Eine bislang ungewohnte Analyse des Dramas König Ödipus von Sophokles: Iokaste ist diejenige - so offenbart am Ende ein Kronzeuge -, die den Auftrag gibt, ihren drei Tage alten Sohn Ödipus mit durchbohrten und zusammengebundenen Fersen in der Wildnis aussetzen zu lassen. Das Kind überlebt diese Misshandlung und wird adoptiert. Als junger Mann erschlägt Ödipus dann in Notwehr seinen leiblichen Vater - ohne ihn zu erkennen. Iokastes Aussetzung ist verantwortlich für diese tödliche Entfremdung. Und die frischgebackene Witwe weiß offenbar von Anfang an, dass es sich bei dem jungen Helden Schwellfuß, den sie kurz darauf ehelicht, um den eigenen Sprössling handelt.
Mutmaßlicher Hintergrund dieses Szenarios: Eine Frau in einer Männergesellschaft übt blinde Rache für die Erniedrigung ihres Geschlechts. Es ist ein Konflikt, der sich als Folge der unsinnigen Entwertung von Frauen bis heute in Familien niederschlägt. Der weise Psychologe Sophokles hat zu diesem Thema, wie auch zu anderen, einiges beizusteuern.
Warum ist Sigmund Freud so fasziniert von dieser Geschichte? Nun, sie spiegelt ziemlich genau sein eigenes Drama. Aber Freud wagt es nicht, den Konflikt mit seiner tyrannischen Mama Amalia offen auszutragen. Im Kokainrausch verfremdet er immer mehr das Modell von "Psychoanalyse", das sein kluger und differenzierter Kollege Josef Breuer entwickelt hatte, und drängt seinen Mentor rigoros zur Seite. Pauschal beschuldigt er zunächst seinen Vater, dann sich selbst als perversen Täter. Diese Fehlanalyse des eigenen Geschicks verallgemeinert er zu einem menschlichen Entwicklungsgesetz. Der Ödipuskomplex ist erfunden.
Auf dem Hintergrund seiner Theorie kommt Freud zu Fehlinterpretationen von Lebensgeschichten seiner KlientInnen, wie auch von Novellen mancher Schriftsteller. Systematisch erklärt er die Opfer zu Tätern. Auch den Mythos von Narziss deutet er in der bezeichnenden Art um. Sein Credo: Der Mensch ist von Natur aus ein Schwein. Hierin folgen ihm seine gläubigen Jünger bis heute. Es offenbart sich dabei ein beträchtliches Ausmaß an Menschenverachtung gegenüber misshandelten Kindern, am deutlichsten wohl bei einem der renommiertesten Psychoanalytiker heutiger Tage - bei Otto F. Kernberg.
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Für Beruf und Forschung
Menschen, die sich für griechische Dramen und Mythen, für die Konfliktdynamik in Familien und Gesellschaft (Geschlechterkonflikt) interessieren, die sich (kritisch) mit der Psychoanalyse, ihren (ungeklärten) Begriffen, ihren Deutungsversuchen von Literatur (v.a. W. Jensens "Gradiva") auseinandersetzen wollen.
Produkt-Hinweis
Klappenbroschur
Klebebindung
Illustrationen
8
12 s/w Photographien bzw. Rasterbilder, 1 s/w Tabelle, 8 s/w Abbildungen
Grafische Darstellungen von Deutungsaspekten von Mythen bzw. eines Traumes und einer (angeblichen) Fehlleistung Freuds, Tabelle zu gegensätzlichen Begriffselementen des 'Narzissmus' im Verständnis von Havelock Ellis, Paul Näcke und Sigmund Freud sowie Bildmaterial aus der Recherche nach der Kindheitsfreundin von Wilhelm Jensen, die - nach seinen Angaben gegenüber Sigmund Freud - ihn zum Schreiben seiner Novelle "Gradiva" (und anderer Werke) inspiriert hat.
Maße
Höhe: 20.5 cm
Breite: 14.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-9805272-3-1 (9783980527231)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Diplom Psychologe, Psychotherapeut
Klaus Schlagmann, Diplom Psychologe und Psychotherapeut in Saarbrücken, niedergelassen in eigener Praxis. Ausbildung in Verhaltentherapie, katathym-imaginativer Psychotherapie (Gruppe), NLP und Hypnose.