Abbildung von: Das Ende der Rastlosigkeit - SCM R. Brockhaus

Das Ende der Rastlosigkeit

Mach Schluss mit allem, was dich hetzt - und komm bei Gott an
John Mark Comer(Autor*in)
SCM R. Brockhaus (Verlag)
1. Auflage
Erschienen am 4. Juli 2022
304 Seiten
E-Book
ePUB mit Wasserzeichen-DRM
978-3-417-27055-6 (ISBN)
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Ruhe. Radikal. Jetzt.

Rastlosigkeit ist der größte Feind für unser geistliches Leben. Das sagt Dallas Willard. Und John Mark Comer merkt selbstkritisch: »Ja, trifft auf mich zu.«

Woran du Rastlosigkeit erkennst? An chronischem Zeitmangel. An Gedankenkarussells, wenn du eigentlich ausruhen willst. An dem penetranten Gefühl von leeren Tanks - emotional, geistlich, körperlich - trotz Inputüberfluss. An Performance-Druck und der Überforderung mit Beziehungen im »real life«. Und wenn du voller geistlichem Tatendrang auf To-dos surfst wie auf der perfekten Welle. Trifft auch auf dich zu? Dann ist dieses Buch für dich!
John Mark Comer (Jg. 1980) ist Gründer der "Bridgetown Church" in Portland, Oregon. Dort lebt er auch mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern. Als Autor und Sprecher ist er international erfolgreich. Er hat die gemeinnützige Organisation "Practice the Way" ins Leben gerufen, um Ortsgemeinden mit Ressourcen für Jüngerschaft zu unterstützen.
www.johnmarkcomer.com
www.practicingtheway.org

PROLOG


Autobiografie einer Epidemie


Es ist Sonntagabend, 22 Uhr. Mein Kopf lehnt an der Scheibe eines Uber-Fahrzeugs, ich bin zu müde, um aufrecht zu sitzen. Ich habe heute sechs Mal gepredigt - ja, sechs Mal. Die Gemeinde, in der ich Pastor bin, hat gerade einen weiteren Gottesdienst eingeführt. So macht man das doch, oder? Raum schaffen für Menschen. Bis nach Predigt Nummer vier hab ich's gerade noch geschafft. Was danach lief, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich bin jenseits von müde - emotional, mental, sogar geistlich.

Als wir das mit dem sechsten Gottesdienst am Sonntag anfingen, rief ich diesen Megachurch-Pastor in Kalifornien an, der schon länger sechs Gottesdienste hintereinander anbot.

»Wie machen Sie das?«, fragte ich.

»Kein Problem«, sagte er. »Es ist so, als laufe man einmal in der Woche einen Marathon.«

»Okay, vielen Dank.«

Klick.

Momentchen . ein Marathon, ist das nicht echt heftig?

Ich fange also an, für Langstrecken zu trainieren.

Er hat eine Affäre und verlässt seine Gemeinde.

Hm, kein gutes Omen für meine Zukunft.

Bin jetzt zu Hause, esse spät. Kann nicht schlafen. Wieder dieses Gefühl von Todmüde, aber komplett aufgedreht.

Mach mir ein Bier auf. Sitze auf der Couch. Vor mir flimmert ein obskurer Kung-Fu-Film, von dem noch nie jemand gehört hat. Chinesisch mit Untertiteln. Keanu Reeves ist der Schurke.2 Ich mag Keanu.

Ich seufze.

In jüngster Zeit enden meine Abende meist so: auf der Couch, lange, nachdem die Familie schlafen gegangen ist. Früher hab ich mich nicht die Spur für Kung-Fu interessiert. Das macht mich nervös. Ist das vielleicht der Vorbote einer psychischen Erkrankung? Es fing alles damit an, dass er von Indie-Filmen über Kampfsport nicht mehr loskam .

Aber Fakt ist: Ich fühle mich wie ein Gespenst. Halb lebendig, halb tot. Vor allem abgestumpft. Das mehr als alles andere. Flach, eindimensional. Emotional lebe ich mit einer ständigen unterschwelligen Angst, die kaum je verschwindet, und mit einem Anflug von Traurigkeit. Aber meistens fühle ich mich geistlich gesehen nur wie Blabla . leer. Als sei meine Seele hohl.

ICH FÜHLE MICH, ALS SEI MEINE SEELE HOHL.

Mein Leben ist so schnell. Eigentlich mag ich es schnell.

Im DISG-Modell bin ich Persönlichkeitstyp D. Engagiert. Effizient. Ein Entscheider. Einer, der die Sachen durchzieht. Aber inzwischen bin ich weit darüber hinausgeschossen. Ich arbeite sechs Tage die Woche, von früh bis spät, und die Zeit reicht immer noch nicht, um alles zu erledigen. Was schlimmer ist, ich fühle mich gehetzt. Ich rase durch den Tag und bin so mit dem Leben beschäftigt, dass ich den Augenblick verpasse. Und was ist das Leben anderes als eine Reihe von Augenblicken?

Geht's noch irgendwem so? Ich kann nicht der Einzige sein .

Montagmorgen. Früh auf. Beeile mich, ins Büro zu kommen. Immer in Eile. Noch ein Tag voller Meetings. Und ich kann Meetings partout nicht ausstehen. Absolut. Ich bin introvertiert und kreativ, und wie für die meisten Millennials gilt auch für mich: Die Dinge langweilen mich viel zu schnell. Ich in einer Reihe von Meetings - das ist ätzend, für alle Beteiligten. Aber unsere Gemeinde ist wirklich schnell gewachsen, und das ist Teil des Problems. Ich traue mich kaum das zu sagen, denn glaubt mir, wenn überhaupt, dann ist es peinlich. In den letzten sieben Jahren sind wir jedes Jahr um 1 000 Mitglieder gewachsen. Ich dachte, das sei genau das, was ich wollte. Ich meine, eine rasant wachsende Gemeinde, das ist doch der Traum jedes Pastors. Aber manche Lektionen lernt man am besten auf die harte Tour: Sieht so aus, als ob ich tatsächlich gar kein Geschäftsführer einer Non-Profit-Organisation, Personalexperte, Strategie-Guru, Leiter von Leitern von Leitern usw. sein will.

Ich bin da reingeraten, weil ich vermitteln wollte, wie man mit Jesus lebt. Sieht so ein Leben mit Jesus aus?

Wenn wir grade von Jesus reden - da gibt es irgendwo in meinem Hinterstübchen diesen erschreckenden Gedanken. Die nagende Frage in meinem Gewissen, die nicht verschwindet. Zu was für einem Menschen entwickle ich mich?

Ich habe grad die Dreißigermarke geknackt, habe also schon ein paar Lebensjährchen auf dem Buckel. Genug, um die Flugbahn meiner charakterlichen Entwicklung ein paar Jahrzehnte vorauszuberechnen.

Ich halte inne. Atme. Stelle mir vor, wie ich mit vierzig sein werde. Fünfzig. Sechzig. Kein schönes Bild.

DU KANNST ALS PASTOR ERFOLGREICH SEIN
UND GLEICHZEITIG ALS SCHÜLER
VON JESUS VOLL SCHEITERN.

Ich sehe einen Mann, der »erfolgreich« ist, aber nur gemessen an falschen Zahlen: Größe der Gemeinde, verkaufte Buchauflagen, Anzahl der Vortragseinladungen, sozialer Status usw., dazu der neue amerikanische Traum - ein Eintrag in Wikipedia. Ich rede zwar viel von Jesus, aber ich sehe einen Mann, der emotional instabil und geistlich ohne Tiefgang ist. Ich bin noch verheiratet, aber die Ehe ist keine Freude mehr, sondern Pflicht. Meine Kinder wollen nichts mit meiner Gemeinde zu tun haben. Denn sie war Daddys Geliebte, seine Affäre, die Liebhaberin, zu der er ging, um den Schmerz seiner Wunden zu verbergen. Ich bin im Grunde noch derselbe wie heute, nur älter und schlimmer: gestresst, gereizt, viel zu schnell dabei, die Menschen, die ich am meisten liebe, anzufahren, unglücklich, einer, der einen Lebensstil predigt, der viel besser klingt, als er wirklich ist. Und immer auf dem Sprung.

Warum habe ich es so eilig, jemand zu werden, den ich nicht mal mag?

Es trifft mich wie ein Güterzug: Du kannst als Pastor der Erfolg sein - und gleichzeitig als Schüler von Jesus voll scheitern. Du kannst eine Gemeinde gewinnen und deine Seele verlieren. Und ich will nicht, dass mein Leben so aussieht.

Wir spulen drei Monate vor: Ich auf dem Rückflug aus London. Habe die Woche mit meinen charismatischen anglikanischen Freunden verbracht und von ihnen etwas über das Leben im Geist gelernt. Eine völlig andere Dimension der Wirklichkeit, die mir bisher entgangen ist. Aber mit jeder weiteren Flugmeile fliege ich zurück in ein Leben, das ich nicht leiden kann.

Am letzten Abend dort hat dieser Typ, ein gewisser Ken, für mich gebetet, mit seinem noblen britischen Akzent. Und er hatte ein Bild für mich, irgendwas in Richtung: Ich käme an eine Weggabelung. Einer der Wege sei gepflastert und führe in eine erleuchtete Stadt. Der andere sei ein unbefestigter Waldweg. Er führe ins Dunkel, ins Unbekannte.

Ich solle den unbefestigten Weg nehmen.

Ich habe absolut keine Ahnung, was das bedeutet. Aber irgendwas bedeutet es. Als er es aussprach, fühlte ich meine Seele vor Gott erbeben. Aber was genau sagt mir Gott?

Ich arbeite meine Mails ab. Das geht auf Flügen prima. Wie üblich hänge ich hinterher. Wieder schlechte Nachrichten. Ein paar Leute aus unserem Team regen sich über mich auf. Ich fange an, dieses ganze Megachurch-Ding zu hinterfragen. Weniger die Größe an sich, eher wie wir Gemeinde bauen und leiten.3 Kann es das wirklich sein? Ein Haufen Leute, die kommen, sich einen Vortrag anhören und danach wieder in ihr überbeschäftigtes Leben zurückkehren?

Aber meine Fragen kommen arrogant und zornig rüber. Ich bin emotional so vergiftet, dass ich nur noch Sondermüll über unsere armen Mitarbeiter auskippe. Wie war noch mal der Führungsgrundsatz? »Wie die Leitung, so die Gemeinde.«4 Autsch! Ich hoffe nur, dass unsere Gemeinde nicht so endet wie ich.

Ich sitze da so auf Sitz Nr. 21C am Gang und grüble rum, wie ich auf die nächste angriffige Mail antworten soll. Plötzlich kommt mir ein ganz neuer Gedanke. Vielleicht ist es die dünne Luft in einer Flughöhe von zehn Kilometern, aber ich glaub's eigentlich nicht. Dieser Gedanke versucht schon seit Monaten, wenn nicht Jahren, zu mir durchzudringen, aber ich habe ihn nicht zugelassen. Er ist zu gefährlich. Zu bedrohlich für den Status quo. Aber jetzt ist die Zeit reif, dass er aus dem Käfig geholt und in die freie Wildbahn gesetzt wird.

Und hier ist er: Was wäre, wenn ich mein Leben ändere?

Weitere drei Monate und tausend schwierige Gespräche später, in denen ich jeden Pastor und Mentor und Freund und Verwandten in den Strudel dieser lebensentscheidenden Frage hineingezogen habe, sitze ich in einem Meeting der Gemeindeleitung. Das Essen ist vorbei. Jetzt sind nur noch ich und das Leitungsteam da. Das ist der Moment. Von jetzt an wird es in meiner Biografie ein Vorher und ein Nachher geben. Ich spreche es aus: »Ich kündige.«

Na ja, nicht völlig. Ich schmeiße nicht alles hin. Wir sind eine Gemeinde mit vielen Standorten. (Als ob eine Gemeinde zu leiten für jemanden wie mich nicht ausreichen würde.)

Unsere größte Tochtergemeinde ist in einem Vorort. Ich habe die letzten zehn Jahre meines Lebens dort verbracht, aber mein Herz hat immer der Stadt gehört. Schon seit der Highschool, als ich mit meinem 77er-VW unsere Straße rauf- und runterfuhr und davon träumte, in der Innenstadt eine Gemeinde zu gründen. Unsere Gemeinde in der Innenstadt ist kleiner, viel kleiner. Und das Umfeld ist viel schwieriger. Das urbane Portland ist ein säkulares Wunderland - da hast du alle Karten gegen dich. Aber ich spüre, dass die Schwerkraft des Geistes mich drängt, gerade hier zu landen.

MEIN TRAUM IST ES, MEIN LEBEN ZU ENTSCHLEUNIGEN,
ES ZU VEREINFACHEN, UM VERWEILEN ZU KÖNNEN.

Also...

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