"Wozu hat der Mensch zwei Augen?" fragte sich Ernst Mach 1866. Für Clausberg stellt sich die Frage: Wozu hat der Mensch zwei Hirnhälften? Die Erforschung von Hirnasymmetrien spielt heute eine Schlüsselrolle in den Neurowissenschaften. Letzte Forschungsergebnisse aus den Neurowissenschaften werden auf das Riesenarchiv der Kunstgeschichte übertragen. Der Stoff reicht von spätantiken Bilderzählformen bis zu Gemälden von Magritte und Dalí. Erstmals wird ein neuer Kontext für die Erfindung der Perspektive und neue Interpretationszugänge zu berühmten Werken von Piero della Francesca, Rembrandt, Velasquez und Manet geboten. Zugleich sind wesentliche Einsichten der Optik, Physiologie und Erkenntnistheorie seit Kepler und Descartes berücksichtigt. Dieser interdisziplinäre Ansatz soll mit Blick auf die Kunstwissenschaft zeigen, wie wichtig die neuronalen Voraussetzungen der Bildkunst sind, und der Neurowissenschaft wird nahegelegt, Artefakte nicht einfach als Schnappschüsse zerebraler Verhältnisse zu betrachten.
Rezensionen / Stimmen
"... Ein lesenswertes Buch, das eine bislang wenig beachtete erkenntnistheoretische Grundlage für die Kunstgeschichtsforschung aufzeigt und Möglichkeiten der Anwendung exemplarisch präpariert." Kunst + Unterricht Heft 255/2001 "... Clausbergs Buch liest sich mit Spannung und ist voll von Perspektivenwechseln ... ist für Kunstwissenschaftler und Philosophen gleichermaßen interessant ..." der blaue reiter "... Clausbergs Buch selbst gleicht einer 'Selbstortung', in dem sich unterschiedlichste Denk-Traditionen, Darstellungstechniken und Betrachter-Passionen überkreuzen und durchdringen. Dem geduldigen Leser winkt weiterreichende Erkenntnislust, aber auch die Gewöhnung an eine sich selbst aktivierende Form der Bild-Wahrnehmung, die innere Widersprüche nicht ausklammert. Auch in dieser Hinsicht darf die Untersuchung als vorbildhaft gelten ... intellektuell anregend ..." Kunstbuch-Anzeiger
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Für Beruf und Forschung
US School Grade: College Graduate Student
Produkt-Hinweis
Broschur/Paperback
Klebebindung
Illustrationen
106
106 s/w Abbildungen
106 b/w ill.
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ISBN-13
978-3-99043-238-9 (9783990432389)
Schweitzer Klassifikation
Ernst Machs Selbstschauung "Ich" - Ernst Blochs einsamer Décapité und Kandinskys Erinnerungslücken zur Einleitung.- Salvador Dalís Narziß-Metamorphose. Paranoisches Spaltbild, Psychoanalyse-Illustration, - und Echo von Hirnasymmetrien?- René Magrittes demontierte Stereogemälde "Wozu hat der Mensch zwei Augen?". Wheatstones und Machs Apparatprospekte.- Gespaltene Köpfe und halbierte Bilder; späte Patienten, frühere Profilzerlegungen - split brains und split representations.- Arbeit am Mythos der Perspektive: Ideelle Zyklopensicht durch Herings Doppelauge. Pawel Florenskij neben Erwin Panofsky.- Körperzentriert oder selbstdistanziert? Orte der umgekehrten Perspektive; Oskar Wulff und die Einfühlungsästhetik.- Entleibung und Television, antike Kartographie und neue Weltraumschau - Der Blick von überall und nirgendwo.- Vom kontinuierenden Stil der Wiener Genesis zu Bildbrillen für Boccaccios Dekameron; statt Wanderperspektiven Bifokalfelder.- Masaccios konzentrierte Zeitsprünge, Piero della Francescas Geißelung Christi und Paolo Uccellos optische Divertimenti.- Ars memoriae - einansichtig oder zweigeteilt? Robert Fludds oculus imaginationis und René Descartes' introvertierte Dioptrik.- Rembrandts Dunkelkammern, Judiths Abstände und Velasquez' Spiegelbild Las Meninas - Schnittstellen für Blicke und Gegenblicke.- Zwischen Manets Bar und Hoppers Movie. Hirths plastisches Sehen als Rindenzwang und Hildebrandts Problem der Form.- Camille Flammarions Aussichten: Francis Bacons Doppelgänger am Weltenrand - Wahrnehmungspräferenzen und Wissenschaft.