Kapitel 1 - Die Neger
Kapitel 2 - Es regnet
Kapitel 3 - Die reichen Plebejer
Kapitel 4 - Das Brot
Kapitel 5 - Die Pest
Kapitel 6 - Das Zeitalter der Fische
Kapitel 7 - Der Tormann
Kapitel 8 - Der totale Krieg
Kapitel 9 - Die marschierende Venus
Kapitel 10 - Unkraut
Kapitel 11 - Der verschollene Flieger
Kapitel 12 - Geh heim!
Kapitel 13 - Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit
Kapitel 14 - Der römische Hauptmann
Kapitel 15 - Der Dreck
Kapitel 16 - Z und N
Kapitel 17 - Adam und Eva
Kapitel 18 - Verurteilt
Kapitel 19 - Der Mann im Mond
Kapitel 20 - Der vorletzte Tag
Kapitel 21 - Der letzte Tag
Kapitel 22 - Die Mitarbeiter
Kapitel 23 - Der Mordprozess
Kapitel 24 - Schleier
Kapitel 25 - In der Wohnung
Kapitel 26 - Der Kompass
Kapitel 27 - Das Kästchen
Kapitel 28 - Vertrieben aus dem Paradies
Kapitel 29 - Der Fisch
Kapitel 30 - Er beißt nicht an
Kapitel 31 - Fahnen
Kapitel 32 - Einer von fünf
Kapitel 33 - Der Klub greift ein
Kapitel 34 - Zwei Briefe
Kapitel 35 - Herbst
Kapitel 36 - Besuch
Kapitel 37 - Die Endstation
Kapitel 38 - Der Köder
Kapitel 39 - Im Netz
Kapitel 40 - Der N
Kapitel 41 - Das Gespenst
Kapitel 42 - Das Reh
Kapitel 43 - Die anderen Augen
Kapitel 44 - Über den Wassern
»Mir scheint, Sie sind ein verkappter Romantiker! Ich bitt Sie, unterbrechens mich nicht mehr! Setz dich! Wir kommen jetzt zur dritten Generation, nämlich zu den heute Vierzehnjährigen: für die ist das Weib überhaupt kein Problem mehr, denn es gibt keine wahrhaften Frauen mehr, es gibt nur lernende, rudernde, gymnastiktreibende, marschierende Ungeheuer! Ist es Ihnen aufgefallen, daß die Weiber immer reizloser werden?« »Sie sind ein einseitiger Mensch!« »Wer möchte sich für eine rucksacktragende Venus begeistern? Ich nicht! Jaja, das Unglück der heutigen Jugend ist, daß sie keine korrekte Pubertät mehr hat erotisch, politisch, moralisch etcetera, alles wurde vermantscht, verpantscht, alles in einen Topf! Und außerdem wurden zu viele Niederlagen als Siege gefeiert, zu oft wurden die innigsten Gefühle der Jugend in Anspruch genommen für irgendeinen Popanz, während sie es auf einer anderen Seite wieder zu bequem hat: sie müssen ja nur das abschreiben, was das Radio zusammenblödelt, und schon bekommen sie die besten Noten. Aber es gibt auch noch einzelne, Gott sei Dank!« »Was für einzelne?« Er sah sich ängstlich um, neigte sich dicht zu mir und sagte sehr leise: »Ich kenne eine Dame, deren Sohn geht ins Realgymnasium. Robert heißt er und ist fünfzehn Jahre alt. Neulich hat er so ein bestimmtes Buch gelesen, heimlich - nein, kein erotisches, sondern ein nihilistisches. Es hieß: Über die Würde des menschlichen Lebens und ist streng verboten.« Wir sahen uns an. Wir tranken. »Sie glauben also, daß einzelne von denen heimlich lesen?« »Ich weiß es. Bei jener Dame ist manchmal ein direktes Kränzchen, sie ist oft schon ganz außer sich. Die Buben lesen alles. Aber sie lesen nur, um spötteln zu können. Sie leben in einem Paradies der Dummheit, und ihr Ideal ist der Hohn. Es kommen kalte Zeiten, das Zeitalter der Fische.« »Der Fische?« »Ich bin zwar nur ein Amateurastrolog, aber die Erde dreht sich in das Zeichen der Fische hinein. Da wird die Seele des Menschen unbeweglich wie das Antlitz eines Fisches.« - Das ist alles, was ich von der langen Debatte mit Julius Caesar behielt. Ich weiß nur noch, daß er, während ich sprach, öfters seinen Totenkopf illuminierte, um mich zu irritieren. Aber ich ließ mich nicht, obwohl ich sinnlos betrunken war. - Dann erwache ich in einem fremden Zimmer. Ich lieg in einem anderen Bett. Es ist finster, und ich höre wen ruhig atmen. Es ist eine Frau - aha. Sie schläft. Bist du blond, schwarz, braun, rot? Ich erinnere mich nicht. Wie siehst du denn aus? Soll ich die Lampe andrehen? Nein. Schlaf nur zu. Vorsichtig stehe ich auf und trete ans Fenster. Es ist noch Nacht. Ich sehe nichts. Keine Straße, kein Haus. Alles nur Nebel. Und der Schein einer fernen Laterne fällt auf den Nebel, und der Nebel sieht aus wie Wasser. Als wäre mein Fenster unter dem Meer. Ich schau nicht mehr hinaus. Sonst schwimmen die Fische ans Fenster und schauen herein.