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Szilárd Borbély, dessen Romandebüt Die Mittellosen in Ungarn, Deutschland und vielen anderen Ländern ein literarisches Ereignis war, wollte seinen nächsten großen erzählerischen Text Franz Kafka widmen. Die Sammlung von Bruchstücken, aus dem Nachlass veröffentlicht, ursprünglich zur Publikation bestimmt, bezieht ihre Intensität aus der leidenschaftlichen Suche des Autors nach sich selbst und der eigenen Stimme.
Ein Essay über die Bedeutung Kafkas in der ungarischen Gegenwartsliteratur im Allgemeinen und im Werk Szilárd Borbélys im Besonderen ergänzt den Band.
Kafka und die Straßen
Kafka war in Prag lange Zeit bloß der Name eines Kaufmanns. Kafka war ein Kaufmann wie viele andere. Anfangs hieß er Hermann. Mit der Zeit änderte der angesehene innerstädtische Kaufmann seinen Vornamen auf Herrmann. In der nach dem Krieg selbständigen Tschechoslowakei wurde er Herman, um sich an die zunehmend tschechisch und zunehmend nationalistisch orientierte Umgebung anzupassen. Mit dem Namen Kafka gab es keine Probleme, denn das ist von vornherein ein tschechisches Wort, das Dohle bedeutet. Obwohl das F in der Mitte des Wortes nach einem Irrtum aussieht. Es sollte vielmehr ein V da stehen. Kafka klingt eher wie die Nachahmung eines Lautes, es hört sich an, als käme es aus irgendeiner tierischen Kehle hervorgeröchelt, und erst hinterher mögen die Tschechen darin Laute, menschliche Laute erkennen. Eigentlich lautet das tschechische Wort kavka, Dohle. Es will also eher den Laut der Dohle anklingen lassen, das heisere Räuspern, dumpfe Reiben, das diese klugen Vögel von sich geben. Zumindest nach Ansicht der Tschechen. Denn im Ungarischen zum Beispiel weckt der Name desselben Vogels, csóka, eine viel entferntere Erinnerung. Und noch sonderbarer ist, dass der Laut aus der Kehle eines Vogels aufsteigt und nicht aus der eines Säugetiers. Die Vögel sind den Menschen viel entfernter. So anmutig sie die Luft auch durchschneiden, ihre Köpfe und Bewegungen erinnern eher an Reptilien, ihre Vorfahren, an Saurier. Das ausdruckslose Auge, der sich possierlich drehende Kopf und generell das fehlende Gesicht lösen bei den Säugetieren Angst aus. In unseren Augen sind die Vögel fossile, verzauberte Wesen, hiergebliebene Fossilien aus der Vorzeit. Fliegende Fossilien zwar, aber dennoch Fossilien. All das trifft auch auf die Dohle zu, und man hat versucht, die seltsam röchelnden Laute dieses schwarzen Vogels nachzuahmen, etwa so: kav-kav. Kav-kav. Kafka dachte immer an diese melancholische Stimme, wenn er sich voller Entsetzen den Namen seines Vaters in Erinnerung rief. Dieser schwarze...
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