Worte und Sätze können einen Doppel- und einen Hintersinn, gleichsam einen Hof haben; sie haben, auch bei großer Genauigkeit, Bedeutungsränder, lassen einen Blick über die Grenzen der Bedeutung zu, ja, sie können - wie wir gescheit oder leidvoll wissen - lügen, phantasieren auch und sogar im Tanz, im Song hymnisch delirieren.Dies alles macht sich der Aphorismus zunutze, macht aus ihm eine Kunst des Bemerkens. Diese Textform lässt den Glauben an die Wahrheit nicht fahren; aber sie hört auf die Skeptiker und testet die Realitäten, indem sie die Perspektive wechselt, sich an den Rändern aufhält, die Grenzen überschreitet, rückwärts und seitwärts blickt und so das vermeintlich Wirkliche hintergeht, hinterfragt, es belauscht. Spione, auch solche der Wahrheit, müssen sich kurz fassen; sie müssen dabei aber berücksichtigen, dass sie zu mehr als einer Halbwahrheit kaum werden vordringen können. Immerhin dürfen sie hoffen: "Aphorismen sind vollkommene Halbwahrheiten". Und diese perfekten Halbwahrheiten decken einen verborgenen Sinn, Doppel- und Hintersinn auf, sie entlarven Schönfärbereien und Lügen, rücken das spiegelverkehrt Gesehene zurecht, sie klären auf. Und schließlich: Als Grenzgänger erweitern sie das Bewusstsein, stoßen in unbegangenes Gelände vor, regen die Phantasie und das Denken an, gewinnen gelegentlich Neuland und liefern die Widersprüche und Brüche des wirklichen Lebens dem Genuss aus; das reizt nicht selten zum Lachen. (aus dem Nachwort). ?
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Interessierte an Aphorismen, Sprüchen, Sentenzen
Maße
Höhe: 20.5 cm
Breite: 12.5 cm
Gewicht
ISBN-13
978-3-8196-0903-9 (9783819609039)
Schweitzer Klassifikation
HANS NORBERT JANOWSKI * 1938 in Stettin, Studium der Theologie, Philosophie und Soziologie, Pfarrer und Journalist, von 1973-93 Redakteur/Chefredakteur der Evangelischen Kommentare, Direktor des Gemeinschaftswerks der Ev. Publizistik, Rundfunkbeauftragter des Rates der EKD, zahlreiche journalistische und wissenschaftliche Publikationen.