Schweitzer Fachinformationen
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Lerneifer, das Bedürfnis, an etwas zu glauben, ein Geist, der noch frei von eingefleischten Vorurteilen ist, von Hass unberührte Herzen, Feuereifer, sehnliche Zuneigung, Selbstlosigkeit, Hingabe, Wohlwollen, Begeisterung für alles Gute, Schöne, Aufrichtige, Große, Ehrliche und Religiöse - das sind die unschätzbaren Gaben der Jugend. Darum widme ich ihr dieses Buch. Es ist ein Same, der tatsächlich steril sein müsste, wenn er in so fruchtbarer Erde nicht zum Leben erwachte.
Ich wollte Euch ein vollendetes Gemälde schenken, gebe Euch stattdessen aber nur einen rohen Entwurf. Verzeiht mir. Wer kann in diesen Zeiten schon ein bedeutendes Werk vollenden? Hier ist eine Skizze. Bei deren Anblick möge einer unter euch wie der große Künstler ausrufen: Anch'io son pittore,1 den Pinsel ergreifen, und meine unfertige Leinwand mit Farbe und Fleisch, Licht und Schatten, Gefühl und Leben füllen.
Junge Menschen, Ihr werdet den Titel dieser Arbeit für sehr ambitioniert halten. Wirtschaftliche Harmonien! War ich anmaßend genug, zu glauben, den göttlichen Plan aufzudecken, welcher in der Gesellschaftsordnung und all den Mechanismen steckt, mit welchen die Vorsehung die Menschheit segnete, um ihren Fortschritt sicherzustellen?
Bestimmt nicht, aber ich möchte euch auf den Pfad zu folgender Wahrheit führen: Alle legitimen Interessen sind harmonisch. Das ist die zentrale Idee dieses Werkes, und ihre Wichtigkeit kann nicht ausreichend betont werden.
Es war einmal in Mode, über das sogenannte soziale Problem zu lachen. Und man muss zugeben, dass einige Lösungsvorschläge diesen Hohn nur allzu verdient hatten. Aber an dem Problem selbst ist bestimmt nichts Lachhaftes. Es spukt um uns herum wie Banquos Geist während Macbeths Bankett, bleibt aber nicht still, sondern kreischt der in Angst erstarrten Gesellschaft entgegen: Finde eine Lösung oder sterbe!
Die Art dieser Lösung wird natürlich stark davon abhängen, ob die Interessen der Menschen miteinxander wirklich harmonieren oder einander (mangels Kohärenz - Anm. d. Hrsg.) zuwiderlaufen.
Liegt Kohärenz an, erwächst die Lösung aus freiheitlichem Boden, im ungünstigeren Rahmen würde der Zwang das Heft übernehmen. Im ersten Fall reichte es, sich herauszuhalten, aber in zweitem Szenario muss man sich notwendigerweise einmischen.
Dabei kennt Freiheit nur eine singuläre Erscheinungsform. Wenn wir uns dessen sicher sein können, dass jedes Molekül einer Flüssigkeit alles enthält, was notwendig ist, um ihre übergeordneten Eigenschaften zu bestimmten, schließen wir daraus, dass der einfachste und sicherste Weg, das Wesen der Materie zur Geltung kommen zu lassen, darin besteht, die Moleküle nicht zu beeinträchtigen. All jene, die den argumentativen Ausgangspunkt zu akzeptieren bereit sind, dass die legitimen Interessen der Menschen harmonisch sind, werden auch darin übereinstimmen, dass die praktische Lösung des sozialen Problems einfach darin besteht, diese Interessen nicht zu sabotieren oder umlenken zu wollen.
Zwang kann hingegen in Antwort auf mannigfaltige Sichtweisen eine Unzahl verschiedener Formen annehmen. Daher haben jene Denkschulen, welche von der Annahme ausgehen, dass die Interessen der Menschen einander zuwiderlaufen, noch niemals etwas zur Lösung eines sozialen Problems getan, sondern allenfalls Aspekte der Freiheit unterminiert. Sie sind bis dato noch immer damit befasst, zu ergründen, welche der unendlichen Erscheinungsformen, die der Zwang annehmen kann, die richtige ist bzw. ob es nicht doch eine quasi "optimale Version" von Zwang geben kann. Und sollten sie sich jemals darüber einig werden, welche Form der Nötigung sie im gemeinsamen Eigeninteresse vorziehen, werden sie kurz darauf noch immer vor dem Problem stehen, freie Menschen zur allgemeinen Akzeptanz des Zwangs zu überreden.
Doch sollten wir tatsächlich die Hypothese akzeptieren, dass die lauteren Interessen der Menschen ihrer Natur nach einander im Konflikt gegenüberstehen und diese Auseinandersetzungen nur durch den hybriden Entwurf einer artifiziellen Gesellschaftsordnung vermieden werden können, so wäre der Zustand der Menschheit in der Tat prekär. In diesem Fall müssten wir betroffen folgende Fragen aufwerfen:
Ich könnte diese Reihe an Fragen unendlich fortsetzen und im Zuge dessen beispielsweise folgenden bemerkenswerten Umstand erwähnen:
Wenn man individuelles Eigeninteresse als den Wünschen und Zielen der Allgemeinheit entgegengesetzt wirkend betrachtet - an welchem Punkt genau könnte man dann den Hebel der Nötigung zielgerichtet ansetzen? Wo wirkt der "Geißfuß" der Nötigung am effektivsten, inmitten eines komplexen, antagonistischen Gefüges? Überhaupt an einem Ort fernab der menschlichen Natur? So müsstet Ihr es zwangsläufig handhaben, um den Folgen zu entgehen, die sich aus der Übertretung Eurer eigenen Gesetze ergeben. Denn wenn Ihr einen einzelnen oder eine kleine Gruppe von Menschen mit willkürlicher Macht ausstattet, müsstet Ihr zuerst überprüfen, ob diese Menschen tatsächlich aus einem anderen Lehm geformt sind als der Rest von uns; dass sie, anders als wir, niemals durch das fatale Prinzip des Eigeninteresses motiviert, sogar in Situationen, in denen sie eigentlich über absolute Macht verfügten, frei von Gier, Irrtümern und unreinen Herzen sein werden.
Was die verschiedenen sozialistischen Schulen (und damit meine ich jene Denkungsarten, die eine durch Nötigung hervorgebrachte Gesellschaftsordnung als die Lösung gesellschaftlicher Dysfunktionalitäten ansehen) von der wirtschaftswissenschaftlichen Schule2 radikal unterscheidet, ist keine unerhebliche Nuance des Blickwinkels oder der präferierten Regierungsform. Es ist der Kontrast ihrer jeweiligen Grundannahmen und ihrer Antworten auf folgende elementare und zentrale Frage: Sind die Interessen sich selbst überlassener Menschen zueinander harmonisch oder antagonistisch?
Es ist offensichtlich, dass die Sozialisten es sich nur deshalb als Mission erkoren, eine künstliche Gesellschaftsordnung zu schaffen, weil sie die natürliche als entweder schlecht oder inadäquat beurteilen - und sie beurteilen sie nur deshalb als schlecht oder inadäquat, weil sie in den Interessen der Menschen eine fundamentale Gegensätzlichkeit zu sehen glauben. Andernfalls griffen sie nicht auf Zwang zurück. Es ist nicht notwendig, Dinge, die bereits harmonieren, in Harmonie miteinander zu zwingen.
Daher haben sie überall fundamentale Antagonismen gefunden:
Zwischen Eigentümer und Proletarier,
Zwischen Kapital und Arbeit,
Zwischen dem gemeinen Volk und der Bourgeoisie,
Zwischen Landwirtschaft und Industrie,
Zwischen dem Land- und dem Stadtbewohner,
Zwischen Einheimischen und Ausländern,
Zwischen Produzent und Konsument,
Zwischen Zivilisation und Organisation,
Und, um es mit einem Wort zu sagen:
Zwischen Freiheit und Harmonie.
Und das erklärt, warum trotz des Umstandes, dass sie eine Art sentimentaler Philanthropie in ihren Herzen tragen, Hass von ihren Lippen strömt. Jeder von ihnen behält seine gesamte Liebe jener Gesellschaft vor, die er erträumt hat....
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