohl kaum ein Lotsenschiff zur Verfügung stellen, oder?»
«Ich vermute, nicht», sagte McLean, obwohl er argwöhnte, dass ein illoyaler Lotse der Sache des Aufstandes sehr nützlich sein könnte, indem er die HMS Blonde auf einen Felsen führte. Viele davon durchbrachen den Wasserspiegel der Bucht. Auf einem, keine fünfzig Schritte von der hafenseitigen Reling der Fregatte entfernt, spreizte ein Kormoran die Flügel, um sein Gefieder zu trocknen.
Sie warteten. Die Kanone war abgefeuert worden, und das war das übliche Signal dafür, dass ein Lotse angefordert wurde, der Rauch aber verhinderte, dass irgendwer an Bord sehen konnte, ob man ihrem Wunsch in der Siedlung von Majabigwaduce nachkam. Die fünf Transportschiffe, vier Schaluppen und eine Fregatte, glitten mit der Flut weiter flussaufwärts. Das lauteste Geräusch war das Ächzen, Keuchen und Plätschern der Pumpe auf einer der Schaluppen, der HMS North. Das Wasser spritzte und sprudelte rhythmisch aus einem Ulmenholz-Speier, dessen anderes Ende in den Rumpf hinunterreichte, wo Seeleute die Bilge leer pumpten. «Man hätte sie abwracken und zu Feuerholz verarbeiten sollen», sagte Captain Barkley säuerlich.
«Kann man sie denn nicht flicken?», fragte McLean.
«Die Balken sind vollständig verrottet. Sie ist das reinste Sieb», sagte Barkley geringschätzig. Kleine Wellen schwappten an den Rumpf der Blonde, und die blaue Flagge am Heck flatterte im unbeständigen Wind. Noch immer war kein Boot in Sicht, und Barkley befahl einen zweiten Signalschuss. Der Knall wurde zurückgeworfen und verhallte, und gerade als Barkley erwog, die Flottille ohne die Unterstützung eines Lotsen in den Hafen zu bringen, rief ein Matrose vom Vormasttopp herunter: «Boot kommt, Sir!»
Als sich der Pulverrauch gelegt hatte, sahen die Männer auf der Blonde in der Tat ein kleines, offenes Boot vom Hafen aus herankommen. Die Brise aus Südwest war so leicht, dass die hellbraunen Segel dem Boot gegen die hereinströmende Flut kaum etwas nützten, und deshalb hatte sich ein junger Mann an zwei lange Ruder gesetzt. Einmal in der weiten Bucht angekommen, zog er die Ruder ein, hisste mühsam die Segel und nahm, langsam gegen den Wind segelnd, Kurs auf die Flottille. Ein Mädchen saß an der Ruderpinne und lenkte das kleine Gefährt auf die Steuerbordseite der Blonde, wo der junge Mann flink auf die Bootsleiter sprang, die an dem sich verjüngenden Rumpf nach oben führte. Er war groß, blond, und seine Hände hatten Schwielen und Verfärbungen vom Umgang mit geteertem Takelwerk und Fischernetzen. Er trug Kniehosen aus selbstgewebtem Leinen und eine Segeltuchjacke, grobe Stiefel und eine Strickmütze. Er kletterte an Deck und rief dann zu dem Mädchen hinunter: «Pass gut auf sie auf, Beth!»
«Hört auf zu gaffen, ihr Puddingköpfe!», brüllte der Bootsmann, als die Matrosen das blonde Mädchen anstarrten, das ein Ruder benutzte, um ihr kleines Boot vom Rumpf der Fregatte abzustoßen. «Bist du der Lotse?», fragte der Bootsmann den jungen Mann.
«James Fletcher», sagte der junge Mann, «und das bin ich vermutlich, aber ihr braucht ohnehin keinen Lotsen.» Grinsend ging er zu den Offizieren im Heck der Blonde. «Hat einer der Gentlemen ein bisschen Tabak?», fragte er, während...
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