Die Klage über die eigene körperliche Vergänglichkeit und seelische Unbeständigkeit ist ein wiederkehrendes Grundmotiv im Libellus Carminum des Eugenius (┼ 657), Erzbischof der wisigotischen Königsstadt Toledo. Erstmals kommentiert und kontextualisiert Annemarie Pilarski die 102 Gedichte umfassende Gedichtanthologie ausführlich und rückt damit ein wenig beachtetes Werk spätantiker beziehungsweise frühmittelalterlicher Kunst und Kultur in den Fokus. Sie nähert sich seiner Dichtung dabei insbesondere aus einer spiritualitätsgeschichtlichen Perspektive und formuliert vor dem Hintergrund emotionsgeschichtlicher und performativitätstheoretischer Ansätze die These, dass Dichtung in Eugenius' Poesie zu einer spirituellen Praxis, aber auch zum allgemeinen Mittel der Lebensbewältigung werden konnte. Dies zeigt die Studie anhand der inneren Struktur einzelner Gedichte wie des gesamten Gedichtbuches auf und leistet so einen Beitrag zur Erforschung des Konnexes von Religion, Spiritualität und kultureller Aktivität in der ausgehenden Spätantike.
Reihe
Thesis
Sprache
Verlagsort
Dateigröße
Schlagworte
ISBN-13
978-3-16-162116-1 (9783161621161)
DOI
10.1628/978-3-16-162116-1
Schweitzer Klassifikation
Thema Klassifikation
Newbooks Subjects & Qualifier
DNB DDC Sachgruppen
BIC 2 Klassifikation
BISAC Klassifikation
Warengruppensystematik 2.0
Geboren 1993; 2011¿17 Lehramtsstudium Lateinische Philologie und Kath. Theologie, Universität Regensburg; 2021 Promotion; seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie der Fakultät für Katholische Theologie, Universität Regensburg.
- Cover
- Titel
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Erster Teil: Hinführungen
- 1 Thema, Perspektiven und Forschungsstand
- 1.1 Begründung des Forschungsvorhabens
- 1.2 Methodisches Vorgehen
- 1.3 Perspektiven der Untersuchung
- 1.3.1 Spiritualitätsgeschichte und die 'History of Emotions'
- 1.3.2 Performativität und Performanz literarischer Texte
- 1.3.3 Das lyrische Ich - zwischen Dichter und persona
- 1.4 Forschungsüberblick: Text und Interpretationen des Libellus carminum
- 1.4.1 Textkritik
- 1.4.2 Eugenius von Toledo in Literaturgeschichten
- 1.4.3 Analysen
- 2 Die Biographie und das literarische Profil des Eugenius vor seinem sozio-kulturellen Hintergrund
- 2.1 Biographischer Abriss
- 2.1.1 Vorbemerkungen zur Hauptquelle: Ildefons von Toledo, de uiris illustribus
- 2.1.2 Sagaci fuga: Von Toledo nach Saragossa
- 2.1.3 Principali uiolentia? Eugenius' Berufung nach Toledo
- 2.1.4 Eugenius' Verhältnis zu Chindasuinth
- 2.2 Leid, Körper und Daseinsnot
- 2.2.1 Ildefons: corpore tenuis, paruus robore
- 2.2.2 "In diesem Fleisch, in dem wir sind und leben" - Eugenius als Lehrer des Julian von Toledo
- 2.2.3 Eugenius' Brief an Braulio: "Weshalb meine Seele zergeht"
- 2.2.4 Eugenius' Brief an Protasius: inutilitas morum und adsiduus languor
- 2.3 Eugenius und die literarische Kultur seiner Zeit: Das Zeugnis der sekundären Quellen
- 2.3.1 Die Werkliste des Eugenius bei Ildefons
- 2.3.2 Eugenius als Liturgiegestalter: Ildefons und das Zeugnis der bischöflichen Korrespondenz
- 2.3.3 Eugenius und die Dichtkunst: "Von der Last des Geschwätzes befreien"
- 2.3.4 Die Epistula Taionis ad Eugenium: In welcher Form kannte Eugenius das Werk Gregors des Großen?
- 2.4 Zusammenfassung
- 2.4.1 Das biographische Profil des Eugenius
- 2.4.2 Das literarische Profil des Eugenius aus den äußeren Quellen
- Zweiter Teil: Analyse des Libellus carminum
- 3 Die Makrostruktur des Libellus
- 3.1 Die Gattungsfrage
- 3.1.1 Der libellus aus vielen Gattungen
- 3.1.2 Nugae - Die poetische Kleinform
- 3.1.3 Epigramma - ein heterogenes Genre
- 3.1.4 Dia poemata: Orationes/Hymnen zwischen Poesie und Liturgie
- 3.2 Aufbau und Strukturprinzipien des Libellus
- 3.2.1 Die Rekonstruktion des Libellus aus den Handschriften
- 3.2.2 Der Aufbau des Libellus: Überblick über die Gedichte
- 3.2.3 Thematisch-generische Gruppierung als Strukturprinzip
- 3.2.4 Der Libellus vom Anfang her gedacht - inhaltliche Progression im Libellus carminum?
- 4 Die Mesostruktur: Kursorische Lektüre des Libellus carminum
- 4.1 carm. praef.: Ein pastorales Vorwort
- 4.2 carm. 1: Einleitendes Gebet
- 4.3 carm. 2-4: Die condicio humana
- 4.4 carm. 5-5b: Klage aus Sünde und Leid
- 4.5 carm. 6-7: Moralisierende Gedichte
- 4.6 carm. 8: Ein Bibel-titulus
- 4.7 carm. 9-12: Basilika-tituli
- 4.8 carm. 13-15: Krankheit, Alter und Tod
- 4.9 carm. 16-19: Die Auto-Epitaphe
- 4.10 carm. 21-24: Epitaphe aus Saragossa
- 4.11 carm. 25-26: Epitaphe für die Königsfamilie
- 4.12 carm. 27-29: Epitaphe für Nicholaus
- 4.13 carm. 30-34: Nachtigall, Ulmen und Spatzen - lyrische Naturbetrachtung und Poetologie
- 4.14 carm. 35-36: Streit und Versöhnung
- 4.15 carm. 37-43: Aufzählende Epigramme
- 4.16 carm. 44-75: Naturrealien, Gebrauchsgegenstände und poetische Grüße
- 4.17 carm. 76: Conclusio
- 4.18 carm. 77-79: Bettverse
- 4.19 carm. 80-96: Sprichwörter
- 4.20 carm. 97-100: Briefgedichte an Eusychius
- 4.21 carm. 101: Sommerleiden
- 5 Die Mikrostruktur: Einzelanalysen
- 5.1 carm. 3: Die Wankelmütigkeit des Menschen
- 5.1.1 Theologischer Kommentar zur Überschrift
- 5.1.2 Struktur
- 5.1.3 Kommentar
- 5.1.4 Fazit
- 5.2 carm. 5: Eine Exhortatio zu Klage und Buße
- 5.2.1 Struktur
- 5.2.2 Metrik
- 5.2.3 Kommentar
- 5.2.4 Fazit
- 5.3 carm. 13: Der Mensch im Angesicht der Krankheit
- 5.3.1 Vorbemerkungen: Ein Prolog zu carm. 14-14b?
- 5.3.2 Struktur
- 5.3.3 Metrik
- 5.3.4 Kommentar
- 5.3.5 Fazit
- 5.4 carm. 14: Alter, Tod und Höllenfeuer
- 5.4.1 Struktur
- 5.4.2 Kommentar
- 5.4.3 Fazit
- 5.5 carm. 14b: Der Rückblick des Dichters
- 5.5.1 Struktur
- 5.5.2 Metrik
- 5.5.3 Kommentar
- 5.5.4 Fazit: Eine kleine (minimalistische?) Poetologie der Klage
- Dritter Teil: Poesie zwischen Askese und Lebensbewältigung
- 6 Die condicio humana als Grundperspektive der Carmina
- 6.1 Vitae stadium: Das Leben als zu bewältigende Aufgabe
- 6.2 Die doppelte Instabilität des Menschen
- 6.2.1 Die körperliche Bedrohung des Menschen: Sterblichkeit und Vergänglichkeit
- 6.2.2 Die seelisch-geistige Bedrohung des Menschen: Leid und Sünde
- 6.2.3 Der Kontext der Instabilität: Die verführerische und feindliche Welt
- 6.3 Die Frage nach dem Konnex von individueller Sünde und individuellem Leid
- 7 Klagepoesie als Reaktion auf die huius uitae mala
- 7.1 Die condicio humana als Klagegrund
- 7.2 Die Frage nach der Funktionalität der Klage
- 7.2.1 Scribere nam uersus impulit, ecce, dolor: Das Leid als hinreichender Klagegrund
- 7.2.2 Cantu depellere pestem? Linderung durch Klage
- 8 Klagepoesie als spirituelle und asketische Praxis?
- 8.1 Historische Vorbemerkungen: Bußspiritualität zwischen Ritual, Handlung und Emotion
- 8.1.1 Paenitentia publica im wisigotischen Spanien
- 8.1.2 Buße im spirituell-asketischen Diskurs des wisigotischen Spanien
- 8.1.3 Literarische Klage und Bußspiritualität - Formexperimente
- 8.2 Klage und conpunctio cordis
- 8.2.1 Die conpunctio cordis als komplexe spirituelle Emotion
- 8.2.2 Klage als performative conpunctio in den Carmina?
- 8.3 Poesie und Bußperformanz
- 8.3.1 Klagepoesie als Hilfe und literarische Form der Tränen der Buße?
- 8.3.2 Confessio und Gebet als heilsbedeutsame Sprechakte
- 9 Metapoetische Perspektive
- 9.1 Die Sprechhaltung in den Carmina
- 9.1.1 Stilisierung der Dichter-persona als Leidender und Sünder
- 9.1.2 Ich, Du, Ihr, Wir: Die poetische Konstruktion einer Gemeinschaft der Sündigen
- 9.2 Die intertextuelle Technik
- 9.2.1 Zwischen Poesie und Prosa: Die Vielfalt der Intertexte
- 9.2.2 Strukturbildende Intertexte
- 9.3 Die Grenzen der spirituellen Funktionalisierung der Poesie
- 10 Der Libellus carminum im Kontext spätantiker Literaturund Geistesgeschichte
- 10.1 Der Libellus carminum im Kontext spätantiker Poesie
- 10.1.1 Gattungstradition und Dichtungshaltung
- 10.1.2 Die Christianisierung der Poesie und der poetischen Praxis
- 10.2 Lose Enden und offene Fragen
- Literaturverzeichnis
- Stellenregister
- Autorenregister
- Personen- und Sachregister
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