Eigenschaften von Familienunternehmen
Besonderheiten von Krisen in Familienunternehmen
Typologien von Unternehmenskrisen
Fallbeispiele für den parallelen Krisenprozess in Familie und Unternehmen
Krisenmanagement für Familienunternehmen
"Teil I: Familienunternehmen (S. 17)
1. Spezifika und Eigenheiten von Familienunternehmen
Im folgenden Kapitel geht es um den Unternehmenstypus Familienunternehmen. Es richtet sich an den theoretisch versierten Leser und handelt die vorhandenen Forschungsergebnisse zu Familienunternehmen und krisennahen Themengebieten sowie grundlegende begriffliche Eingrenzungen ab. Schließlich werden verschiedene, für die späteren Ausführungen relevante Aspekte und Eigenschaften dieser Organisationsform beleuchtet.
1.1 Einblicke in die Forschung zu Familienunternehmen
Dass sich die wissenschaftliche Forschung, die sich auf Familienunternehmen bezieht, noch in den Anfängen befindet - und dies trotz der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung dieses Unternehmenstypus in Deutschland -, liest man nahezu in jeder Einleitung einer einschlägigen wissenschaftlichen Untersuchung. Die Auseinandersetzung mit Familienunternehmen erlebt gegenwärtig allerdings eine Renaissance und Richtungsänderung.
Hoben die frühen Untersuchungen insbesondere die Schattenseiten dieses Unternehmenstyps hervor, so wurden in den darauf folgenden Jahren einige grundlegende Fragen zur Struktur und Zusammensetzung von Familienunternehmen, dem Verhältnis von Unternehmen und Familie sowie spezielle Themenfelder wie z. B. die Nachfolgeproblematik bearbeitet.
Auf diese Weise konnten Erkenntnisse gewonnen werden, die die Unterscheidungsmerkmale dieser Unternehmensform betreffen. In den aktuellen Untersuchungen und Studien stehen nun insbesondere die Überlegenheit bzw. die besonderen Erfolgsfaktoren von Familienunternehmen im Fokus des Interesses.
Nachdem Familienunternehmen über Jahrzehnte als Auslaufmodelle beschrieben und behandelt worden sind, beweisen die Fülle von Publikationen in jüngster Zeit, die Gründungen spezifischer Forschungs- und Lehreinrichtungen, die Umbenennung von Interessensverbänden, die Einrichtung einzelner Rubriken in Zeitungen, die Zunahme von Fachtagungen und Kongressen, dass Familienunternehmen wieder mehr Beachtung gefunden haben und in der Öffentlichkeit plötzlich große Aufmerksamkeit finden. Auch zeigen aktuelle Umfrageergebnisse, dass Familienunternehmen als Arbeitgeber beliebt und "in"" sind.
Studien aus der jüngsten Zeit zeigen, dass Unternehmen mit dominantem Einfluss der Unternehmerfamilie bezüglich der wirtschaftlichen Leistungskraft vergleichbare Nicht-Familienunternehmen überflügeln. Die Ursachen für diese starke Performance liegen vor allem:
1. In der Langfristigkeit des finanziellen Engagements, das sich nicht nach Quartalsergebnissen richtet,
2. in den tiefgreifenden Markt- und Branchenkenntnissen der im Unternehmen tätigen Familienmitglieder,
3. in den geringen Reibungsverlusten und hohen Übereinstimmungen zwischen Management und Eigentümerinteressen (da diese häufig in ein und derselben Person zusammenfallen) und in der damit gegebenen hohen Flexibilität und Geschwindigkeit von Entscheidungen, sowie
4. im einheitlichen Wertekanon, bzw. dem Zusammenhalt und der emotionalen Bindung der Familie an das Unternehmen.
Die Einflussnahme der Eigentümerfamilie wirkt sich in diesen Fällen positiv auf das Unternehmen aus. Wie steht es aber mit Untersuchungen über Stärken und Schwächen unter Existenz bedrohenden Bedingungen? Die in der Presse publik gemachten spektakulären Krisenfälle wie z. B. Steilmann, Grundig, Walter Bau, Ihr Platz, Märklin, Bahlsen usw. weisen auf bestimmte zerstörerische Elemente in Unternehmen hin, die durch ihre Eigentümer (-Familien) dominiert werden.
So werden regelmäßig familieninterne Streitigkeiten, eine "absolutistische Herrschaft"" etwa oder ein zögerliches Handeln der Eigentümer bzw. Manager bei der Krisenbekämpfung als Ursachen für die Unternehmenspleite beschrieben.
In nahezu allen Ausführungen über Familienunternehmen wird die janusköpfige Funktion der einflussreichen Familienmitglieder angesprochen. Ihnen wird einerseits die Kraft des Erhaltes und der Weiterentwicklung des Unternehmens, gleichzeitig aber auch seiner Selbstzerstörung zugeschrieben. Auch wenn erste Forschungsergebnisse zu diesem Thema vorliegen, so steckt die Erforschung der Familie eines Familienunternehmens bisher noch in den Anfängen."