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Das einzigartige britisch-französische Flair der Kanalinsel Guernsey
Ein raffinierter Kriminalfall voller Abgründe
Ein Ermittlerduo mit ganz eigenem Profil Das Team um Detective Inspector Kate Langlois wird an die Küste Guernseys gerufen: Zerschmettert liegt die Leiche einer alten Frau am Fuß der Klippen. Schnell scheint klar, dass der Tod der dementen Odile ein Unfall war. Doch Kate ist ebenso wenig überzeugt wie der französische forensische Archäologe Nicolas Arture, der mit seinen zunächst abwegig anmutenden Beobachtungen wertvolle Hinweise auf Odiles Familienleben liefert. Gemeinsam kommt das ungewöhnliche Duo einem dunklen Geheimnis auf die Spur, das weit in die Vergangenheit zurückreicht, zu einer gefährlichen Liebe in einer bewegten Zeit ...
Nach Kalt lächelt die See gelingt es Ellis Corbet auch in ihrem zweiten Band, mit einem sorgfältig aufgebauten spannenden Fall und lebensechten Figuren zu fesseln und einen dabei mit bildgewaltigem Lokalkolorit auf die traumhaft schöne Insel Guernsey zu entführen.
»Odile!« Therese hielt die Hände wie einen Trichter vor den Mund, um mit ihrer Stimme gegen den Wind anzukommen. Sie fror erbärmlich, die nasse Kälte biss sich schmerzhaft in ihre Finger. Wie mochte es da erst Odile gehen? Die alte Dame war sicher nicht warm genug angezogen, und das bei dem Wetter! Sie mussten sie finden. Um diese Jahreszeit konnte das Meer rau und das Wetter unbeständig sein. So schön Guernsey im Sommer war, so grausam war es manchmal in der kalten Jahreszeit. Heftige Winde peitschten die See auf, und mehr als einmal in der Geschichte der Insel hatte das Meer seinen Tribut in Gestalt von Menschenleben gefordert. Stürme hatten die Inseln geformt, zwischen Jethou und Herm war das Land von einer heftigen Flut fortgeschwemmt worden. Jetzt, Ende September, zeigte Guernsey häufig noch sein Sonnengesicht, doch es gab Tage wie heute, an denen der dunkle Winter schon deutlich zu erahnen war.
St. Saviour war nicht groß, nichts auf Guernsey war besonders groß, nicht einmal die Hauptstadt St. Peter Port. Und doch schien es unmöglich, hier, auf den kurvigen Straßen und einsamen Wegen zwischen den Siedlungen, eine vermisste alte Frau zu finden.
»Odile!« Thereses Stimme krächzte. Wie oft hatte sie den Namen geschrien heute Nacht?
Zunächst war Linney noch dabei gewesen. Ihr Stellvertreter im Pflegeheim, der heute Dienst gehabt und sie am Abend angerufen hatte. »Geh nach Hause, Therese«, hatte er noch weit vor Mitternacht gesagt und genau das selbst getan. »Die Polizei kümmert sich.«
Aber sie konnte nicht nach Hause gehen. Sie hatte die Verantwortung für das Heim, für die Bewohner.
Es fiel ihr zunehmend schwer, Linneys zuversichtlicher Einschätzung zu folgen. Odile ist erst wenige Stunden fort, ihr ist sicher nichts passiert, hatte er gesagt. Gemeinsam hatten sie mögliche Szenarien durchgespielt. Sie hatte vielleicht einen Bus genommen, ein aufmerksamer Fahrer würde die Polizei oder den Rettungsdienst alarmieren. Vielleicht las auch ein Spaziergänger sie auf, gab ihr eine Jacke und einen Tee. Zudem war auch die Polizei informiert und suchte nach ihr. Eindringlich hatte Therese den jungen Beamten darum gebeten, sie anzurufen, sobald sie sie fanden - schlafen würde sie heute ohnehin nicht mehr.
Sie versuchte, tief durchzuatmen, aber die Angst, die ihr immer wieder spürbar bis in den Hals hinaufkroch, ließ sich nicht fortjagen. Die Angst, was mit Odile sonst noch geschehen sein könnte. Die wenigen Stunden waren mehr und mehr geworden, und nun war es beinahe wieder Morgen. Viel zu lange war Odile jetzt fort. Vor Müdigkeit verschwamm die Sicht vor Thereses Augen, sie hielt sich kaum noch auf den Beinen, und dennoch konnte sie nicht nach Hause gehen.
Bald würde es sehr hell werden. Aber noch war es dunkel hier im Naturschutzgebiet, zu dunkel, es gab zu viel Wasser . Therese hasste das, und auch wenn sie wusste, dass ihre Angst ihr im Weg stand, hatte Wasser sie schon immer beunruhigt. Nicht die besten Voraussetzungen, wenn man auf einer Insel lebt, dachte sie zynisch. Dennoch hatte sie das Ufer des Wasserreservoirs abgesucht, auf jede kleinste Bewegung im See geschaut, aber nein, das waren nur Enten gewesen.
Therese bemühte sich, ihren Blick zu fokussieren. Dort drüben unter den Bäumen! Hatte sie da eine Bewegung gesehen? Nein, es war nur der Wind in den Büschen.
Sie war auch auf der Hauptstraße gewesen, dann auf der Straße, die nach St. Peter Port führte - oder in die andere Richtung zum Strand. Das Meer war wild heute, stürmisch und aufgewühlt. Therese fröstelte, daran wollte sie jetzt nicht denken. Wie hätte Odile auch dorthin kommen sollen? Die Klippen waren weit entfernt, zu weit für eine alte Frau von über neunzig Jahren.
Ihr Handy klingelte, eine unbekannte Nummer. Mit ihren vor Kälte steifen Fingern gelang es ihr kaum, das Gespräch anzunehmen.
»Ja?«, rief sie gegen den Wind an. Oh Gott, lass Odile leben, lass sie leben, sandte sie ein stummes Gebet zum Himmel.
»Police Constable Knight hier. Ms Morgan, wir haben sie gefunden.«
Sie kannte diesen Tonfall, vorsichtig, mitfühlend. Und noch bevor der Polizist seinen nächsten Satz sagte, wusste sie, wie er lauten würde.
*
Das Meer eroberte sich in schwarzen Wellen das Ufer zurück, Schaumkronen leuchteten, wenn sich das Wasser an den Felsen der Petit Bot Bay brach. Mit einem Steinstrand hatte man es in der kleinen Bucht nicht weit bis ins Meer an der Südküste Guernseys, selbst bei Ebbe nicht, und trotz der üblicherweise kalten Temperaturen kamen auch hierher regelmäßig Menschen zum Schwimmen. Sie teilten sich das Wasser mit den Enten, die vom Cafébesitzer gefüttert wurden und deshalb gern die Bucht besuchten.
Detective Inspector Kate Langlois von der Guernsey Police kannte diesen Ort gut. Sie lebte zwar in St. Peter Port, liebte es aber, den Klippenpfad entlangzujoggen, und gerade die Strecke von der weiter östlich gelegenen Saints Bay bis zur Petit Bot Bay war in ihren Augen einer der schönsten Abschnitte mit seinen leuchtenden Farben, dem Grün der Küste, dem Braun der Felsen und dem tiefen Blau des Meeres.
Heute jedoch hätte Kate ihre frühen Sonntagmorgenstunden gern woanders verbracht. Wenn sie Bereitschaftsdienst hatte, bedeutete ein Anruf nie etwas Gutes. Ihr Großvater hatte als Chief Fire Officer einen Stab bei der Feuerwehr von Guernsey geleitet, nächtliche Anrufe waren für sie von Kind auf nichts Ungewöhnliches gewesen. Doch wenn man Kate und damit die Kriminalpolizei erreichen wollte, gab es keine Chance mehr darauf, Leben zu retten. Sie war zuständig für die Toten.
Kate machte einen Schritt nach vorn, vorsichtig nur, um dem Fundort nicht zu nahe zu kommen. Der Körper der Frau lag seltsam gekrümmt auf den Steinen, die ins Meer ragten, dort, wo die Bucht von den hohen Felsen der Küste eingeschlossen war. Kate blickte nach oben und schauderte. Hier waren die Klippen steil. Die Frau war heruntergestürzt und auf den rauen Felsen aufgeschlagen. Kein schöner Tod, aber zumindest schnell. Sie musste den Halt verloren haben. Im Dunkeln, wenn man sich nicht auskannte, barg der Klippenpfad, der oben die Steilküste entlangführte, an einigen wenigen Stellen Gefahr: Hier an der Petit Bot Bay lief man recht nah am Abgrund entlang.
Kate wandte sich wieder der Frau zu. Die Tote trug ein Sommerkleid, viel zu dünn für dieses Wetter, mehr konnte Kate von hier aus nicht erkennen. Es war noch nicht richtig hell. Instinktiv zog sie ihre Jacke enger um sich. Der Wind biss mit kalten Nadeln in ihr Gesicht.
»Detective Inspector Langlois?«
Kate kannte Police Constable Knight, der jetzt auf sie zukam, nicht gut. Der junge Kollege war gemeinsam mit seinem Partner, der in einiger Entfernung telefonierte, der Erste am Unfallort gewesen. Sie hatten zunächst einen Arzt gerufen, der den Tod der Frau bestätigt hatte, und dann Kate informiert, die es in einer halben Stunde hierher geschafft hatte.
»Bei der Toten handelt es sich um Odile Davies. Vierundneunzig Jahre alt, sie wurde gestern Abend als vermisst gemeldet. Ist aus der Garden Villa in St. Saviour abgehauen, dem Pflegeheim, in dem sie lebt.« Er schaute etwas in seinem Smartphone nach und zeigte Kate das Foto einer alten Frau mit weißen Haaren, Altersflecken und einem verschlossenen Gesichtsausdruck. »Hier, das ist das Bild aus der Vermisstenmeldung.«
»Kein Zweifel.« Kate nickte. »Ist sie dement?«, wollte sie wissen.
»Deshalb ist sie im Pflegeheim«, bestätigte Knight.
Das erklärte nicht nur ihr Verschwinden, sondern vermutlich auch die viel zu leichte Kleidung, die die Tote trug. »Ist das Heim schon informiert?«
»Ja. Gleich nachdem der Arzt fertig war.«
Gut. Kate würde sich später um die weiteren Schritte dort kümmern. Und herausfinden, ob sie Angehörige hatte, die man benachrichtigen musste. Das waren immer die schwersten Anrufe.
»Sieht aus wie ein Unfall«, sagte Kate.
»Ja. Wahrscheinlich ausgerutscht«, stimmte Knight ihr zu. »Das passiert schnell, zudem in dem Alter. Und Demenz kann sich auf die Sinnesverarbeitung im Hirn auswirken.« Auf ihren fragenden Blick hin fügte er verlegen hinzu: »Meine Gran, wir haben sie letztes Jahr in ein Pflegeheim geben müssen.«
Kate sah ihn verständnisvoll an. »Das heißt, die Frau hat möglicherweise nicht erkannt, dass sie auf einen Abgrund zuläuft«, schlussfolgerte sie dann.
Er nickte. »Ja, gut möglich.«
»Aber . Weshalb haben Sie uns dann verständigt?«, fragte Kate nachdenklich. Uns, das war das Criminal Investigation Department, die Crime Unit. Die Abteilung, die für Mordfälle zuständig war. Deren Beamte Ermittlungen aufnehmen mussten, sobald auch nur der geringste Zweifel an einem nicht natürlichen Hergang bestand. Einen Unfall hätte Officer Knight mit seinem Kollegen auch allein klären können. »Gab es etwas, das Sie misstrauisch gemacht hat?«
Verlegen kratzte Knight sich am Kopf. »Nicht direkt, aber . Ich habe neulich etwas gelesen«, begann er langsam. »Die Aufklärungsrate für Mord ist demnach ungeheuer hoch.«
Kate musterte ihn neugierig. Sie hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte.
»Aber . um einen Mord aufzuklären, muss man ihn zuerst überhaupt als Mord entdecken«, fuhr er fort.
Jetzt verstand sie. Die Dunkelziffer unentdeckter Mordfälle war in der Tat hoch, darüber hatte sie sich noch vor wenigen Tagen mit Dr Schabot, dem Rechtsmediziner, unterhalten....
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