Abbildung von: Der verlorene Sohn. Ein Orphan X Thriller - Ronin-Hörverlag, ein Imprint von Omondi GmbH

Der verlorene Sohn. Ein Orphan X Thriller

In jeder Hinsicht herausragend (LEE CHILD)
Gregg Hurwitz(Autor*in)
Ronin-Hörverlag, ein Imprint von Omondi GmbH
1. Auflage
Erschienen am 25. April 2023
532 Seiten
E-Book
ePUB mit Wasserzeichen-DRM
978-3-96154-375-5 (ISBN)
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Er kann allem entkommen. Außer seiner eigenen Vergangenheit.

Ein Mann, mehr als eine Legende. Ein Mann, über den man nur im Flüsterton spricht. Ein Mann, der genau weiß, wozu er fähig ist .

Evan Smoak hat in einem streng geheimen Programm der US-Regierung das Töten gelernt. Sein Deckname: Orphan X. Er war der vielleicht beste Auftragskiller, der je für die Regierung gearbeitet hat. Bis er ausstieg und untertauchte und als "Nowhere Man" denen half, die keinen Ausweg mehr haben. Mit der Art von Hilfe, die niemand sonst leisten kann.

Als Evan wie aus dem Nichts ausgerechnet von der einen Person um Hilfe gebeten wird, die ihn am schlimmsten verletzt hat - seiner eigenen Mutter - beginnt der Albtraum. Denn sie fleht ihn an, einem Mann aus der Klemme helfen, der zur falschen Zeit am falschen Ort war und etwas gesehen hat, das er nicht hätte sehen sollen.

Andrew Duran wird seither gnadenlos von einem tödlichen Geschwisterpaar gejagt und nun ist Smoak seine einzige Hoffnung. Doch diese Mission ist für Evan persönlicher, als er jemals hätte ahnen können. Und am Ende steht alles auf dem Spiel - einschließlich seines eigenen Lebens. Denn Blut fließt tief.

ORPHAN X is back!

Der neue Bestseller von Gregg Hurwitz - voll Adrenalin und Action.

"Fühlt sich an wie ein Überschallflug" DAVID BALDACCI

Gregg Hurwitz schreibt mit seinen Thrillern rund um Evan Smoak - ORPHAN X einen Bestseller nach dem anderen. Er ist derzeit Co-Präsident der International Thriller Writers (ITW). Als gefragter Comic-Autor arbeitet er für Marvel (»Wolverine«, »Punisher«) und DC (u.a. »Batman«), schreibt Drehbücher für die großen Hollywood-Studios und Artikel über Politik und Kultur für das Wall Street Journal, The Guardian und andere renommierte Zeitungen.
Seine Bücher sind mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet und regelmäßig auf der New York Times-Bestsellerliste. Die inzwischen 23 Thriller wurden bisher in 33 Sprachen übersetzt. Die Filmrechte am »Orphan X«- Universum wurden an Warner Bros. verkaufen.
Mit seiner Familie und seinem Rhodesian Ridgeback lebt er in Los Angeles, wo er leidenschaftlich Fußball spielt und sich dabei häufig verletzt. Bei der Recherche für seine Thriller hat er sich mit Navy SEALs auf Schießstände geschlichen, ist auf den Galápagos-Inseln mit Haien geschwommen und hat verdeckt in Sekten zur Gedankenkontrolle ermittelt.
Zuletzt erschien auf Deutsch "Der verlorene Sohn. Ein Orphan X Thriller" im Ronin Verlag, wo auch die meisten seiner Hörbücher auf Deutsch veröffentlicht werden.

2 Serious Business


 

65 verdammte Dollar. Mehr braucht es nicht, um dein Leben aus der Bahn zu werfen. Nein. Nicht nur aus der Bahn zu werfen, sondern in die Seite eines Berges zu rammen - wie eine Lokomotive, die entgleist.

Deshalb arbeitete Andrew Duran hier in der Mitternachtsschicht. Auf einem Abschlepphof an der East Side, zusammengepfercht in einer Kabine, die nicht viel größer war als eine Hundehütte. Die Luft war erfüllt von dem überwältigenden Dunst des Old Spice-Deos, mit dem sich Juan, der die Schicht vor Andrew hatte, geduscht haben musste. Mit dem Mindestlohn kam Duran auf 420 Dollar pro Woche, aber wenn er die Abgaben für Sozialversicherung, Krankenkasse und Lohnpfändung abzog, blieben ihm nur noch 300. Das waren etwa 500 Dollar weniger als das, was er für den Unterhalt seines Kindes, Essen und ein Dach über dem Kopf brauchte. Aber er hätte genauso gut abgerauchte Zigarettenstummel in Kalkutta verkaufen können, deshalb beschwerte er sich nicht.

Perspektive. Genau darüber reden sie in all den Selbsthilfe-Podcasts.

Darüber haben sie auch während der Treffen gesprochen. Nur die Gnade Gottes hilft. Schön einen Tag nach dem anderen. Denn nichts ist so schlimm, als dass es ein Drink nicht noch schlimmer machen könnte.

Das waren nur Sprüche, sicher, aber er hatte schon zu viel verloren, um sie nicht zu beachten. Andrew hatte alles verloren.

Er seufzte, starrte durch das fettverschmierte Fenster und war der Herrscher über alles, was er erblicken konnte. Ein Labyrinth aus abgeschleppten Schrottkarren: verrostete VW-Käfer, zertrümmerte Ferraris, verbogene Muscle-Cars. Einige hatten Blutspritzer auf den Kopfstützen, andere Kratzspuren im Lack, da, wo die Drogenspürhunde fündig geworden waren. Ein paar der Wägen fehlten die Räder - sie waren auf einem Anhänger hierhergebracht und zum Sterben zurückgelassen worden.

Durans Aufgabe war es, auf sie aufzupassen und ein Wirrwarr von Formularen zu unterschreiben; etwa wenn Polizisten, Abschleppwagenfahrer oder auf Kaution freigelassene Besitzer kamen, um sie abzuholen.

Das war Kopfarbeit.

Wie er vom eigenen Haus - auch wenn es ein Bungalow in El Sereno gewesen war - ausgerechnet hier landen konnte, würde er nie erfahren. Warte, streich das. Er wusste es genau.

 

65 verdammte Dollar. Für einen beschissenen Strafzettel, der ihm für zwanzig Sekunden unbezahlter Parkzeit aufgedrückt wurde, als er für Wechselgeld in einen Schnapsladen rannte. Das war vor 18 Monaten, auf dem Weg zu seinem Kumpel im Kern Valley State Prison in Bakersfield. Zwanzig Sekunden - länger hatte er nicht gebraucht.

Duran konnte den Strafzettel nicht begleichen, weil er Brianna versprochen hatte, in diesem Monat den Unterhalt für Sofia zu zahlen. Sie wurde elf Jahre alt und brauchte dringend bessere Kleidung für die Mittelschule. Das hatte sie auch verdient, dafür, dass sie im Leben eine Niete gezogen und ihn als Vater bekommen hatte.

Also konnte er wenigstens versuchen, Bri dabei zu helfen, ihr ein paar Hemden von Walmart, statt wie üblich von der Heilsarmee, zu besorgen. Vielleicht würden sich die anderen Kinder dann nicht so über seine Tochter lustig machen, wie er es seine ganze verdammte Kindheit lang über sich hatte ergehen lassen müssen.

Also gab er die 65 Dollar für seine Tochter aus, anstatt für die Verkehrsbehörde von Bakersfield. Als er ein paar Wochen später wegen eines kaputten Rücklichts angehalten wurde (25 Dollar Bußgeld, 2 Dollar Aufschlag, 35 Dollar Gebühr für die gerichtliche Entlassung, 115 Dollar für Ersatzteile und den Aufwand, das Scheißteil tatsächlich zu reparieren), erlebte er eine weitere Überraschung, als der Polizist das Kennzeichen überprüfte: Ein offener Haftbefehl. Es stellte sich heraus, dass Johnny Mac, Durans Vorgesetzter bei der Dachinspektion, ein halbes Dutzend Strafzettel kassiert hatte, als er sich Durans Auto für die Mittagspause ausgeliehen hatte. Und er hatte jeden Einzelnen davon zerrissen, wie der irische Kobold, der er war. Zu allem Überfluss erfuhr Duran, dass er bereits einen Gerichtstermin verpasst hatte, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass er ihn gehabt hatte und das Nichterscheinen war eine ernste Angelegenheit, selbst wenn es eigentlich um Johnny Macs Strafzettel ging.

Der Polizist hatte jede einzelne Verspätungsgebühr aufgeschrieben, jeden Bußgeldbescheid und jeden Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Und die aufgelaufenen Bußgelder verdreifachten sich, bis sie mehr Nullen hatten als das Staatsdefizit.

Duran hatte gespürt, wie er auf dem Fahrersitz zusammensackte - wie ein Boxer nach einem sauberen rechten Harken. »Das ist doch Schwachsinn!«, hatte er gestammelt. »Ich war gerade auf dem Weg, das Ding zu reparieren.«

»Du bist einer von der Sorte, was?«, hatte der Polizist entgegnet. »Nie an etwas Schuld, ist doch so?«

»Nein«, hatte Duran erwidert. »Ich mache Fehler, genau wie jeder andere auch. Aber Typen wie ich kriegen einfach keine Pause, wenn sie sie brauchen.«

Ungerührt hatte der Polizist das Bündel Tickets abgerissen und sie durch das Fenster gereicht, sein Atem roch stark nach Tic Tacs. »Ah, verstehe.«, sagte er und grinste ihn mit seinem makellosen Gebiss an. »Lass mich raten. Ich bin ein Rassist, richtig?«

»Nein«, war Durans Antwort. »Ich bin ziemlich sicher, du bist Arschloch genug, um das auch mit reichen weißen Typen zu machen.« Das kam nicht so gut an.

 

Der Gerichtssaal war bis auf den letzten Platz gefüllt und roch nach Körperwärme und Arbeitsmüdigkeit. Die Richterin hämmerte sich durch ihren Terminkalender. Durans Fall war der siebzehnte in nur einer Stunde.

Er hatte ein paar gekritzelte Notizen vorbereitet - das Ergebnis nächtlicher Online-Recherchen, aber schon seit seiner Kindheit machten ihn Gerichtssäle ziemlich nervös. Die Richterin war erschöpft und ungeduldig, aber er konnte es ihr nicht einmal verübeln. Er stotterte wie ein Idiot - bis zur Mittagspause waren noch etwa eine Million Fälle abzuarbeiten.

Sie hatte ein zivilrechtliches Urteil verhängt und die Anklage von einem Kavaliersdelikt zu einem Vergehen hochgestuft. Die einzige Möglichkeit, den Haftbefehl aufzuheben, bestand darin, ins Gefängnis zu gehen. Aber wie sich zusätzlich herausstellte, musste man in dieser Gegend für den Gefängnisaufenthalt bezahlen - 100 Dollar Buchungsgebühr plus weitere 50 Dollar für jede Nacht. Das war eine fette Hotelrechnung, die sich auf die zwischenzeitlich hinzukommenden Strafzinsen aufschlug. Und nebenbei so viele verpasste Termine, dass Johnny Mac ihn gleich mehrmals feuern konnte.

Als Duran dann schließlich entlassen wurde, suchte er nach Arbeit und nahm dabei alles, was er finden konnte. Sie pfändeten seinen Lohn, aber er schwor sich, dass Sofia nicht diejenige sein durfte, die darunter zu leiden hatte. Um Geld zu verdienen, vermietete er sein winziges Haus in El Sereno an einen koreanischen Geschäftsmann, der kaum da war, dessen Schecks aber nie platzten. Dann verkaufte Duran sein Auto und mietete ein nicht allzu großes Zimmer über einer chinesischen Küche. Jeden Monat schickte er Brianna einen Scheck mit dem Hinweis, das Geld gut für sein kleines Mädchen zu verwenden.

Um sie selbst zu besuchen, schämte er sich zu sehr.

Außerdem lebte er an einem Ort, den kein Sozialarbeiter jemals für Besuche genehmigen würde. Er zog sich an wie ein Bettler. Aber das schlimmste war, mit dem Gestank von General Tso's Hühnchen durchräuchert zu sein, der zu jeder Zeit durch die Dielen nach oben drang. Er konnte es nicht aushalten, in den Spiegel zu schauen. Auch wagte er es nicht, sich vorstellen, wie sein Anblick auf Sofia wirken würde. Andrew hatte schon viel durchgemacht, doch wenn sein kleines Mädchen ihn mit Abscheu oder - schlimmer noch - mit mitleidsvollem Blick ansehen würde, würde ihn das zerstören.

Sofia bettelte darum, ihn zu sehen, und Bri weinte bei ihren monatlichen Telefonaten um ihn. Nichts auf der Welt wollte er mehr, als sie zu sehen. Aber irgendetwas verwehrte ihm diesen Wunsch. Eine unsichtbare Hand auf seiner Schulter, die ihn davon abhielt, einen Schritt nach vorne zu machen. Die zunehmend vertraute Stimme in seinem Ohr, die ihm zuflüsterte: »Du bist nicht gut genug. Du hast es nicht verdient.«

Nicht bevor er die letzten 775 Dollar Bußgeld bezahlt hatte. Nicht bevor er wieder in sein Haus eingezogen war, als ein freier Mann, und seinem kleinen Mädchen ein richtiges Bett zum Schlafen eingerichtet hatte. Nicht bevor er genug gespart hatte, um mit einem ordentlich verpackten Spielzeug aufzutauchen und sie zum Essen auszuführen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, ob sie eine Limonade oder eine Vorspeise bestellen würde.

Aus sechs Monaten war ein Jahr geworden und nun ein Jahr und ein paar Zerquetschte und Duran ertappte sich bei der Frage, ob er seinem kleinen Mädchen überhaupt noch gegenübertreten konnte - falls sie überhaupt noch ein kleines Mädchen war. Er fragte sich, was seine Scham und sein Stolz ihn schon alles gekostet hatten. Sofia konnte ja nicht wissen, dass er sich abrackerte und seine Laken mit Handseife in der Spüle wusch, um den Unterhalt zahlen zu können. Sie konnte auch nicht wissen, dass er jede wache Minute des Tages an sie dachte.

Seine Tochter fühlte sich wahrscheinlich im Stich gelassen. Und das zu Recht.

Auch er kannte dieses Gefühl in seinem Bauch. Es war das alte Lied, das ihn vom Ufer aus zu den zerklüfteten Felsen lockte.

Sein Magen knurrte. Ein Three Musketeers-Riegel aus dem Schrank kostete fünfzig Cent (immerhin gab es Mitarbeiterrabatt). Das meiste Geld bewahrte er in...

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