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Kapitel 1
1
Laura stand beim Fenster und sah hinaus in die dunkle Nacht. Tränen liefen über ihre Wangen. Tränen des Glücks, der unendlichen Erleichterung, der Dankbarkeit. Sie hatte nie daran gezweifelt, dass er wieder aufwacht. Wie wird es jetzt wohl weitergehen? Woran wird er sich erinnern? Wie wird er mit der Tatsache von Mias Tod umgehen? Eine Unzahl von Fragen ohne Antworten drängte in ihren Kopf und lenkte ein bisschen ab, lenkte ab von dem Wunder, dass ihr Julian wieder ins Leben zurückgekehrt war. Einige Monate hatte sie jeden Tag stundenlang an seinem Bett ausgeharrt. Hatte seine Hand gehalten, hatte ihm vorgelesen, hatte ihm von ihrem Leben erzählt. Es hat sie keinen Augenblick gestört, dass man sie mitleidig belächelt hat. Die meisten hielten sie für verrückt, oder hatten Sorge um sie, dass sie dem Wahnsinn verfallen könnte. Die Meinungen der anderen prallten an ihr ab, als wären sie nicht vorhanden. Die Geschwister von Julian unterstützten sie zwar, vor allem Mathias regelte das mit den Ärzten, dass sie immer zu Julian kommen konnte, ganz egal, zu welcher Zeit, aber so richtig daran glauben, dass alles wieder gut werden würde, das taten sie nicht. Am ehesten vielleicht noch Charlotte, seine Schwester. Mit ihr hatte sie auch oft längere Gespräche und ihr konnte Laura auch vermitteln, was sie für Julian empfand. Charlotte wurde in diesen äußerst dramatischen Monaten ihre einzig wirklich Vertraute. Es tat gut, mit einem Menschen über ihre geheimsten Gefühle zu sprechen. Vor ihr konnte sie auch weinen. Von ihr wurde sie auch oft in den Arm genommen und getröstet. "Mein Bruder war immer ein Kämpfer und er wird auch das schaffen", sagte sie nicht nur einmal und versuchte, die Tränen auf Lauras Wangen zu trocknen. Dann saßen sie beide am Kopfende des Krankenbettes und streichelten abwechselnd ganz sanft über das eingefallene Gesicht von Julian.
Es begann schon wieder zu schneien und Laura drückte ihre Nase gegen die eisig kalte Fensterscheibe.
Als sich die Tür öffnete, drehte sie sich um und sah Julians Schwester hereinkommen. Sie lief ihr entgegen und umarmte sie ganz stürmisch.
"Er ist aufgewacht, Charlotte, und er hat mir in die Augen gesehen. Ich kann dir gar nicht sagen, was in mir abgeht. Es ist unbeschreiblich." Charlotte hatte auch Tränen in den Augen. "Das warst du. Du ganz allein, Laura. Du hast ihn uns wieder gebracht. Du hast keinen Augenblick daran gezweifelt. Ich bin so glücklich, dass er dich hat." Sie drückten sich und Laura erzählte ihr alles. Wie sie plötzlich in seine offenen Augen geblickt hatte. Wie er versucht hatte, zu sprechen. Wie sich aber nur seine Lippen bewegten und er dann wieder eingeschlafen war. "Die Ärzte sind zwar noch äußerst skeptisch, aber ich weiß, dass er wieder ganz zu mir zurückkommt. Ich weiß es einfach. Ich habe es immer gewusst."
"Hattest du eigentlich diese Mia näher gekannt?", wollte Charlotte wissen. "Ich wollte dich das schon lange fragen. Aber irgendwie war nie die richtige Gelegenheit."
"Ja, Charlotte. Ich habe sie gekannt. Ganz gut sogar. Und ich weiß, dass er sie sehr geliebt hat." "Aber dich hat er doch auch geliebt, oder?"
"Ja, das hat er. So war er, oder besser gesagt, so ist er, dein Bruder. Für mich war er vom ersten Augenblick an meine große Liebe und ich denke, für Mia war's auch so. Ich hab ganz schreckliche Angst davor, ihm zu sagen, dass Mia nicht mehr da ist."
"Also Julian hat mit euch beiden . Ich meine, er hat mit jeder von euch geschlafen? Und du hast von Mia gewusst, sie aber nicht von dir. Seh ich das richtig so? Und es hat dich nicht gestört, dass er auch eine andere hat?"
"Charlotte, es hat mich fast umgebracht. Aber ich habe es nicht geschafft, ihn loszulassen. Ich war es, die ihm ein ganz und gar unmoralisches Angebot gemacht hat." Dann erzählte sie ihr die ganze Geschichte und Charlotte schüttelte am Schluss nur ungläubig den Kopf. "Das ist ja völlig irre. Das hätte ich nie gebracht. Die Liebe meines Lebens mit einer anderen zu teilen. Noch dazu ein Schattendasein zu führen. Unfassbar. Und jetzt hat das Schicksal unglaublich grausam den Regieplan geändert. Das wäre wirklich genug Stoff für einen Film. Julian, was bist du nur für ein Mann?" Sie streichelte über sein Gesicht und sah ihn zärtlich an.
"Er war als Kind schon ein Herzensbrecher und war immer völlig verwundert, wenn er Leid und Trauer bei den Mädchen hinterlassen hatte. Ich glaube, es war ihm nie so richtig bewusst, was er eigentlich mit seiner Art angerichtet hatte."
"Glaubst du, dass man einen Mann wie Julian für sich ganz alleine hat?" Laura sah bei dieser Frage Charlotte tief in die Augen. "Ich kann es dir nicht sagen, Laura. Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hat dieses traumatische Erlebnis irgendetwas ausgelöst bei ihm. Grundsätzlich bin ich aber der festen Meinung, dass Männer wie Julian immer und ewig irgendwie Kinder bleiben. Und auch was die Konsequenzen für gewisse Handlungen angeht. Was hat ein Kind schon großartig zu befürchten, wenn es eine Dummheit begeht? Weißt du, was ich damit sagen will?"
Laura nickte und hielt jetzt wieder seine Hand. "Charlotte, ich liebe deinen Bruder. Mehr als ich es mit meinen Worten ausdrücken kann."
Charlotte musste jetzt lächeln. Sie spürte natürlich, dass es nichts gäbe, was sie sagen könnte, um Laura von ihrem Bruder wegzubringen. Sie hatte es ja auch nicht vor und irgendwie war sie sogar glücklich darüber, dass es jemanden gab, der ihren Bruder über alle Vernunft und alles andere hinaus liebte. Hatte sie je so ein unbedingtes Gefühl einem Mann gegenüber gehabt? Wenn ja, konnte sie sich nicht mehr daran erinnern. Und wenn sie sich aber nicht mehr daran erinnern konnte, hatte sie es sicher nicht gehabt. Sie musste aber darum auch nie so wahnsinnig leiden, wie es sicher Laura getan hatte. Als die Tür ein weiteres Mal aufging und eine Schwester hereinkam, schwiegen sie und beobachteten, wie sie alle Geräte kontrollierte. Dann wünschte sie ihnen noch eine gute Nacht und verschwand nahezu geräuschlos.
"Wie geht eigentlich eure Mutter mit der ganzen Situation um?" Laura durchbrach wieder als Erste das Schweigen. "Die ist seit dem Tod unseres Vaters in einem dunklen Loch und kann einfach nicht mehr heraus. Das mit Julian hat ihr den Rest gegeben."
"Soll ich mal mit ihr sprechen?"
"Laura, du bist so wahnsinnig lieb. Aber ich kann dir versichern, es würde nichts bringen. Ganz im Gegenteil, sie würde dich mit runterziehen. Und damit wäre niemandem geholfen. Ich habe ihr von dir erzählt. Aber sie registriert gar nicht, was du für Julian tust und die vielen Monate getan hast. Was kann so ein junges Mädchen überhaupt ausrichten? Und warum muss Julian immer so junge Dinger haben? Er ist doch ein erwachsener Mann. Das und ähnliche Sätze höre ich von ihr und dann muss ich ganz schnell gehen, damit ich mich ausklinke. Verstehst du, was ich meine?"
Laura wirkte nachdenklich und auch ein bisschen traurig. Ist Jugend eine Sünde? Bin ich schlechter für ihren Sohn, nur weil ich nicht so alt bin wie er? "Hey, Laura, bitte nimm dir das nicht zu Herzen. Ich wollte dir eigentlich nur damit sagen, dass es nichts bringen würde, mit unserer Mutter ein Gespräch von Frau zu Frau anzustreben. Ich nehme dich nicht nur für voll, sondern ich bin total begeistert von dir. Du bist mehr Frau und hast mehr drauf, als alle Erwachsenen zusammen und ich bin echt glücklich, dass dich mein Bruder hat. Und sollte er dir nochmals wehtun, müsste ich ihn echt töten." Sie lachte leise. "Nein, im Ernst. Ich bin froh, dass ich endlich einmal eine Freundin meines Bruders wirklich kennenlernen durfte. Und du bist der Wahnsinn. Er kann sich wirklich alle zehn Finger abschlecken, dass er dich hat. Und so nebenbei gesagt, siehst du auch mörderisch gut aus. Also Julian hat schon immer einen guten Frauengeschmack bewiesen, aber bei dir ist ihm sein Meisterstück gelungen. Du besitzt wirklich alle Attribute, du bist außergewöhnlich hübsch, hast einen tollen Körper und bist obendrein noch hochintelligent. Irgendwas muss Julian an sich haben, sonst würdest du nicht so verrückt sein nach ihm!" Charlotte lächelte sie fast verführerisch an. Und wenn Laura nicht ganz andere Gedanken gehabt hätte, müsste sie fast annehmen, dass sie Charlotte anbaggerte. Laura wischte diesen irren Gedankensplitter zur Seite und konzentrierte sich wieder auf Julian.
Es schien ihr, als versuchte er, seine Augen zu öffnen. Auch Charlotte bemerkte das jetzt und rückte näher an ihn heran. Gebannt starrten sie auf sein Gesicht. Laura drückte etwas stärker seine Hand und Charlotte war jetzt so nahe an Laura herangerückt, dass sie einen betörenden Duft ganz stark in ihrer Nase spürte. "Du riechst wirklich atemberaubend gut, Laura", sagte sie leise und in diesem Augenblick schlug Julian die Augen auf. Sein Blick wanderte etwas ungläubig von Laura zu Charlotte und wieder zurück. Seine Lippen bewegten sich ganz zaghaft, so als würde er erst das richtige Wort suchen. Laura drückte fast zu fest seine Hand. "Hallo, mein Liebling", kam ganz weich aus ihrem Mund. "Laura, Liebes. Wie spät ist es?", erwiderte er kaum hörbar. Dann klappten seine Augen wieder zu.
2
"Er hat mich überhaupt nicht bemerkt." Charlotte war einerseits glücklich über dieses Lebenszeichen...
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