Die vorliegende Studie bietet den ersten systematischen Überblick über den expressionistischen Übersetzungskanon.
Das erste Kapitel rekonstruiert unterschiedliche Facetten der Internationalität im Expressionismus, u. a. die Auseinandersetzung mit Nietzsches Denkfigur des >guten Europäers< und mit Goethes Kategorie der >Weltliteratur<.
Der zweite Teil, die Kernzone der Studie, ist dem expressionistischen Übersetzungskanon gewidmet. Die von Paul Raabe zusammengestellte Bibliographie wurde durch etliche neue Funde angereichert, nach Literaturräumen katalogisiert und exemplarisch ausgewertet. Berücksichtigt wurden zudem auch die in Zeitschriften und Anthologien der deutschsprachigen Avantgarde publizierten Übertragungen. Methodologischer Ausgangspunkt ist das formalästhetische Kreativitätspotential des literarischen Übersetzens, auf welches die
Descriptive Translation Studies
seit langem aufmerksam gemacht haben und das gerade im Falle von Autoren/-innen, die sich übersetzerisch betätigten, eklatant ist. Gerade die Einsicht in den manipulativen Charakter des literarischen Übersetzens und in die Spezifik >translatorischer Autorschaft< macht den Weg frei, um die Dialektik von Import und Projektion nachzuvollziehen, die mit dem Übersetzen verbunden ist.
Das dritte Kapitel schließlich visiert das Übersetzen in einer werkgenerativen Perspektive an. Im Vordergrund stehen intertextuelle und intermediale Filiationen, die sich aus der expressionistischen Rezeption fremdsprachiger Autoren/-innen ergeben. Exemplifiziert werden sie an den drei Gattungen Lyrik, Prosa und Drama sowie am Stummfilm und an der bildenden Kunst. Zugleich zeichnet die werkgenerative Perspektivierung des Übersetzungsmediums den diachronen Wandel des Expressionismus nach: vom anarchistisch-vitalistischen Frühexpressionismus, in dem Symbolisten wie Charles Baudelaire und Émile Verhaeren noch stark präsent waren, hin zum kommunionistischen Spätexpressionismus, der von dem messianischen Dostojewski-Kult dominiert wurde.
Rezensionen / Stimmen
"Zusammenfassend darf festgehalten werden, dass Zanucchis Arbeit höchst überzeugend die grundlegende Internationalität des (deutschen) Expressionismus
unterstreicht. Seine vielschichtigen, innovativen und nuancierten Analysen von Werken ganz verschiedener Prägung zeigen den Expressionismus in seiner ganzen
Bandbreite. Nicht zuletzt schafft Zanucchis Studie die Gratwanderung, stets äußerst sorgfältig dokumentiert zu sein, ohne dabei das Lesevergnügen aus den Augen zu
verlieren. Es darf daher als Referenzwerk nicht nur für die Expressionismusforschung gelten, sondern auch als inspirierendes Modell für kommende Arbeiten zu
anderen Avantgarde-Bewegungen." Thomas Hunkeler in: Arbitrium 1/2024
Reihe
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Für Beruf und Forschung
US School Grade: College Graduate Student
Illustrationen
50 s/w Abbildungen
52 b/w ill.
Maße
Höhe: 23 cm
Breite: 15.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-11-101002-1 (9783111010021)
Schweitzer Klassifikation
Mario Zanucchi
, Universität Freiburg, Deutschland