Abbildung von: Zur Geschichte der Pflege - Facultas

Zur Geschichte der Pflege

Facultas (Verlag)
1. Auflage
Erschienen am 15. Mai 2023
264 Seiten
E-Book
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978-3-99111-605-9 (ISBN)
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Ein Streifzug durch die Geschichte der Pflege
Erst die Auseinandersetzung mit den historischen Wurzeln hilft dabei, pflegerisches Handeln und Verhalten zu verstehen und zu reflektieren, um in der Gegenwart aktiv mitzugestalten und auf die Zukunft der Pflege Einfluss zu nehmen.
Dieses Buch gibt einen kurzweiligen Überblick über die Entwicklung der Pflege von der Urgeschichte über die frühen Hochkulturen bis hin zur Antike und setzt die Reise über das Mittelalter, die Neuzeit, die Zeitgeschichte und Gegenwart fort.
Mag.a Dr.in phil. Martina Hiemetzberger
DGKP, akad. Lehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege, Studium der Pflegewissenschaft und Ethik an der Universität Wien, Lektorin im Hochschulbereich und Weiterbildungssektor, Fachbuchautorin.

Robert Hamedinger, MA
DGKP, akad. Lehrer und FH-Lektor für Gesundheits- und Krankenpflege, Studium eEducation an der Universität für Weiterbildung Krems.

2Die Antike

Mit "Antike" wird die Kultur- und Staatenwelt des Mittelmeerraumes in der Zeit von etwa 1200 v.Chr. bis ca. 500 n.Chr. bezeichnet.

Einige Stichworte zur Antike:

Alexander der Große Aristoteles Athen "Brot und Spiele" Christi Geburt Christenverfolgungen Cicero Demokratie Galen Götterwelt Julius Cäsar Heilkunst Hellenismus Hippokrates Naturphilosophie Nero Peloponnesischer Krieg Perserkriege Platon Polis Punische Kriege Rechtlosigkeit der Frauen Römisches Reich Sklaverei Sokrates Völkerwanderung Wissenschaft

Gesundheit war in der Antike ein Wert, den es zu erhalten galt, zumal Heilmittel im heutigen Sinne nur in sehr beschränktem Ausmaß zur Verfügung standen. Gesundheit und Schönheit waren eng gekoppelt, die Idealvorstellung orientierte sich an Göttern und Göttinnen wie Aphrodite und Apollon. Die Gesundheitsvorsorge wurde bestimmt vom zugrundeliegenden Gesundheits- und Krankheitsverständnis: vom theurgischen oder vom rational-wissenschaftlichen Konzept.

In vielen Lebensbereichen wie Politik, Kultur und Wissenschaft und nicht zuletzt in den Gesundheitsberufen finden wir bis heute die Spuren jener Zeit. Die Antike gilt als Wiege der Wissenschaft, auch bedeutende Ansätze heutiger Pflegetheorien und -konzepte waren bereits zentraler Bestandteil der antiken Heilkunst. Hier liegt der Ursprung des wissenschaftlichen Denkens, gekoppelt mit der beginnenden Abkehr von Magie und Intuition. Individualismus und kritisches Denken konnten sich entwickeln.

2.1Götterglaube als Grundlage für das Gesundheits- und Krankheitsverständnis - Theurgie

Das theurgische Konzept ging davon aus, dass Gesundheit und Krankheit göttlichem Einfluss unterlagen. Nach dem Verständnis der griechischen Antike war die Störung der natürlichen Ordnung eine Schuld, die als Strafe der Götter Krankheit verursachte. Heilung konnte also nur erzielt werden, indem diese natürliche Ordnung wiederhergestellt wurde. Die Mittel dazu waren Katharsis (Reinigung und Läuterung) sowohl physisch als auch in Bezug auf den Geist und den Glauben. In körperlicher Hinsicht war es erklärtes Ziel, dem Ideal der griechischen Götter näher zu kommen. Es war wesentlich, religiöse und weltliche Gesetze einzuhalten, um gut und schön zu werden und als rein zu gelten.

Im Eid des Hippokrates finden sich in den ersten Zeilen die in diesem Kontext wichtigsten Gottheiten:

"Ich schwöre, Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen anrufend, dass ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde"

(Hippokrates, Der Eid)

Asklepios galt als Gott der Heilkunst. Seine beiden Töchter waren Hygieia, die Göttin der Gesundheit, und Panakeia, die Allheilende. Apollon, der Gott der Sühne und Reinheit, war der Vater des Asklepios. Er spielt jedoch, obwohl er im Eid erwähnt wird, im Asklepios-Heilkult eine untergeordnete Rolle.

Asklepios gilt als wichtigster Heilgott der Antike und wurde meist als Mann mit Bart und Wanderstab in der Hand dargestellt. Seine wichtigste Begleiterin ist eine Schlange, die sich um einen Stab windet (s. Abb. 1). Dieser sogenannte Äskulapstab gilt heute noch als das Symbol der Medizin sowie der Pharmazie (s. Abb. 2).

Abbildung 1: Statue des Asklepios mit Äskulapstab, Museum Epidaurus

Abbildung 2: Äskulapstab

Die Tempelanlagen dieses Heilkults rund um Asklepios wurden Asklepieion genannt. Der oder die Kranke suchte ein Asklepieion auf und wurde dort gegen Bezahlung behandelt. Die Behandlung umfasste eine ausführliche Anamnese, Heilbäder, Gebete, Opfer und als wesentliches Element den heilenden Tempelschlaf, die Inkubation. Man hoffe darauf, dass die Kranken aus dem Schlaf durch göttliche Hand geheilt erwachen oder in gottgesandten Träumen Ratschläge erhalten würden. Die Träume wurden von Priesterärzten gedeutet und Heilbehandlungen daraus abgeleitet. Besonders herausragende Heilerfolge wurden auf große Steintafeln geschrieben und am Tempel angebracht.

Ruinen derartiger Anlagen sind heute noch z. B. auf Kos zu finden (s. Abb. 3 u. 4). Sie wurden an Orten mit günstigen klimatischen Verhältnissen errichtet. Rund um die Tempelanlagen gab es zahlreiche Möglichkeiten zur Unterhaltung und Therapie. Allerdings wurde nicht allen Einlass gewährt; Hochschwangere und Schwerkranke oder Sterbende hatten keinen Zutritt, sie waren sich selbst überlassen. Dennoch ist zu erwähnen, dass Asklepieien auch eine soziale Funktion als Orte der Gesundheitsfürsorge hatten und das Behandlungshonorar nach den Möglichkeiten der Kranken bemessen wurde. Asklepios galt auch als Gott der Armen und Bedürftigen.

Abbildung 3: Asklepieion von Kos

Abbildung 4: Digitale Rekonstruktion des Asklepieions von Kos

Die Tempelmedizin blieb im Bewusstsein der Öffentlichkeit bis zum Ausgang der Antike lebendig (Kollesch & Nickel, 1994, S. 18).

2.2Rational-wissenschaftliches Denken als Grundlage für das Gesundheits- und Krankheitsverständnis

Neben der griechischen Tempelmedizin entwickelten sich in der gelehrten Oberschicht rational-wissenschaftliche medizinische Konzepte. Unter dem Einfluss der Naturphilosophie kam es zu einer Ablösung von der Vorstellung, die Götter würden eingreifen, um Krankheit oder Heilung zu bewirken.

Griechische Naturphilosophen versuchten sich vom magischen Denken zu lösen und brachten Denkansätze ein, die stärker empirisch geprägt waren. Das Interesse richtete sich auf alle Erscheinungen der Natur und schloss auch die Suche nach dem Ursprung bzw. Ur-Stoff des Kosmos mit ein. Dabei wurden praktische Naturforschung und Philosophie verbunden mit dem Ziel, das Leben im Einklang mit einer angenommenen Harmonie der kosmischen Weltordnung zu verstehen und zu führen (Mühlum & Bartholomeyczik, 1997, S. 76-77). Der Mensch wurde als Bestandteil des Kosmos in das als "natürlich" empfundene Geschehen miteinbezogen und die gesunden und krankhaften Vorgänge im menschlichen Körper wurden auf natürliche Ursachen zurückgeführt.

Für die Ärzte begann die Beschäftigung mit der Frage der Zusammensetzung des Menschen im Anschluss an die Elementen- und Qualitätenlehre der Vorsokratiker (6.-5. Jh. v.Chr.; es sind dies die Philosophen vor Sokrates, der von etwa 470 bis 399 lebte). Nach dem Naturphilosophen Empedokles aus Agrigent (ca. 495-435 v.Chr.) wird die Grundlage alles Seienden von den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft mit ihren vier Primärqualitäten (warm-kalt, feucht-trocken) gebildet und stehen miteinander in Verbindung. Das Mischverhältnis dieser Elemente war bestimmend für Harmonie (Synkrasie), die Gesundheit hervorbrachte, oder Disharmonie (Dyskrasie), die Krankheit verursachte. Auf diesem naturphilosophischen Ansatz gründete sich die Humoralpathologie oder Vier-Säfte-Lehre, das Krankheitskonzept der hippokratischen Medizin (Eckart, 2013, S. 10; Kollesch & Nickel, 1994, S. 10-11).

2.2.1Das wissenschaftliche Konzept der hippokratischen Medizin

Unter dem Einfluss der altionischen Naturphilosophie und den Erfahrungen und Beobachtungen des Arztes entwickelte sich die Medizin als Vorform von Wissenschaft mit den ersten Medizinschulen. Gesundheit und Krankheit wurden abseits von göttlichem Einfluss als natürliche Prozesse angesehen, die auf den Säftehaushalt des Körpers, die Ernährung und klimatischen Bedingungen zurückzuführen und Krankheiten dementsprechend zu behandeln waren. Rationale Erklärungen für die körperlichen Vorgänge bezogen die Ärzte von der Philosophie, um methodisch-systematisches Wissen für die Heilkunde zu generieren. Ärztliche Heilkunst beruhte daher weder auf mythisch-magischen Vorstellungen noch auf bloßer Erfahrung, sondern auf der Erforschung der tieferen Krankheitsursache und des Wesens der körperlichen Erscheinung (Kollesch & Nickel, 1994, S. 10). Die enge Verknüpfung von Medizin und Philosophie war prägend für die antike Heilkunst (griech. techne iatrike, lat. ars medica), anatomische Kenntnisse waren noch sehr vage.

Hippokrates von Kos (ca. 460-375 v.Chr.) gilt als der Begründer der griechischen wissenschaftlichen Medizin und wird auch als "Vater der Medizin" bezeichnet. Darauf geht die Bezeichnung "hippokratische Medizin" zurück. Hippokrates stammte aus einer Familie, die dem Ärztestand der Asklepiaden angehörte. Über seine Person ist nur wenig bekannt; sicher ist lediglich, dass er als Arzt und Lehrer tätig war. Wie damals üblich, war er Wanderarzt und soll sogar bis nach Persien gereist sein. Ein Wanderarzt besuchte und behandelte die Kranken in ihren Wohnungen oder in seiner vorübergehenden Niederlassung.

Der Arzt erlernte sein Kunsthandwerk, indem er als Schüler seinen Meister bei den Krankenbesuchen begleitete und je nach Bedarf beim kranken Menschen blieb. Durch die Übernahme von medizinischen und pflegerischen Tätigkeiten unter der Anweisung seines Lehrers gewann der Medizinschüler Kenntnisse der Medizin und Pflege - diese beiden Berufssparten waren nicht getrennt (Seidler & Leven, 2003).

Hippokrates und seine Schüler dokumentierten ihre Erfahrungen und systematischen Beobachtungen zu verschiedenen Krankheitsverläufen. Diese Aufzeichnungen wurden im 3. Jh. v.Chr. in Alexandria, dem Zentrum gelehrter Medizin, als Corpus Hippocraticum...

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