Die Geschichte der Psychoanalyse ist bis heute von Spaltungen geprägt. Die Zerrissenheit im Stammhaus der Jungschen Psychologie dient den Autoren dieses Bandes zur detaillierten Fallstudie, anhand derer sie Ursachen und Verlauf individueller und kollektiver Spaltungsprozesse aufzeigen. Die verpasste Aufarbeitung der Trennungsgeschichte von Freud und Jung wird ebenso beleuchtet wie Jungs Verstrickung in den Nationalsozialismus, seine persönliche Pathologie und die Betonung des Mythischen bei gleichzeitigem Mangel an klinischer Theorie.
Die Verflechtung personengebundener Tradierung psychoanalytischer Werte mit einer Anfälligkeit zu narzisstischer Selbstinszenierung führt immer wieder zu neuen Spaltungen; dies erweist sich in der Generationenfolge als das übergreifende Schicksal aller Nachkommen Freuds. Sind wir diesem destruktiven Geschehen unausweichlich ausgeliefert oder kann der Wiederholungszwang auch in der Psychoanalyse selbst überwunden werden?
Rezensionen / Stimmen
»Das Buch setzt sich eingehend mit Jungs problematischer Vergangenheit vor allem während der Herrschaft des Nationalsozialismus auseinander und erwirbt hier, auf einem verminten Gelände, große Meriten durch unübliche Offenheit und kritische Verve.«
Neue Zürcher Zeitung am 7. Oktober 2010
»Es ist, als wären es zwei Bücher in einem: eine glänzende Übersicht der psychodynamischen Kräfte in den tiefenpsychologischen Ausbildungsinstitutionen und Gesellschaften, gefolgt von einer Streitschrift mit sensiblen Geschehnissen um lösbare juristische Fragen (Stiftung oder Gesellschaft).«
Andre Haynal in Schweizer Archiv für Neurologie und Psychiatrie 2/2011
»Das Buch bietet eine mutige Auseinandersetzung nicht nur mit dem Phänomen der Inkohärenz innerhalb zweier Verfahren, von denen das eine sich gleich dem ungehorsamen Kind individualisiert hat, gegen den allmächtigen Vater aufbegehrt hat, sondern immanent auch mit der Frage wie fehlbar ein Lehrer sein darf.«
Alexandra Müller-Benz in Campus Spiegel 1/2011
Reihe
Sprache
Verlagsort
Maße
Höhe: 21 cm
Breite: 14.8 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-8379-2028-4 (9783837920284)
Schweitzer Klassifikation
Inhalt
Vorwort
Teil I C.G. Jung - Gefangen im Mythos
Brigitte Spillmann
Vergangenheit - »Ungeheuer wirklich und gegenwärtig«
Zur Einführung - Erinnerung und Identität
Gebrochenes Verhältnis zur Geschichte
Jungs Haltung und Selbstverständnis in nationalsozialistischer Zeit - und in den frühen Nachkriegsjahren
Unbewusste Determinanten
Entwirklichung im Realitäts- und Geschichtsverlust
Zwiespältigkeit als Schicksal
»Fausti Poenitentia«
Jungs Autobiografie - »Amor fati« gegen »Tantifizierung«
Jungs Pathologie und ihre Auswirkungen
Teil II Von der Dyade zur Triangulierung
Robert Strubel
Theoretische Reflexionen über ein Grundproblem der Psychoanalyse
Heilungsideen und Heilungsinflation
Die Regression in der Analyse und die dyadische Phase der Kindheit
Die Flächenhaftigkeit der Traum- und Märchensymbolik
Die Trennung von Subjekt und Objekt als Voraussetzung der Triangulierung
Das frühe Selbstsymbol und das falsche Selbst
Aspekte der Triangulierung
Dyadische und triangulierte Beziehungs- und Erkenntnishaltung
Die narzisstisch-dyadische Versuchung in der Analyse
Dyadisches in der Beziehung zwischen Freud und Jung
Anna
Das Wissen und das Glauben bei Freud
Das Wissen und das Glauben bei Jung
Grundzüge der dyadischen Gruppenorganisation
Pathologische Aspekte in der Generationenfolge im Umfeld von tiefenpsychologischen Ausbildungsinstituten
Teil III Im Schatten der ererbten Schuld
Brigitte Spillmann
Über die Folgen einer unbeantworteten Vergangenheit - Zur Geschichte des C.G. Jung-Instituts Zürich. Eine Fallstudie
Vorbemerkung
Analytiker zwischen Verwöhnung und Verelendung
Frühe Konfliktfelder
Das Zerbrechen der familiären Gemeinschaft - Eine Institution im Umbruch
»Nichts ist kränkender als die Realität«
»Urheber der Illusion« - Zerstörerisches Potenzial
Unwillkommene Chance - Zum Scheitern bestimmt
»Vom Mekka der Jung'schen Psychologie« zum »Zwillingsinstitut«
Konsolidierung des C.G. Jung-Instituts Zürich - Wandel in der Tradition
Nachtrag 2009/2010
Auf der Suche nach dem verlorenen Objekt
Brigitte Spillmann & Robert Strubel
Literatur